Ibiza-Video-Organisator als Zeuge in Prozess gegen Sicherheitsberater
Die Spannung war groß, die Überraschung aber noch größer. Der Gerichtsssaal G im Landesgericht Krems war im Juni des letzten Jahres gut gefüllt, aber der Angeklagte Sascha Wandl fehlte.
Er schrieb dem Gericht eine Entschuldigung, dass er erkrankt im Krankenhaus Krems sei. Das Gericht ließ das prüfen und unterbrach den Prozess daraufhin bis Herbst. Die Jahreszeit stimmte, allerdings das Jahr nicht. Denn erst heute wird der Prozess fortgesetzt.
Verleumdung, Vortäuschung von Straftaten, Gläubigerschädigung, betrügerische Krida und schwerer gewerbsmäßiger Betrug - diesen Vorwürfen muss sich der fragwürdige Sicherheitsberater Sascha Wandl stellen. Er selbst bestreitet die Vorwürfe.
Der Prozess gegen den früheren Sicherheitsberater und Inhaber der Firma "Die Gruppe Sicherheit GmbH", ist deshalb so interessant, weil Wandl jene drei Personen ausgebildet haben will, die bei der Erstellung des Ibiza-Videos ihre Finger im Spiel hatten. Wandl reklamiert für sich, die Ibiza-Methode erfunden zu haben.
Ibiza-Video-Organisator als Zeuge
Der mutmaßliche Organisator des "Ibiza-Videos" soll am Freitag am Landesgericht Krems als Zeuge aussagen. Angeklagt ist ein ehemaliger Sicherheitsberater, der früher mit Julian H. - dem Begleiter der "Oligarchen-Nichte" auf Ibiza - zusammengearbeitet haben soll.
Ihm werden u.a. Verleumdung und grob fahrlässige Beeinträchtigung von Gläubigerinteressen vorgeworfen.
Der im Zusammenhang mit der Erstellung der Aufnahme per internationalem Haftbefehl gesuchte Detektiv wurde via Videokonferenz zugeschaltet. Er war laut der vorsitzenden Richterin über seinen Anwalt erreicht worden. H. bekräftigte, dass sein Sicherheitsunternehmen "sicher nie irgendeine Observation" gemacht habe.
H. sprach mehr als eineinhalb Stunden mit Kopfhörern im Ohr, meist bedacht in ruhigem Tempo und mit sonor anmutender Stimme. Auffällig war der schlechte Ton. Besonders bei den eher heiklen Stellen hieß es für das Auditorium "Ohren spitzen" - eine Parallele zum Ibiza-Video.
Wenig überraschend kam das Ibiza-Video bei der Befragung selbst aber nicht zur Sprache. Vielmehr ging es hauptsächlich um die jahrelange Geschäftsbeziehung von H. zum Beschuldigten. Er sei im Unternehmen des Niederösterreichers involviert gewesen, habe zwei externe Aufträge gegen Bezahlung auf Honorarnotenbasis übernommen, gab H. zu Protokoll. Auch die Deutsche Plasser Bahnbaumaschinen GmbH sei als Auftraggeber dabei gewesen. Es sei damals - Ende 2012 - um "Patentkopien von Bauteilen der Plasser" gegangen, involviert sei eine türkische Firma gewesen.
"Angeklagte hatte Tendenz, alles unglaublich aufzublasen"
Nach dem Konkurs des Unternehmens des Beschuldigten habe H. auch mit seiner eigenen, 2015 gegründeten Firma Aufträge von Plasser erhalten. Das Volumen sei "zwischen 25.000 und 30.000 Euro pro Monat angesiedelt" gewesen. Operativ tätig sei auch der nunmehrige Angeklagte gewesen, der allerdings stets zu Übertreibungen geneigt habe. "Er hatte die Tendenz, alles unglaublich aufzublasen", erklärte der Zeuge. Der 48-Jährige habe allerdings einen gewissen Kundenstamm miteingebracht.
Aufträge von Plasser hätten primär auf "Marktbeobachtung im weitesten Sinne" abgezielt, sagte H. Ein Konkurrenzunternehmen sei in Verdacht gestanden, Kunden und ehemalige führende Mitarbeiter von Plasser abzuwerben, dem sollte entgegnet werden. Illegale Methoden seien dabei allerdings nicht angewandt worden.
Von einem ehemaligen Kollegen war H. zuvor als Mann mit besonderen Fähigkeiten beschrieben worden. Anders als der Detektiv selbst offenbarte der Ex-Kompagnon allerdings immer wieder größere Erinnerungslücken. Von illegalen Spionagemethoden wollte auch er nichts gewusst haben.
Nach der Einvernahme von Julian H. endete der zweite Verhandlungstag. Fortgesetzt wird das Verfahren am 6. November.
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