Schon im Vorjahr hat die Gemeinde nach Differenzen die ausschließliche Nutzung einer alten Jagdhütte nahe der Meiereiwiese durch die „Waldleos“ untersagt. Drei Jahre lang war diese nach Absprache mit der Gemeinde das „Waldklassenzimmer“ der Kinder, in dem sie täglich gejausnet haben oder Unterschlupf fanden.
Doch die Gemeinde argumentierte, dass auch andere Kindergärten und Schulklassen die Hütte nutzen können sollen. Auch das gesetzlich vorgeschriebene feste Quartier im Eltern-Kind-Zentrum fiel wegen Eigenbedarfs weg.
➤ Mehr lesen: Projekt steht auf der Kippe: Waldkindergarten sucht Wald
Der Trägerverein fand eine Alternative beim Waldgasthaus Bockerl – zumindest für ein Jahr. „Das war vom pädagogischen Aufwand untragbar. Man ist eigentlich die ganze Zeit in Bewegung gewesen. Das war vor allem für die Kleinen schwierig“, sagt Dorner. Ein fixes Grundstück fand Dorner nicht mehr, sie zog die Reißleine für die zuletzt 13 Kinder umfassende Gruppe. Zu Hochzeiten hätte sie 30 unterbringen können.
Bundesforste, Gemeinde und Pfarre an einem Strang
Wie es besser gehen kann, zeigen die „Draußenkinder Wienerwald“ in Gablitz. 2020 beschlossen die Pädagogin Bianca und Volkswirt Dominic Schaufler, einen Waldkindergarten zu gründen. Von der Gemeinde habe es sofort Unterstützung gegeben. „Wir haben eine tolle Zusammenarbeit“, sagt Dominic Schaufler.
Die Österreichischen Bundesforste boten ein 1,5 Hektar großes Grundstück zur Pacht an. Als festes Quartier steuerte die Pfarre – an Abstimmung mit dem Land – den Pfarrsaal bei. 2021 starteten die Schauflers mit 10 Kindern, aktuell werden 22 betreut, backen Gatschkuchen und spielen zwischen Bäumen.
Auch die Schauflers bemerken, dass die Nachfrage nach Waldkindergärten steigt. Rund 15 solcher Einrichtungen gibt es in NÖ, fast alle private Initiativen. Neben der notwendigen Unterstützung durch die Gemeinden gibt es weitere Hürden. So werden viele Gruppen als Tagesbetreuungseinrichtungen geführt.
➤ Mehr lesen: Kindergartenoffensive NÖ: Rund 1200 Pädagogen und Betreuer gesucht
Da viele erst ab drei Jahren besucht werden können, sind sie trotz neuer Kindergartenoffensive nicht kostenlos. Weiterhin sind hohe Elternbeiträge notwendig, die Öffnungszeiten sind meist recht kurz. Immerhin, sagt Schaufler, wurde die Trägerförderung erhöht.
Hohe Kosten, aber viele Vorteile
Viele Waldkindergärten hätten finanziell zu kämpfen, sagt Waldpädagogin Barbara Laumer, die sich seit 20 Jahren in dem Bereich engagiert. Die Fluktuation sei groß. Dazu kommt: Im Gesetz sei der Betrieb von Institutionen, bei denen Kinder ganzjährig im Freien sind, eigentlich nicht vorgesehen, erklärt die Expertin. Anders, als etwa in Tirol.
Dabei seien die Vorteile offensichtlich, meint Laumer. Die Kinder würden motorisch vom Spielen im Wald profitieren, es gebe mehr Sinnesanregungen, was gut für die Hirnentwicklung sei. „Auch das Sehen wird gefördert“, sagt Laumer. „Viele Kinder sind kurzsichtig. Im Wald kann man weitere Distanzen sehen.“ Zudem gebe es weniger Konflikte, sprachlich werden die Kinder mehr gefordert und die Fantasie wird angeregt.
Mittlerweile hätten sich die Vorteile herumgesprochen. „Viele Kinder haben Defizite durch die Digitalisierung und leiden unter Bewegungsmangel“, erklärt Laumer. So gibt es auch bereits Landeskindergärten mit Schwerpunkt Waldpädagogik. Und seit Start des Kindergartenjahres gebe es sogar das Pilotprojekt einer richtigen Waldkindergartengruppe an einem Landeskindergarten, so die Expertin. Da würden die Kinder jeden Vormittag im Wald verbringen.
Für die „Waldleos“ kommt der Aufschwung zu spät.
Kommentare