Sprich: Behandlungen werden nur noch zwischen 7 und 15 Uhr angeboten. Wer jedoch eine Operation oder außerhalb der Betriebszeiten akut Hilfe braucht, der muss ins 100 Kilometer entfernte Universitätsklinikum Krems ausweichen. „Die Notfallversorgung ist auf jeden Fall zu jeder Zeit sichergestellt“, versichert die Landesgesundheitsagentur (LGA).
Die „temporäre Leistungsadaption“ sei aufgrund der Personalknappheit und damit zur Sicherheit der Patientinnen und Patienten erfolgt. Ziel sei es aber, wieder im Normalbetrieb zu arbeiten; es habe bereits Gespräche mit neuen Fachärzten gegeben, außerdem laufe eine Recruitingkampagne im In- und Ausland.
Doch auch ganz abgesehen von den jüngsten Problemen hat das Landesklinikum mit seinem Image zu kämpfen – bei Ärzten wohl ebenso wie bei den Patienten. Im März des Vorjahres trennte sich das Spital von seinem damaligen Direktor. Laut gut informierten Kreisen habe sein Führungsstil zu einer „Störung des Betriebsklimas“ geführt. Massive Kritik gab es seit Jahren auch von Bürgern; mit der Corona-Pandemie wurde die Laborambulanz eingestellt, außerdem gab es keine Kassen-MRT-Plätze. In beiden Fällen wurde mittlerweile ein Angebot geschaffen.
Qualitätsverlust?
An vorderster Front der Kritiker stand und steht der ehemalige ÖVP-Bürgermeister Alfred Weidlich. Und er ist es auch, der an die Bezirks- und Landespolitiker appelliert, sich für den Erhalt der HNO-Abteilung einzusetzen. „Die Schließung scheint der erste große Schritt zu sein, um weitere medizinische Leistungsreduzierungen vorzunehmen“, mutmaßt Weidlich.
Und er erinnert an den Übergabevertrag des einstigen „Weinviertel-Klinikums“ vom damaligen Gemeindeverband an das Land NÖ; darin wurde festgehalten, dass Mistelbach ein Schwerpunktkrankenhaus bleiben solle, also ein Spital, dessen Angebot über eine Grundversorgung hinausgeht. Außerdem hat sich das Land NÖ darin verpflichtet, dauerhaft ein „qualitativ hochstehendes Niveau“ sicherzustellen.
Abwanderung
Einen möglichen Image- und Qualitätsverlust lässt die LGA auf KURIER-Anfrage unkommentiert. Die sechs Kündigungen in der HNO-Abteilung führt man hingegen auf einen „unglaublichen Sog in den niedergelassenen Bereich“ zurück: Die Arbeitszeiten in Gruppenpraxen seien deutlich geringer bei höherem Stundenlohn. Dementsprechend wandere das „mit viel Zeit und Geld in den Kliniken ausgebildete Fachpersonal“ häufig in Privatordinationen aus. Im Gegenzug seien die Spitalsambulanzen überfüllt, da ein Mangel an Kassenärzten herrscht.
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