Hitze und Dürre: Klimawandel macht vor Wild nicht Halt

Der vergangene Sommer hat eindringlich vor Augen geführt, was Dürre und Hitze in den heimischen Wäldern anrichten kann.
Nach langen Trockenperioden lagen Flüsse und Bäche speziell im östlichen Flachland brach. Die Jägerschaft musste ausrücken um Wildtiere, die den klimatischen Extremen in freier Natur ausgesetzt sind, mit Wasser zu versorgen.
Der Klimawandel, Extremwetterereignisse und die damit verbundenen Veränderungen in der Tier- und Pflanzenwelt haben enorme Auswirkungen auf die Lebensräume in Österreich, weiß Niederösterreichs Landesjägermeister Josef Pröll.
"Motor dieser Diskussion sein"
Die Herausforderungen der immer stärker werdenden Wetterextreme nimmt der Jagdverband zum Anlass, um heuer einen noch nie da gewesenen Diskussionsprozess zu starten.
Unter dem Titel „Zukunft.Lebensraum. Droht mit der Arten- auch eine Lebensraumkrise?“ werden „mit unterschiedlichen Stakeholdern aus Land- und Forstwirtschaft, Jagd, Wissenschaft, Politik und Tourismus sowie Umweltschutzorganisationen Lösungen für attraktive Lebensräume entwickelt“, erklärt Pröll. „Wir werden der Motor dieser Diskussion sein, weil wir uns um die Entwicklung der Wildtiere und deren Lebensräume Sorgen machen“.
Die Auftaktveranstaltung mit namhaften Wissenschaftern und Wildökologen findet am 12. April im Raiffeisen-Forum in Wien statt, danach folgen drei runde Tische in Niederösterreich. „Lebensraum, der sich so verändert, muss gestaltet werden. Vor allem durch uns Jäger. Wir sind Macher und Umsetzer in der Natur und das seit Jahrhunderten“, erklärt der Landesjägermeister.
Die Auswirkungen des Klimawandels spüre man bereits stark durch Kalamitäten in der Forst- und Landwirtschaft. Als Beispiel nennt Pröll die großen Kahlschläge durch den Borkenkäfer. „Es liegt auch in unserer Kompetenz zu helfen, einen klimafitten Aufwuchs und Wald zu ermöglichen“. Die Verschiebung der Baumgrenze nach oben und besonders das Thema Wasserknappheit ist in den nö. Trockengebieten latent. „Das hat es früher so nicht gegeben“, sagt Pröll.

Landesjägermeister Josef Pröll
Noch nie war die Nachfrage nach einer jagdlichen Ausbildung so groß wie jetzt. Von den österreichweit 132.000 Jägern haben 36.400 ihre Jagdkarte in Niederösterreich. „Es gibt einen starken Zustrom zur Jagdprüfung. Mit der Tendenz, immer jünger und weiblicher“, erklärt der Landesjägermeister. Im Vorjahr wurde mit 249 neuen Jungjägerinnen ein historischer Höchstwert erreicht.
Jagdausbildung ohne Waffe
Wegen des enormen Interesses am Thema Umwelt, Wildtierkunde und Ökologie hat man in der Steiermark sogar ein viel diskutiertes Pilotprojekt gestartet, nämlich eine Jagdausbildung ohne Waffe und Jagdrecht. „Das ist ein Beweis für unser Handwerk und unsere Kompetenz“, so Pröll. Priorität habe die Ausbildung ohne Waffe derzeit aber keine.
Könige der Lüfte
Ein Punkt, der die Jagdausübenden immer wieder in Misskredit gebracht hat, ist die Wildtierkriminalität. Im nö. Weinviertel, dem Bermudadreieck für die Könige der Lüfte wie Kaiser-, Seeadler oder Mäusebussard, sind in den vergangenen Jahren mehr als 120 geschützte Greifvögel vergiftet oder abgeschossen worden.
Pröll hat dazu eine ganz klare Botschaft. „Es gibt keinen Millimeter Freiraum für illegale Machenschaften. Wir haben uns auf Punkt und Beistrich an die Gesetze zu halten.“ Der Jagdverband sei in Kooperation mit Partnern wie dem WWF in dieser Frage unterwegs. Es gebe eine Null-Toleranz-Politik. „Wir stehen unter besonderer Beobachtung. Jagd emotionalisiert und das schon seit Jahrhunderten“, erklärt Pröll.

NÖ als Hotspot für Wölfe
Mit vier bestehenden Rudeln im Waldviertel und mehreren Exemplaren zwischen Schneeberg, Rax und dem Hochkar ist Niederösterreich auch Hotspot, was den Wolf anbelangt. „Wenn die Population so stark steigt wie derzeit, ist das ein Thema der Nutztierhaltung und des Tourismus. Da entwickelt sich etwas, was weit über die Jagd hinaus zu einem Problem wird“, sagt Pröll. Damit verbunden auch die Angst des Menschen vor dem Wolf.
Verordnungen
Von Aussetzprogrammen und bewusster Ansiedlung halte man rein gar nichts. Mit der extrem kritischen Haltung zum Wolf und den großen Beutegreifern sei man anfangs völlig alleine dagestanden „und dafür auch gescholten worden“. Jetzt sei aber ein Umdenken erfolgt.
Mittlerweile ist es möglich, mit Verordnungen Problemwölfe zu entnehmen. „Auf einmal brechen auch in der Europäischen Union die Dämme“. Man überlegt bereits den Schutzstatus des Wolfes herab zu setzen. „Das hätte vor Jahren jeder für unmöglich gehalten. Es geht nicht um Ausrottung, aber um die Frage der Eingrenzung.“
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