Baby erlitt Hirnblutung und Serienrippenbrüche: Freispruch für Vater

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28-Jähriger leugnet, seinen neugeborenen Sohn schwer verletzt zu haben - bleibt aber auch jede Erklärung schuldig.

Nicht einmal zwei Monate alt war das Baby, das am 19. Februar dieses Jahres von seinen Eltern ins Krankenhaus Wiener Neustadt eingeliefert wurde. Frische, aber auch bereits verheilte Rippenbrüche, Blutungen im Kopf sowie ein Schädel-Hirn-Trauma stellten die Ärzte bei dem Säugling fest. "Mehr als die Hälfte seines kurzen Lebens hatte er Schmerzen", sagt die Staatsanwältin über das Kind.

Jenem Mann, der dafür verantwortlich sein soll, seinem Vater, scheint all das - zumindest äußerlich - nicht allzu nahe zu gehen. Mit breitem Grinsen im Gesicht lässt sich der 28-Jährige am Mittwoch von einem Justizwachebeamten aus der Haft in den Verhandlungssaal im Landesgericht Wiener Neustadt führen.

Weder er noch seine Ehefrau seien für die Verletzungen verantwortlich, sagt er. "Wer war es dann?", will die vorsitzende Richterin wissen. "Ich habe keine Ahnung", lautet die wenig aufschlussreiche Antwort. Ob irgendjemand außer den Familienmitgliedern mit dem Säugling alleine gewesen sei? "Nein", erwidert der Angeklagte. "Also: wer war es?", bleibt die Richterin unnachgiebig. "Ich weiß es nicht", bleibt der 28-Jährige jede Erklärung schuldig.

Mutter unter Verdacht

Seine Anwältin Astrid Wagner wird da konkreter: Es gebe "auch andere Verdächtige". So könnte etwa die Ehefrau aus Überforderung die Nerven verloren haben, meint sie. Nachsatz: "Aber da schaut er mich gleich böse an, wenn ich das sage." Befragt werden kann die Mutter des schwer misshandelten Kleinkindes nicht, denn sie flüchtete mit ihrem Sohn vor den Behörden, ist seither verschwunden.

Vom Jugendamt hätte das Baby einer Krisenpflegemutter übergeben werden sollen. Doch dazu kam es nicht. Am 26. März dieses Jahres verschwand die Ehefrau vor der behördlichen Kindesabnahme mit dem Buben und dessen nur rund ein Jahr älterer Schwester ins Ausland. Nach ihr wird mittels EU-Haftbefehl gefahndet.

"Waren nicht überfordert"

Sie seien als Eltern nicht überfordert gewesen, betont der Angeklagte am Mittwoch. Man habe sich gemeinsam um den Sohn und die Tochter gekümmert, Hilfe habe man von der Großfamilie erhalten, bei der das Paar mit seinen Kindern lebte. Schon kurz nach der Geburt habe er "ein Knacksen im Brustkorb" des Säuglings bemerkt und Ärzte darauf hingewiesen. Es sei aber nichts dagegen unternommen worden, kritisiert er.

Die Eltern und Geschwister des 28-Jährigen können sich die Verletzungen ebenfalls nicht erklären. „Ich habe zwölf Kinder und 24 Enkelkinder. So etwas ist bei uns nie vorgekommen“, sagt seine Mutter als Zeugin aus.

Nach einem Krampfanfall brachten die Eltern das Baby am 19. Februar ins Krankenhaus, gegen sie wurde aufgrund der festgestellten Verletzungen Anzeige erstattet.

Gutachten bestätigt Verletzungen

Im Gutachten eines gerichtlichen Sachverständigen wurden diese Verletzungen erneut dokumentiert. Alternative Erklärungen - das Kind habe unter Vitaminmangel oder an der Glasknochenkrankheit gelitten - würden darin entkräftet, betont die Staatsanwältin. Verteidigerin Wagner sieht sonst aber „keine objektivierten Beweise“ und fordert daher einen Freispruch. 

Der Schöffensenat fällte diesen Freispruch - er ist nicht rechtskräftig. Dass das Baby misshandelt wurde, stehe fest, sagte die Richterin. Dem 28-Jährigen könne jedoch nicht mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nachgewiesen werden, dass er die Verletzungen verursacht habe. 

In Bezug auf den Vorwurf der Kindesentziehung sei der Tatbestand nicht verwirklicht, erklärte die Richterin. Die Staatsanwaltschaft gab keine Erklärung ab. Der 28-Jährige wurde enthaftet

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