
© /Katharina Zach
"Helfen ist eine Bereicherung"
Acht Flüchtlingsfamilien fanden dank engagierter Bürger ein neues Zuhause und eine Perspektive.
Es ist ein super Gefühl, wenn man was machen kann. Es tut gut und ist eine unglaubliche Bereicherung." Wenn Anna Wieselthaler über ihr Engagement für die Flüchtlinge im niederösterreichischen Perchtoldsdorf spricht, gerät sie ins Schwärmen. Dabei ist die Flüchtlingshilfe für sie sowie ihre Mitstreiter völliges Neuland.
Vor einem halben Jahr haben engagierte Perchtoldsdorfer auf Initiative von Anwohnerin Inge Schedler die Versorgung von Asylwerbern selbst in die Hand genommen und das "Flüchtlingsnetzwerk Perchtoldsdorf" gegründet. "Im Dezember habe ich mir gedacht, wir können doch nicht frohe Weihnachten verbringen, ohne aktiv etwas zu tun", erzählt Schedler. Zu dramatisch habe sie die Schicksale der Flüchtlinge empfunden.
Seither haben sieben Freiwillige mit Unterstützung von mehr als 40 Bürgern, der Diakonie und der Gemeinde acht Flüchtlingsfamilien in privaten Unterkünften untergebracht. Ablehnung konnten die ehrenamtlichen Flüchtlingshelfer rasch ausräumen. Zwei Wohnungen wurden dem Netzwerk bereits im Jänner angeboten. Als im Februar die erste Familie einzog, richteten Freiwillige die Wohnung her und spendeten Matratzen und Kleidung. "Wir haben die Flüchtlinge von Anfang an nicht versteckt", erklärt sich Doris Fischer-See das positive Echo.
Begegnungen
Auch die Betreuung der Flüchtlinge übernehmen die Perchtoldsdorfer ehrenamtlich. Jede Familie hat ein bis zwei Mitglieder des Netzwerks als Ansprechpartner, auch für die Vermieter sind die Freiwilligen als Vermittler da. "Das ist ein wesentlicher Faktor, um die Angst zu nehmen", sagt Fischer-See. Zudem helfen die Perchtoldsdorfer bei Behördenwegen, Arztbesuchen, organisieren Spenden und unternehmen Ausflüge mit Bürgern und den Flüchtlingen. "Oft sind es aber gegenseitige Besuche, gemeinsames Kaffeetrinken und persönliche Begegnungen, die wirklich helfen", ergänzt Schedler.

Freiwilligenarbeit
Das Flüchtlingsnetzwerk hat Radwan inzwischen eine Anstellung am Wirtschaftshof organisiert – er darf mit positivem Asylbescheid arbeiten. "Die anderen Flüchtlinge machen Freiwilligenarbeit, etwa als Schülerlotsen oder bei der Heidepflege", erzählt Schedler.
Kritik übt die Initiatorin des Flüchtlingsnetzwerks jedoch an der Politik. "Wir machen das mit Inbrunst, aber dass die Regierung die Verantwortung abgibt empört uns zutiefst. Es kann nicht sein, dass die Hilfe auf Ehrenamt ausgelegt wird", sagt Schedler. "Wir würden gerne mehr machen, aber wir sind an unseren Grenzen". Trotzdem wird das Netzwerk weiter helfen. Über den Sommer werden die Perchtoldsdorfer acht junge Männer in einer Montessori-Schule im Ort unterbringen. Für sie werden ab Herbst noch Wohnungen gesucht.
Auch weitere Veranstaltungen zum Thema Flucht sind in Planung. "Wir wollen den Boden bereiten für eine echte Willkommenskultur."
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