"Harakiri-Job, aber man lebt länger“

"Harakiri-Job, aber man lebt länger“
Ex-Hauptstadtplaner Norbert Steiner, 69, rettete als Ausputzer den Skylink vorm Desaster. Jetzt ist Schluss mit Megabauten.

Mit dem skandalfreien Bau des Landesviertels in St. Pölten (Chef des Hauptstadt-Managements ab 1987) und danach  als Chef der ÖBB-Bahnhofsoffensive (bis 2009)     erwarb Norbert Steiner den Nimbus als Saubermann-Planer. Als der Flughafen-Skylink im Finanzchaos zu versinken drohte, überredete ihn Landesvize Wolfgang Sobotka zur Rettungsmission. Erfolgreich, wie der Betriebsstart Dienstagfrüh demonstrierte.

KURIER: War es leichter, für NÖ eine Hauptstadt zu bauen, als den Skylink zu retten?

Norbert Steiner: Nein, sicher nicht. Das Projekt in Niederösterreich hat 12 Jahre gedauert und am Flughafen drei Jahre, um das  in Ordnung zu bringen. Eine Landeshauptstadt ist schon von der Dimension her etwas anderes, als etwas in Ordnung zu bringen, das in Schieflage steht. Die Landeshauptstadt war  schlicht und einfach das  Mega-Highlight im Leben eines gelernten Architekten.

Was ist  schief gelaufen beim Skylink?

Es hat sich drastisch gezeigt, was passiert, wenn ein Bauherr nicht kompetent genug aufgestellt ist. Bei so einem Riesending darf man sich nicht nur auf fremde Konsulenten verlassen, sondern muss selber bis ins Detail firm sein.  Hätte ich früher damit zu tun gehabt, wäre schneller alles unter Dach gewesen und nicht erst nach zehn Jahren Bauzeit.

Wie geht"s Ihnen jetzt nach Applaus von allen Seiten?

Super.  Die letzten Tage vorm Aufsperren waren hoch stressig. Aber jetzt bin ich wirklich entspannt.  Es ist das  Gefühl, dass man alles gemacht hat, was nur möglich war. Es ist wirklich sensationell, wenn man sieht, wie so eine große Anlage ganz selbstverständlich in Betrieb geht.

"Harakiri-Job, aber man lebt länger“

Warum tut sich ein renommierter Baumanager mit 69 so einen Hochrisiko-Job an?

Eigentlich wollte ich  2009 in Pension gehen, aber ich hab mich von meinen Freunden in Niederösterreich überreden lassen. Ja, es war schon ein ordentliches Risiko dabei. Zum Start hat mir der Ex-Vizekanzler Erhard Busek gesagt, das ist ein Harakiri-Job und Freunde haben gemeint, das ist die beste Chance für mich, meinen guten Ruf zu verlieren.  Aber ich muss gestehen: Ich hab  a bissl a Angst davor, dass man nur daheim sitzt. Ich hab das Gefühl, man lebt ein bissl länger, wenn man Herausforderungen annimmt.

Und jetzt geht es flott weiter zu nächsten Schleudersitz-Großbaustelle?

Na (lacht), jetzt hab` ich nimmer große Absichten. Bis Jahresende  muss ich mich  noch   beim  Skylink um den Betrieb kümmern  und danach  möcht" ich nur noch tun, was mir Spaß macht. Ein bissl was im Wohnbau vielleicht. Das reicht, ich werd" im Oktober 70.  Da lass ich meinem Leben als vom Tiroler zum begeisterten Niederösterreicher mutierten Menschen freien  Lauf.  Ich wohn  mit Genuss  in St. Pölten mit Blick aufs Regierungsviertel und   am Wochenende bin ich  in meinem Häusl am See in Blindenmarkt.  Garteln, fischen,  Karikaturen zeichnen, Klavier spielen und  Freunde treffen.

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