Gebürtiger Iraner mit Hakenkreuz am Arm: "Für mich nur ein Sonnensymbol"

Gebürtiger Iraner mit Hakenkreuz am Arm: "Für mich nur ein Sonnensymbol"
Neunfach Vorbestrafter behauptete, Bedeutung der auf seinem Körper tätowierten NS-Symbole nicht gekannt zu haben. Bedingte Haftstrafe.

Allzu genau scheint es der Angeklagte mit den österreichischen Gesetzen nicht zu nehmen. Nicht nur seine neun Vorstrafen - unter anderem wegen Körperverletzung, Drogendelikten und Verstößen gegen das Waffengesetz - deuten darauf hin.

Auch die eine oder andere Aussage am Dienstag am Landesgericht Wiener Neustadt. Wie etwa: "Ich habe mehrere Schlaganfälle gehabt und bin im Koma gelegen.

Deswegen darf ich jetzt keinen Alkohol und kein Kokain konsumieren." Schmunzelnd antwortet der vorsitzende Richter: "Kokain dürften Sie sowieso nicht konsumieren. Aber Sie meinen jetzt wahrscheinlich die gesundheitlichen Folgen."

NS-Tätowierungen am Arm

Doch nicht nur das Suchtmittelgesetz dürfte dem gebürtigen Iraner, der seit seinem dritten Lebensjahr in Österreich lebt und auch die österreichische Staatsbürgerschaft angenommen hat, unbekannt sein. Dass er mit Tätowierungen eines Hakenkreuzes und einer SS-Rune auf seinem Arm gegen das Verbotsgesetz verstoßen und sich der Nationalsozialistischen Wiederbetätigung schuldig gemacht habe, kam für ihn ebenfalls überraschend.

Eine ehemalige Freundin habe die Symbole vor rund neun Jahren in Spanien tätowiert, erzählt der Angeklagte. "Ich hab einfach gesagt, sie soll irgendetwas machen", behauptet er. Einen Zusammenhang mit dem NS-Regime habe er nicht hergestellt. "In meinem Kulturkreis ist das ein Sonnensymbol, das im Iran zum Beispiel auf Lkws gemalt wird", sagt der 35-Jährige über das Hakenkreuz. "Und Sie wurden nie darauf angesprochen?", wundert sich der Richter. "Nein, nicht in Österreich", lautet die Antwort. "Nicht einmal im Gefängnis, wo ich mit 99,9 Prozent Ausländern gesessen bin."

Drogentherapie

Erst bei einem Verwandtenbesuch in Russland habe man ihn gewarnt: "Hitler hat 20 Millionen Russen ermordet, wenn du so auf die Straße gehst, wirst du ermordet." Daraufhin habe er die Symbole verschwinden lassen: Die SS-Rune wurde unkenntlich gemacht, aus dem Hakenkreuz ein "Fenster", wie es der Angeklagte bezeichnet. Doch bei seiner Rückkehr nach Österreich wurde er verhaftet, saß in Haft und wurde verurteilt, dann jedoch zugunsten einer Suchtgifttherapie enthaftet. 

Mit rechtsradikaler Ideologie habe sein Mandant absolut nichts zu tun, beteuert der Verteidiger des Mannes. "Er stammt aus dem asiatischen Raum, wo diese Symbole eine andere Bedeutung haben. Hitler hat sie ja nicht erfunden, sondern nur gestohlen und pervertiert", gibt er zu bedenken. "Auf seinem Bauch hat er zum Beispiel ein riesiges Bild von Che Guevara tätowiert, der war Kommunist, es gibt hier also sicher keine NS-Gesinnung."

"Bin kein Nazi"

Der 35-Jährige bekräftigt: "Ich bin wirklich kein Nazi, kenne mich mit dem Nationalsozialismus nicht aus. Ich finde meine Kultur interessanter." Da hakt die beisitzende Richterin nach: "Und mit 'meine Kultur' meinen Sie was?". "Die iranische", lautet die klare Antwort. Auf seinem Oberarm finde sich deshalb unter anderem auch ein großes Konterfei des persischen Königs Kyros.

Straffrei kommt der Mann trotz seiner Unschuldsbeteuerungen nicht davon. Das Urteil, zwei Jahre Haft bedingt, ist nicht rechtskräftig.

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