Häupl: "Neue Wohnungen ohne Stadtstraße, das ist ein Unfug"

Wenn Wiens ehemaliger SPÖ-Bürgermeister Michael Häupl und sein niederösterreichischer Freund, der Ex-ÖVP-Landeshauptmann Erwin Pröll, gemeinsam auftreten, dann hat das noch immer Zugkraft. Die Zuschauerplätze waren alle besetzt, als die beiden im Haus der Geschichte in St. Pölten anlässlich des 100-jährigen Jubiläums der Trennung von Wien und NÖ als Zeitzeugen befragt wurden. Und der einst mächtigste Mann in Wien nahm sich auch kein Blatt vor den Mund. Also sprach Michael Häupl...
... über die Freundschaft mit Erwin Pröll: Diese sei 1997 zu mitternächtlicher Stunde mit jenem Handschlag besiegelt worden, mit dem auch die Vereinbarung über das Palais NÖ in der Herrengasse geschlossen wurde. Wien hätte damals nach der Übersiedlung der NÖ Landesregierung nach St. Pölten das Vorkaufsrecht gehabt. Häupl verzichtete darauf und erhielt im Gegensatz andere nö. Grundstücke in der Stadt (etwa auf der Donauinsel). Warum er das gemacht hat? „Den Niederösterreichern das Palais wegzunehmen, ist mir unkeusch erschienen.“
... über das Forschungsinstitut IST Austria: Im Jahr 2006 hatte es für eine riesige Aufregung gesorgt, dass die Forschungseinrichtung IST Austria („Elite-Universität“) nicht in Wien, sondern in Maria Gugging in Klosterneuburg angesiedelt worden ist. Die damals oppositionelle Bundes-SPÖ wetterte dagegen, Klosterneuburg wurde öffentlich zur „Pampa“ degradiert. Häupl: „Ich habe die Diskussion immer als seltsam empfunden. Es ist doch gut, wenn eine Region zusammenwächst“, sagt er heute. Und: „Ich habe damals einem Journalisten gesagt, dass außer mir und Erwin Pröll wohl niemand weiß, wo dort genau die Grenze zwischen Wien und Niederösterreich verläuft.“
... über den Lobautunnel und die Stadtstraße: "Zu meinem tiefsten Bedauern“ werde der Lobautunnel vorerst nicht errichtet. Aber: „Es wird wieder eine andere Regierung kommen und dann wird er gebaut.“ Weniger entspannt sei er bei der Stadtstraße: „Neue Wohnungen ohne eine Straße kann es nicht geben, das ist ein Unfug.“ Und in Richtung Grüne: „Die Stadtstraße ist ein Teil des rot-grünen Verkehrskonzepts. Sich heute davon zu distanzieren, halte ich für schäbig und unredlich.“
... Spitalsbesuche: Als sich Erwin Pröll in den 1990er-Jahren bei einem Fußballspiel auf der Hohen Warte schwer verletzte, hat ihn Häupl immer wieder besucht. Umgekehrt war das der Fall, als Häupl nach seinem Abschied aus der Politik einen schwierigen Spitalsaufenthalt hinter sich bringen musste. Häupl: „Ich hätte mir von so manchen Parteifreunden auch gewünscht, dass sie sich so um mich kümmern.“
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