Manche Zuschauer vermuteten während der Staffel Disharmonien zwischen den beiden. Etwa, dass Martina ihrer Tochter den Erfolg und das viele eingeheimste Lob nicht gönne. „Da hab ich mir gedacht ,Leute, ihr wisst es einfach nicht’“, sagt Lou-Anne. „Das ist einfach unser Humor. Wir haben deswegen so eine gute Bindung zueinander, weil wir unseren Sarkasmus verstehen.“
Dementsprechend trocken fiel in der Siegerinnen-Pressekonferenz Lou-Annes Antwort auf die Frage aus, ob es sie kurz aus der Bahn geworfen habe, als das Aus ihrer Mutter verkündet wurde: „Nein. Sie ist ja nicht gestorben. Sie durfte nur den letzten Walk nicht mehr machen.“
Beim ersten Catwalk der Liveshow waren aber beide Klosterneuburgerinnen noch dabei – Lou-Anne trug dabei einen Kerzenständer am Kopf, Martina einen Lampenschirm. Schräg fanden das beide nicht.
„Es war witzig“, sagt Martina. Ein Teil von diesen Inszenierungen zu sein, sei das Schöne am Modeln. „Man kann mir anziehen, was man möchte“, sagt auch Lou-Anne. „Ein Müllsack wäre auch ok für mich.“
Im Vorfeld des Finales kam es zum wiederholten Male zu Kritik an dem Format Germany’s Next Topmodel – unter anderem von ehemaligen Kandidatinnen. „Frauenverachtend“, „Manipuliert“, man werde mit „Mobbing alleine gelassen“ waren dabei die Hauptvorwürfe. Warum setzt man sich und auch seine eigene Tochter dem aus?
„Lou-Anne hat selbst entschieden, dass sie teilnehmen möchte, und ich habe sie dabei unterstützt“, so Martina. Zudem finde sie das Format nicht nur oberflächlich, „man kann sich auch weiterentwickeln.“ Etwas, das auch die Modelbranche getan hat, sagt Martina.
Und sie muss es wissen. Sie hat bereits in den 1990-er Jahren gemodelt. Das sei ihr aber irgendwann zu wenig gewesen: „Damals musste man nur schön sein. Heute kann man Botschafterin sein und auch für etwas stehen.“ Martina, studierte Psychologin, wollte schon immer die Welt verbessern – vor allem die Umwelt.
Die stets gelassene Lou-Anne hat mit der öffentlichen Aufmerksamkeit jedenfalls kein Problem. „Dass die Leute einen nach so einer Show erkennen, ist ja vorauszusehen. Wenn man das nicht will, darf man auch nicht mitmachen.“
Ein Durchmarsch war die Staffel für beide nicht – auch angehende Topmodels werden von Zweifeln geplagt. „Ein Walk von mir war zum Kotzen“, erzählt Lou-Anne. Beim Ansehen habe sie gedacht „Was habe ich denn da gemacht?“. Auch Martina hatte Szenen, in denen sie sich „alt und hässlich findet“. Sie sei keine Marathonläuferin, sondern eine Sprinterin. „Gegen Ende ist mir die Kraft ausgegangen, das sieht man mir an“.
Lou-Anne, die unter anderem 100.000 Euro gewonnen hat, will neben den kommenden Modeljobs auch verreisen. Natürlich auch mit ihrer Mutter. Sie würden ohnehin alle zwei Jahre Mutter-Tochter-Urlaub machen.
Ein bisschen wie ein gemeinsamer Urlaub sei auch die Topmodel-Reise gewesen. Sie hätten sich gegenseitig Kraft gegeben, sagen beide unabhängig voneinander. Das ehrliche Feedback untereinander sei wichtig gewesen und auch die Tipps – wobei „manche Tipps von der Mama auch ungefragt gekommen sind“, sagt Lou-Anne.
Ein Satz, der wohl auch in Mutter-Tochter-Gespannen im Nicht-Model-Universum gelegentlich fällt.
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