Die SPÖ steht vor der Rückkehr ins Vösendorfer Bürgermeister-Büro

Jubel bei der SPÖ Vösendorf am Wahlabend.
Über viele Jahrzehnte hinweg galt Vösendorf im Bezirk Mödling als SPÖ-Hochburg. Bis zum Jahr 2015 regierten die Sozialdemokraten mit absoluten Mehrheiten. Bei der Gemeinderatswahl 2020 gelang ÖVP-Spitzenkandidaten Hannes Koza dann die große Überraschung.
Er beendete die SPÖ-Vorherrschaft - erreichte mit der Volkspartei zwar nur Platz zwei hinter den Sozialdemokraten, konnte sich in einer Koalition mit den Grünen aber das Bürgermeister-Amt sichern.
Außertourliche Neuwahlen brachten Kozas ÖVP-Liste dann 2024 - trotz vorangegangener Aufregung um eine vom Bürgermeister der Gemeinde verrechnete, private Anwaltsrechnung - sogar selbst die absolute Mehrheit. Doch nur für kurze Zeit. Nach einem vorgetäuschten Angriff auf sich trat der Bürgermeister im Februar 2025 zurück, die Oppositionsparteien legten ihre Mandate geschlossen zurück und erzwangen so wieder Neuwahlen.
ÖVP stellt Bürgermeister-Anspruch
Diese endeten gestern, Sonntag, mit deutlichen Verlusten für die ÖVP. Man fiel von 17 auf 12 Mandate zurück, blieb aber stimmenstärkste Partei im Gemeinderat. Bürgermeisterin Birgit Petross, die das Amt nach Kozas Rücktritt übernommen hatte, bekräftigte daraufhin den Anspruch der ÖVP, auch weiterhin die Führung im Rathaus zu behalten. Sie wolle mit allen Fraktionen Gespräche über eine mögliche Zusammenarbeit in den kommenden fünf Jahren führen: "Auf Augenhöhe."
"Vösendorf hat eine schwierige Zeit hinter sich. Aber gerade in schwierigen Zeiten ist es wichtig, nicht davonzulaufen, sondern Verantwortung zu übernehmen", so Petross. "Genau das haben mein Team und ich getan. Unsere Bürgerinnen und Bürger haben entschieden, das Ergebnis gilt es zu akzeptieren. Ich sage allen, die uns trotz schwieriger Rahmenbedingungen das Vertrauen ausgesprochen haben, ein aufrichtiges Danke."
Kaum Aussichten auf eine Mehrheit
Man wolle nun "gemeinsam nach vorne schauen – dazu lade ich alle politischen Kräfte ein.“
Realistische Aussichten, eine Koalition mit Mehrheit im Gemeinderat bilden zu können, hat die ÖVP aber nicht.
SPÖ-Spitzenkandidatin Gabriele Scharrer betonte am Wahlabend zwar, das Gespräch mit Petross abwarten zu wollen. Doch die SPÖ hat längst selbst Gespräche über eine Koalition unter roter Führung begonnen - und die deutlich besseren Karten, diese auch erfolgreich abzuschließen.
Scharrer wird daher wohl Vösendorfs neue Bürgermeisterin - Ehemann Friedrich Scharrer hatte das Amt in den Jahren 2009 bis 2015 inne. Die Pädagogin hatte mit dem Wahl-Slogan "Lieber eine Lehrerin im Rathaus, als ein Kindergarten im Gemeinderat" auf die Schlammschlacht in der Vösendorfer Gemeindepolitik in den vergangenen Jahren angespielt.
Liste V2000 als großer Wahlgewinner
Von drei auf sechs Mandate verdoppeln konnte sich die Liste V2000 am Sonntag. Spitzenkandidat Peter Meisinger stellte für die nunmehr drittstärkste Kraft im Gemeinderat bereits klar: "Wir haben eine große Schnittmenge mit der SPÖ." Er sei zwar für Gespräche mit allen Fraktionen offen, habe aber "eine klare Präferenz".

Peter Meisinger (Liste V2000) könnte Vösendorfs nächster Vizebürgermeister werden.
Mit gemeinsam 16 Mandaten verfügen SPÖ und V2000 allerdings noch über keine Mehrheit, dafür müssen auch die FPÖ (drei Mandate), die Grünen, oder die Neos (jeweils ein Mandat) ins Boot geholt werden.
Meisinger scheint dann logischer Kandidat als neuer Vizebürgermeister in Vösendorf.
Der Volkspartei bliebe nur mehr die Hoffnung auf eine Vierer-Koalition mit FPÖ, Grünen und Neos. Diese käme gemeinsam auf 17 der insgesamt 33 Sitze im Gemeinderat.
Absage der FPÖ an ÖVP
Doch FPÖ-Spitzenkandidatin Monika Alk stellt auf KURIER-Nachfrage klar: "Wir schließen eine Zusammenarbeit mit der ÖVP grundsätzlich aus." Man habe "saubere, transparente Politik für Vösendorf versprochen", so Alk: "Wir sind unseren Wählern im Wort." Die Freiheitlichen konnten von zwei auf drei Mandate zulegen.
Sie wolle nun abwarten, ob man von der SPÖ zu Gesprächen eingeladen werde, sagt Alk, schließe aber auch den Gang in die Opposition nicht aus. "Wir werden sicher nicht bedingungslos in eine Koalition gehen, nur um mitregieren zu können."

FPÖ-Spitzenkandidatin Monika Alk mit Bezirksparteiobmann Harald Thau.
Neos-Spitzenkandidat Karim Pfeil zeigte sich am Sonntag "stolz, dass uns so viele Vösendorfer ihr Vertrauen schenken" und sieht "zugleich einen klaren Auftrag, tatkräftig für die Zukunft unserer Gemeinde anzupacken.“
Das Angebot der Neos sei klar: "Ein transparentes, bürgernahes und zukunftsfit gestaltetes Vösendorf mit Neos als Reformkraft." Auf einen bevorzugten Koalitionspartner wollte er sich aber nicht festlegen: "Wir sind für Gespräche mit allen offen."

Neos-Spitzenkandidat Karim Pfeil mit Landessprecherin Indra Collini.
Und Grünen-Sprecher Peter Köck kündigte bereits an: "Ein Wechsel in Vösendorf war dringend nötig." Er sei erfreut, dass sich "jetzt andere Möglichkeiten ergeben". Man fordere "Kontrolle und Transparenz".
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