Neuwahl Vösendorf: ÖVP verliert Absolute, SPÖ will Bürgermeisterin stellen

Zum dritten Mal in fünf Jahren wurde am Sonntag in Vösendorf (Bezirk Mödling) der Gemeinderat neu gewählt. Nach dem Rücktritt von Bürgermeister Hannes Koza (ÖVP) im Februar hatten die Oppositionsparteien geschlossen ihre Mandate zurück gelegt, um den außertourlichen Urnengang zu erzwingen.
Das Ergebnis wurde mit großer Neugier erwartet und die Gemeinde machte es noch etwas spannender. Obwohl die Wahllokale um 16 Uhr schlossen, wurde das Ergebnis erst kurz nach 19 Uhr bekannt gegeben.
Bürgermeisterin Birgit Petross hatte mit ihrer ÖVP eine knappe absolute Mehrheit (17 von 33 Mandaten) zu verteidigen. Das ist ihr nicht gelungen. Die ÖVP büßte im Vergleich zur letzten Wahl 2024 fünf Mandate ein und kam am Sonntag auf 12. Das ist weiterhin Platz eins. Aber die Absolute ist verloren. Und damit wohl auch der Bürgermeistersessel.
Warum die SPÖ hoffen darf
Denn alle anderen Listen hatten eine Koalition mit der ÖVP im Vorfeld der Wahl ausgeschlossen. Damit hat SPÖ-Spitzenkandidatin Gabi Scharrer die besten Karten, das Bürgermeisteramt für ihre Partei zu erobern. Die rote Liste verharrt zwar auf 10 Mandaten, erreicht aber auch wieder Platz zwei.

Gabriele Scharrer gab sich am Sonntag zuversichtlich.
Über Zugewinne können sich die Liste V2000 - sie legt von 3 auf 6 Mandate zu - und FPÖ freuen. Die Blauen gewinnen ein Mandat und haben nun 3. Die Neos erobern ein Mandat und ziehen damit in den Gemeindrat ein. Die Grünen erreichen - wie im Vorjahr - ebenfalls ein Mandat.
In einer ersten Reaktion erklärte Scharrer: "Wir haben gute Vorgespräche mit möglichen Koalitionspartnern geführt, morgen werden wir weitere Gespräche haben." Petross stellt indes trotz der Verluste der ÖVP weiter den Bürgermeisteranspruch - und will ebenfalls Gespräche führen.
Das Ergebnis in Prozenten
Die ÖVP ist am Sonntag letztlich auf 33,1 Prozent der Stimmen (-15,8 Prozent) gekommen. Die SPÖ erhielt 28,1 Prozent (-2,1 Prozent). Es folgen V2000 (19 Prozent/+10,6), FPÖ (8,7 Prozent/+1,3), Neos (5,1 Prozent/neu) und Grüne (3,8 Prozent/-1,4). Die Liste "Wir Vösendorfer" (2,3 Prozent) verpasste den Einzug in den Gemeinderat.
Die Wahlbeteiligung lag bei 55,7 Prozent und ist damit im Vergleich zur Wahl im Vorjahr (64,6 Prozent) deutlich gesunken.
Im Jahr 2020 hatte Hannes Koza als Spitzenkandidat der ÖVP die jahrzehntelange Vorherrschaft der SPÖ beendet und den Bürgermeistersessel erobert. In einer Koalition mit den Grünen regierte Koza, bis bekannt wurde, dass der Bürgermeister eine private Rechtsanwaltsrechnung manipuliert und die Kosten der Gemeinde verrechnet hatte. Koza bezahlte die Summe nachträglich, ein Verfahren der Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt gegen ihn endete mit einer Diversion.
Alle Mandatare seiner ÖVP-Liste legten ihre Gemeinderatsmandate zurück, es kam zu Neuwahlen im Mai 2024. Diese brachten Kozas ÖVP die absolute Mehrheit im Gemeinderat. Im Dezember 2024 behauptet der Bürgermeister dann, am Heimweg vom Gemeindeamt von einem vermummten Unbekannten attackiert und verletzt worden zu sein. Er veröffentlichte Bilder mit Gesichtsverletzungen. Doch bald kamen Zweifel am Wahrheitsgehalt dieser Behauptungen auf. Die Staatsanwaltschaft wurde erneut aktiv. Letztlich gab der Bürgermeister zu, den Angriff nur erfunden und sich die Verletzungen selbst zugefügt zu haben.
Im Februar 2025 trat Koza als Bürgermeister zurück, Vizebürgermeisterin Birgit Petross (ÖVP) übernahm.
Insgesamt sieben Listen traten am Sonntag zur Wahl an. Neben den bereits zuvor im Ortsparlament vertretenen ÖVP, SPÖ, V2000, FPÖ und den Grünen erstmals auch die Neos und die Liste "Wir Vösendorfer".
Kommentare