Geimpfter FPÖ-Gemeinderat wechselt vor Demo zu anderer Partei

Karl-Heinz Knoll kann nicht mehr mit der FPÖ. Nach 20 Jahren wechselt er zur Bürgerliste UWG
Einen Tag vor FPÖ-Demo in Waidhofen/Ybbs gab Karl-Heinz Knoll nach 20-jähriger Arbeit als Gemeinderat seinen Austritt aus der FPÖ und den Wechsel zur Liste UWG bekannt.

"Aggression, Falschinformation und Hetze sind für mich der falsche Weg.“ So kommentiert der langjährige FPÖ-Gemeinderat Karl-Heinz Knoll unter anderem seinen überraschenden Entschluss, vor den Gemeinderatswahlen in Waidhofen an der Ybbs am 30. Jänner 2022 die Freiheitlichen zu verlassen. Knoll kündigte am Samstag an, nach 20 Jahren als freiheitlicher Gemeinderat nun für die Bürgerliste UWG Waidhofen/Ybbs (Unabhängige Wahlgemeinschaft) antreten zu wollen. Damit zeigt er auch einen tiefen Riss im FPÖ-Lager auf.

Bruch mit der FPÖ

Denn Knoll tat seinen Entschluss just einen Tag vor der Demonstration, die die FPÖ in Waidhofen am heutigen Sonntag abhält, per Presseaussendung kund. Der Bruch mit der Partei, die er über zwei Jahrzehnte repräsentierte, zeichnete sich ab. Nicht nur der extreme Kickl-Corona-Kurs und die Anti-Impfkampagne der Blauen dürften ausschlaggebend gewesen sein. Denn Knoll ist von den Parteioberen für ihn völlig überraschend auch als Listenführer für die nächste Wahl abgesägt worden.

Bei einer Pressekonferenz, die in Amstetten abgehalten wurde, stellte der geschäftsführende FPÖ-Bezirksobmann Alexander Schnabl mit dem ÖBB-Bediensteten Josef Gschwandegger einen neuen Spitzenkandidaten für die Waidhofner GR-Wahl vor. Noch im Oktober hatte Knoll gegenüber dem KURIER seine neuerliche FPÖ-Kandidatur bestätigt. Eine Entscheidung gegen ihn als Spitzenkandidat soll auf Landesebene gefallen sein, berichtete Bezirkschef Schnabl. Mit Knoll wurde aber weiter im Kandidatenteam der Blauen gerechnet.

Geimpfter FPÖ-Gemeinderat wechselt vor Demo zu anderer Partei

Der geschäftsführende Bezirksobmann Alexander Schnabl (l.) präsentierte Josef Gschandegger als FPÖ-Spitzenkandidat für die Gemeinderatswahl 2022

Der neue Spitzenkandidat Gschwandegger ist ein langjähriger FPÖ-ler, der nun aus der zweiten Reihe aufrückt. Er steht hinter dem extremen Kurs der Blauen gegen Corona-Maßnahmen und gegen die Impfpflicht. Knoll dagegen war zuletzt oft mit den anderen Waidhofener Parteienrepräsentanten und ÖVP-Bürgermeister Werner Krammer in gemeinsamen Projektpräsentationen aufgefallen.

"Alles funktioniert nur miteinander und nicht gegeneinander“, teilt er in der Aussendung mit. Im Gemeinderat fiel er bislang durch ruhige Oppositionspolitik auf, in der er oft gegen die Schulden der Stadt auftrat, auf. Derzeit hält die FPÖ zwei Sitze im Gemeinderat.

Geimpfter FPÖ-Gemeinderat wechselt vor Demo zu anderer Partei

FPÖ-Fraktionschef Knoll (l.) signalisierte mit anderen Parteivertretern zuletzt oft gemeinschaftlichen Weg in Waidhofen

In der sich zuspitzenden Corona-Debatte glaubt Knoll, dass gut ausgebaute Teststraßen und ein niederschwelliger Zugang zur Impfung, wie das Impfen ohne Anmeldung, ein Weg aus der Pandemie sein können.

Viele Listen

Mit seinem Wechsel zur Bürgerliste UWG könnte Karl-Heinz Knoll den Freiheitlichen mehr politischen Schaden zufügen, als es zum jetzigen Zeitpunkt ersichtlich ist. Mit seiner Kandidatur wird das Antreten der Liste UWG wieder ermöglicht. Der aktuelle UWG-Gemeinderat und kompetente Kontrollausschussobmann Michael Elsner hatte ja im Oktober gegenüber dem KURIER seinen Rückzug angekündigt. Damit dürfte sich das Oppositionslager in Waidhofen bei zumindest sechs zu Wahl antretenden Fraktionen wieder breit aufstellen, was die Chancen der Blauen mindert. Noch dazu dürfte, wie berichtet , auch die Impfgegnerpartei MFG in Waidhofen als siebente Partei ins Rennen gehen.

Schon vor 20 Jahren hatte Knoll übrigens politische Bande mit der UWG geknüpft. Damals gab es zwischen FPÖ und UWG eine Listenkoppelung. Die Landesregierung habe solche Plattformen aber mittlerweile untersagt, berichtete der künftige UWG-Kandidat Knoll.

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