Ausbrecher aus Krems-Stein: Ein Cage-Fighter, brandgefährlich und mit IS-Bezug
35-jähriger Tschetschene seit Dienstag auf der Flucht. Er stand unter Terrorverdacht und raubte einen Geldtransporter aus. Aktion scharf in 21 Justizanstalten.
Nachdem in den vergangenen Tagen gleich drei Haftgefangene, zwei Männer und eine Frau, der Justiz auf spektakuläre Art und Weise entwischt sind, hat das Justizministerium mit einer Aktion scharf und Haftraum-Durchsuchungen in 21 Justizanstalten reagiert.
Flüchtig ist, wie berichtet, eine Insassin des Frauengefängnisses Schwarzau, ein 16-jähriger Afghane aus Gerasdorf sowie ein 35-jähriger Tschetschene.
Der Hochrisiko-Häftling aus dem Häfn Krems-Stein war während einer Eskorte zu einer MRT-Untersuchung Dienstagabend den Justizbeamten entwischt. Nun ist klar, wieso mehr als 200 Polizisten, der Verfassungsschutz, Hubschrauber, Suchhunde und Drohnen vier Stunden lang nach dem getürmten Strafgefangenen in den Kremser Weinbergen suchten.
Kampfsportler, Räuber und IS-Bezug
Der 35-jährige Kampfsportler gilt als hochgradig gefährlich. Der ehemalige Cage-Fighter stand als Terrorverdächtiger bereits im Visier des Staatsschutzes, als 2019, damals in Tirol, Bilder von ihm mit erhobenem Zeigefinger vor einer Tauhid-Flagge – beides Symbole des IS-Terrors – auftauchten.
Das Verfahren gegen den Tschetschenen wurde in Bezug auf die Beteiligung an einer terroristischen Vereinigung aber eingestellt.
Im Sommer 2019 überfiel der Tschetschene zusammen mit zwei Komplizen einen Geldtransport in Wels. Die bewaffneten Täter lauerten den Geldboten am Parkplatz vor einer Bank auf. Als der Mann und die Frau mit dem prall gefüllten Geldkoffer aus dem Institut kamen, fielen die Angreifer über sie her.
Fluchtauto abgefackelt
Der Coup scheiterte, weil die Räuber durch die technischen Sicherungen des Koffers nicht an die Beute kamen. Auf der Flucht fackelten die Kriminellen dann ihren Wagen ab. Bei einer wilden Verfolgungsjagd wurden der 35-jährige Tschetschene und ein Landsmann von der Cobra gefasst, der dritte Täter ist bis heute verschwunden.
Elf Jahre hätte der Tschetschene wegen des schwerenRaubes, Körperverletzung und anderer Delikte noch in Krems-Stein zu verbüßen. Seit Dienstag ist er auf der Flucht.
Da alle drei flüchtigen Insassen während medizinischer Eskorten zum Arzt oder im Krankenhaus türmen konnten, wurden alle Haftanstalten angewiesen, diese Eskorten nur noch „unter besonderen Sicherheitsvorkehrungen durchzuführen“.
Seitens der Generaldirektion für den Strafvollzug erging ein Schreiben an alle Gefangenenhäuser, in dem „mit Nachdruck auf die Bestimmungen und Standards für den Transport von Insassen“ erinnert wurde. Auch auf das „umfangreiche Sortiment an Fesselwerkzeugen“ wurde wegen der aktuellen Fälle eindringlich hingewiesen.
Bei den Razzien in den 21 Justizanstalten lag das Augenmerk nicht nur auf illegalen Handys und Drogen, sondern auch auf Gegenständen, die zur Fluchtvorbereitung dienen könnten.
254 Hafträume durchsucht
Laut Justizministerium werden solche Aktionen und Durchsuchungen in unregelmäßigen Abständen im gesamten Bundesgebiet durchgeführt. Die Razzien "dienen der Stärkung und Aufrechterhaltung der Sicherheit in den Justizanstalten". Am Mittwoch waren bundesweit über 670 Justizbeamte im Einsatz. Diese wurden auch durch Kriminalbeamte und Diensthundeführer unterstützt. Nach Angaben des Ministeriums wurden 489 Insassen (472 Männer, 17 Frauen) und 254 Hafträume durchsucht.
Kommentare