Führung & Sicherheit: Holpriger Start für 49 Schüler in Uniform
„Eine schwere Geburt bringt oft die besten Kinder hervor“. Dass es beinahe ein Totgeburt geworden wäre, weiß niemand besser als Wiener Neustadts Bürgermeister Klaus Schneeberger (ÖVP). Umso euphorischer war am Montag die Stimmung beim Festakt zur Eröffnung der neuen Sicherheitsschule in der Theresianischen Militärakademie. Die fünfjährige Bundeshandelsakademie für Führung und Sicherheit ist der Nachfolger des geschlossenen Militärrealgymnasiums und hat mit den Schulprofil-Schwerpunkten „angewandte Führungslehre“, „Sicherheitsmanagement“ oder „Koordination und Kondition“ ein Alleinstellungsmerkmal am Bildungssektor in Österreich.
Militärischer Festakt für umstrittene Sicherheitsschule zum Schulbeginn
Achterbahnfahrt
Die Turbulenzen auf dem holprigen Weg zur Umsetzung der Schule waren bei der Eröffnungsfeier allgegenwärtig. Zusage, Absage, dann wieder Zusage: Die vergangenen Wochen waren für die Schüler und ihre Angehörigen wie eine Fahrt in der Achterbahn. Als im Frühsommer damals 53 Schüler ihre Aufnahmebestätigungen bereits in Händen hielten, sorgte der Verteidigungsminister der gerade erst eingesetzten Übergangsregierung für einen Knalleffekt. Thomas Starlinger stieß alle Betroffenen vor den Kopf, als er das 30 Millionen Euro teure Schulprojekt plötzlich aus Kostengründen wieder einstampfen wollte.
Schneeberger ließ bei seiner Festrede durchklingen, wie ernst die Lage wirklich war. „Als am 11. Juni die verzweifelten Eltern bei mir abends im Rathaus saßen, habe ich schon nicht mehr an einen positiven Ausgang geglaubt“, so der Stadtchef. Als „Plan B“ habe man bereits versucht, einen Teil der Schüler mit einer zusätzlichen Klasse in der bestehenden Handelsakademie in Wiener Neustadt unterzubringen.
Doch die Beharrlichkeit der Eltern zahlte sich aus. Mit ihren Protesten bewirkten sie ein Umdenken im Ministerium. Die Wehrsprecher der ÖVP, FPÖ und SPÖ im Parlament trugen mit Nachdruck das Ihrige zu einer Lösung bei. Starlinger musste einlenken und die Daun-Kaserne in der Militärakademie wurde für 1,5 Millionen Euro im Eilzugstempo für den Schulstart umgebaut und entsprechend ausgestattet.
Die Sicherheitsschule startet mit 49 Jugendlichen, neun Mädchen und 40 Burschen. 27 Schüler davon nützen das Schülerheim mit Verpflegung, 22 Schüler – vor allem aus den westlichen Bundesländern – sind im Tagesheim in einem Internat untergebracht. Pendeln wäre auf Grund der Entfernung zu ihrem Wohnort unmöglich. Mit Manfred Weigert hat die Schule einen Akademiker, der als Milizoffizier auch einen militärischen Hintergrund hat. Dies unterstreicht auch die Ausrichtung der Bildungseinrichtung. „Es gibt Chancen und Stärken durch die enge Zusammenarbeit mit der Militärakademie. Durch die außerschulische Betreuung ist es auch ein Versuch, die Schüler vom Beruf des Offiziers zu überzeugen“, sagt der Kommandant der Theresianischen Militärakademie, Karl Pronhagl.
Kostenfrage
Was die ursprüngliche Budgetierung von 30 Millionen Euro betrifft, versucht man zunächst mit weit weniger Geld auszukommen. Zumindest für die kommenden drei Jahre soll die Daun-Kaserne als Schulstandort ausreichen. Aufgenommen werden jährlich zwei neue Klassen. Ob und wann ein Neubau für die Schule notwendig ist, wird sich erst in den kommenden Monaten zeigen.
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