"Frontsoldat" mit Bombenlust

"Frontsoldat" mit Bombenlust
Ein Lehrling postete braune Parolen, feierte den Hitler-Geburtstag und chattete über Sprengstoff. 18 Monate bedingte Haft.

Ich habe mit diesem Staat gar nichts zu schaffen, denn ich hasse die Demokratie wie die Pest. Was immer sie tun mögen, ich werde sie schädigen und stören, wo ich nur kann." Sagt wer? Ein 17-Jähriger aus dem Bezirk Melk auf der mittlerweile verbotenen rechtsextremen Internetplattform Alpen-Donau-Info. Unter dem Pseudonym "Frontsoldat" vorm Hintergrund eines Werbeplakates der SS-Leibstandarte ließ der Lehrling dort eineinhalb Jahre lang in Postings bizarrem Neonazi-Gedankengut freien Lauf. Inklusive 25-Punkte-Programm der NSDAP. Am Geburtstag des Führers stand er 2010 im Wiener Neonazi-Vereinslokal "Reich" stramm, hob die Hand zum braunen Gruß und rief drei Mal "Heil Hitler".

Musterknabe

Ein Frontsoldat sieht anders aus, als der Musterknabe, der Donnerstag am Landesgericht St. Pölten die Anklagebank abwetzt. Braunschopf statt Glatzkopf, Sneakers statt Panzerstiefel. "Was mich so schockiert hat" sagt Staatsanwalt Karl Fischer, "das ist keiner, wie man ihn sich vorstellt. Anständige Familie, gute Ausbildung. Das ist einer, der unter uns wohnt und der uns die Tür aufhält."

Er sei durch "Werwolf"-Literatur und rechtsextreme Musik á la "Braune Stadtmusikanten" "in die Sache hineingeschlittert", erklärt der mittlerweile 19-jährige Angeklagte. "Frontsoldat" habe er sich nach einem Computerspiel genannt. "Ist das heute nicht mehr Ihre Gesinnung?" forscht Richter Markus Grünberger nach. Angeklagter: "Mein Interesse daran ist verflogen. Das ist kompletter Schwachsinn, da sitzen Leute herum, um über Rassenthemen zu diskutieren."

Der Ankläger traut der Gesinnungswende nicht. Er zitiert eMails, in denen der Lehrling über Sprengstoff-Herstellung fabulierte, einen Bombenanschlag auf die US-Botschaft sowie US-Fastfood-Filialen. Und dass man ORF-General Alexander Wrabetz entführen könnte. Fischer: "Da muss man sich ja Sorgen machen. Wie kam es dazu?" Angeklagter: "I weiß net, warum i des geschrieben hab'."

Nicht rechtskräftig

Peinlich: Draußen vorm Saal sitzt der Papa, ein Mann der im UN-Auftrag Kriegsverbrecher gejagt hatte. Nein, der wegen Verstoß gegen das Verbotsgesetz mit sechs Monaten bis zehn Jahre Haft bedrohte Junior muss nicht hinter Gitter. Urteil: 18 Monate bedingte Haft. "Frontsoldat" nahm die Strafe an, der Staatsanwalt überlegt noch.

Kommentare