Frequency Festival nach Terror-Plänen: "Lassen uns den Spaß nicht nehmen"

Die Pavillons stehen bereits.
Wenn die ersten, bis zum Anschlag mit Bier-Paletten und Gaffer beladenen Leiterwägen von leicht verzweifelten jungen Menschen mit hochroten Köpfen über das St. Pöltner VAZ-Gelände gezogen werden. Wenn Trichter, PVC-Schläuche, Schlauchschellen, Kugelhähne und Schlauchtüllen in den Baumärkten langsam zur Neige gehen. Und wenn die Traisen zu einem Konglomerat aus Menschen, Campingsesseln und unterschiedlichsten Flüssigkeiten wird. Dann hat das Frequency-Festival erneut seine Tore geöffnet.
Noch bevor die ersten Konzerte über die Bühne gehen und Ed Sheeran seinen großen Auftritt hatte, sind die Wiesen an den Ufern der Traisen bereits mit Zelten, Pavillons sowie spärlich bekleideten Besuchern gefüllt. Aus unterschiedlichen Boxen dröhnt zeitgleich Musik und vermischt sich mit dem Geräusch von auf Tischplatten aufschlagenden Pingpongbällen. Diverse Strichlisten an Zeltwänden oder auf Papierschildern geben Auskunft darüber, wie viele Bierdosen bereits getrichtert wurden. Kurzum: Auf den ersten Blick scheint auch in diesem Jahr am Campingplatz alles seinen gewohnten Gang zugehen.
"Alles Menschenmögliche getan"
Hinter den Kulissen des Großevents sollen jedoch einige Änderungen stattgefunden haben, wie Innenminister Gernhard Karner bei einem Pressegespräch vor der mobilen Einsatzzentrale der Polizeiinspektion St. Pölten - Spratzern bestätigt. Der Auslöser dürfte den meisten bekannt sein: Das Festival findet nur wenige Tage nach dem vereitelten Terroranschlag auf das Konzert der Sängerin Taylor Swift in Wien statt. "Es ist alles Menschenmögliche getan, damit dieses Frequency friedlich über die Bühne gehen kann", betont Karner Seite an Seite mit NÖ Landespolizeidirektor Franz Popp, Roland Scherscher, Leiter Landesamt Verfassungsschutz und Extremismusbekämpfung, und Stadtpolizeikommandant von St. Pölten Franz Bäuchler.

Das Sicherheitskonzept wurde unter anderem von Innenminister Gerhard Karner (2. v. re.) vorgestellt
Um dafür zu sorgen, dass "Menschen miteinander feiern, Musik hören und begeistert zu dieser Musik tanzen" können, habe man die Sicherheitsvorkehrungen verstärkt. Kontrollen seien intensiviert und die Anzahl der Polizisten in Uniform sowie in Zivil erhöht worden.
Für das Frequency gebe es jedoch keine konkrete Gefährdungslage. Der Stadtpolizeikommandant ergänzt, dass sich das Sicherheitskonzept in den vergangenen Jahren bereits bewährt habe und laufend nachgeschärft werde. In diesem Jahr habe man diese Bemühung verstärkt und an strategisch sinnvollen Standorten die Einsatzkräfte erhöht, um gegebenenfalls möglichst rasch einschreiten zu können.
Das Ziel nicht erreicht
Für die Feiernden scheinen diese Bemühungen unbemerkt zu bleiben, zumindest in den Augen der neunköpfigen Burschengruppe aus Niederbayern. Im Vergleich zu vorherigen Frequency-Besuchen hätten sie keine Änderungen wahrgenommen, auch bei den Kontrollen gebe es „jetzt kein grober Unterschied“. Lediglich die Polizei habe öfter auf dem Gelände ihre Runden gedreht, „aber das stört ja auch nicht“.
Die Gruppe zeigt sich von den Schlagzeilen aus Österreich unbeeindruckt – die Reaktionen zur potenziellen Gefahrenlage nach dem geplanten Anschlag reichen von „Mir egal“ bis „Ein bisserl komisch ist es schon“. Aber passieren könne bei so einem Event ja immer etwas.
Ihre Zeltnachbarn scheinen diese Einschätzung zu teilen. „Alles so wie immer“, heißt es nebenan. Eine mögliche Gefahr beschäftige niemanden, „wir lassen uns den Spaß nicht nehmen“.

Trotz der längeren Anreise ist diese Gruppe aus Niederbayern in Stimmung.
Eine Mädelsgruppe aus Freiburg hat acht Stunden Fahrt in Kauf genommen, um nun entspannt in den Campingsessel auf den Abend und die ersten Auftritt zu warten. "Klar beschäftigt einen schon, aber ich habe keine Angst deswegen", lautet die Einschätzung einer der jungen Frauen. Man habe sich zwar gefragt, ob die Veranstaltung jetzt stattfindet.
Nicht in die nö. Landeshauptstadt zu kommen, sei in den Augen der Freiburgerinnen aber auch keine gute Alternative: „Die wollen einem ja Angst machen. Und wenn man dann nur noch daheim bleibt und nichts mehr macht, geht ja auch irgendwie ihr Plan auf.“
Mit einem Blick auf die feiernden jungen Menschen könnte das erste Frequency-Fazit also lauten: Ziel der Angstmacher zum Glück nicht erreicht.
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