Fremdsprachen-Misere: Auf Deutsch-Mission in den Kindergärten

Der Verein Startklar mit Sitz in Wiener Neustadt und Wien bietet Kurse und Programme zur sprachlichen Frühförderung
Jedes vierte Kind in Österreich hat eine andere Muttersprache als Deutsch – mit starken regionalen Unterschieden. In Wien sind es bereits über 55 Prozent, in Wiener Neustadt 35 Prozent.
Gerade in Kindergärten und Volksschulen in Ballungszentren sind Mädchen und Burschen mit fremder Muttersprache bereits in der Überzahl. Gerade dort ist die sprachliche Frühförderung das Um und Auf, will man den Kindern ein schulisches und berufliches Fortkommen ermöglichen.
Der Verein Startklar ist in Niederösterreich, Wien und dem Burgenland nach seiner Gründung 2016 die erste Adresse, wenn es um Sprachförderung geht.
Über 1.000 Kinder und Jugendliche bis zum Mittelschulalter besuchen pro Jahr die Kurse in den drei Bundesländern.

Das Kursangebot richtet sich an Kinder und Jugendliche vom Kindergarten bis zu 14 Jahren.
Ausgezeichnet
Im Vorjahr wurde Startklar mit dem eigens entwickelten Sprachförderprojekt "Mit Spiel und Spaß zur Sprache“ mit dem Österreichischen Integrationspreis ausgezeichnet. "Wir könnten uns später sehr viel ersparen, wenn die sprachliche Frühförderung im Kindergarten anders aufgestellt wäre. Unser Projekt zielt genau darauf ab“, erklärt die Leiterin von Startklar, Janine Fischer.
Die Basis für eine erfolgreiche Bildungslaufbahn werde schon im frühen Kindesalter und damit in den Kindergärten gelegt.
Spielerisch und erlebnisorientiert wird in dem Projekt durch Spiele, Lieder, Bastelaktivitäten sowie durch Experimente der Spracherwerb von Zwei- bis Sechsjährigen in Kleingruppen gefördert, heißt es dazu. "400 Kursplätze pro Jahr haben wir dafür vorgesehen“, so Fischer. Die Begeisterung der Kinder an den Themen und den Spielen sei beim Spracherwerb ein wesentlicher Faktor. Zusätzlich zur direkten Förderung der Mädchen und Burschen liegt ein Schwerpunkt bei der Elternarbeit.
Sehr gute Erfahrungen hat der Verein Startklar dort gemacht, wo das Förderangebot von Bildungseinrichtungen bzw. den Pädagoginnen forciert und den Eltern der Kinder nahegelegt wird. "In solchen Fällen erreichen wir 90 Prozent der Kinder“, sagt Fischer.

Startklar hat den Integrationspreis in der Kategorie "Jugend“ gewonnen.
Janine Fischer (li.) nahm ihn entgegen.
Der Österreichische Integrationsfonds (ÖIF) zeichnet mit dem Österreichischen Integrationspreis erfolgreiche und innovative Projekte in fünf verschiedenen Kategorien aus: Stärkung von Frauen, Arbeit und Wirtschaft, Jugend, Sport, sowie Engagement gegen Antisemitismus.
Einreichen können Personen ab dem 18. Lebensjahr, die selbst an einem Integrationsprojekt beteiligt sind bzw. dieses organisieren. Die Projekte können von Sport- und anderen Vereinen, Schulen, Städten und Gemeinden, Unternehmen sowie anderen Organisationen beim ÖIF online über www.integrationspreis.at eingebracht werden.
Teilnahmeschluss ist der 31. August, dotiert sind die Preise mit je 3.000 Euro.
Im Vorjahr wurde der Verein Startklar aus Wiener Neustadt mit dem Integrationspreis in der Kategorie "Jugend“ ausgezeichnet. Das prämierte Projekt „Mit Spiel und Spaß zur Sprache“ zielt auf die sprachliche Deutsch-Frühförderung von Kleinkindern ab. Die Kurse basieren erlebnisorientiert auf Spielen, Bastelaktivitäten, Gesang und Experimenten.
Und was passiert mit jenen, die keinen Wert auf Integration und die deutsche Sprache legen?
In diesem Fall spricht sich Startklar für Sozialberatung aus. Man müsse den Eltern klar machen, dass der schulische bzw. berufliche Erfolg und ein gesellschaftliches Fortkommen ganz deutlich von den Sprachkenntnissen abhänge. "Man muss auch eine gewisse Bringschuld der Eltern einfordern“, heißt es beim Verein.
Wiener Neustadt gilt als einer der Hotspots in Niederösterreich, was Integrationsthemen anbelangt. In einigen Brennpunktschulen haben bereits über 90 Prozent der Volksschulkinder ihre sprachlichen Wurzeln in Afghanistan, der Türkei, Serbien und anderen Staaten.
Aus diesem Grund nimmt die Stadt Geld in die Hand und setzt diverse Aktionen und Schwerpunkte. Beispielsweise in Form kostenloser Feriendeutschkurse für Kinder und Jugendliche mit nicht-deutscher Muttersprache.
Leichterer Schulstart
Die Kurse wurden in Kleingruppen von ausgebildeten Sprachförderinnen des Vereins Startklar abgehalten. 173 Kinder waren heuer in 17 Kursen vom Kindergarten- bis Mittelschulalter mit dabei. Für Bürgermeister Klaus Schneeberger (ÖVP) sind die Deutschkurse "die perfekte Auffrischung vor dem Start ins neue Kindergarten- bzw. Schuljahr, um den Kindern einen schnellen und einfacheren Einstieg in den Schulalltag zu verschaffen.“
Gerade nach den Sommerferien bekritteln Schulen ein gewisses „Sprachdefizit“, wenn in den Haushalten der Kinder kein oder wenig Deutsch sondern nur eine fremde Muttersprache gesprochen wird.
In Niederösterreich ist der Verein Startklar bereits in 25 Städten und Gemeinden mit seinem Kursangebot vertreten. Im Juni hat auch das Land Niederösterreich zusammen mit dem Österreichischen Integrationsfonds eine neue Initiative zur sprachlichen Frühförderung ab drei Jahren im Otto-Glöckel-Kindergarten in Wiener Neustadt vorgestellt.
Der ÖIF hat dazu wissenschaftlich fundierte Lernmaterialien entwickelt.
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