Kindergarten: 14 Nationen und Deutsch als Fremdsprache

Mit den Unterlagen und Spielen des Integrationsfonds sollen die Kinder ab drei Jahren leichter die deutsche Sprache erlernen.
Die Kinder stammen aus 14 verschiedenen Nationen, 84 Prozent der 120 Mädchen und Buben haben eine andere Muttersprache als Deutsch. Angesichts dieser Zahlen ist es keine große Überraschung, dass der neue Kindergarten Otto Glöckel in Wiener Neustadt als besonderer Brennpunkt für ein sprachliches Pilotprojekt auserkoren wurde.
Das Land Niederösterreich und der Österreichische Integrationsfonds (ÖIF) haben am Mittwoch in dem achtgruppigen Kindergarten eine neue Initiative zur sprachlichen Frühförderung von Kindern ab drei Jahren vorgestellt. Im Rahmen der Kooperation bringt der ÖIF "wissenschaftlich fundierte und praxiserprobte Lernmaterialien“ in die Kindergärten, erklärt Roland Goiser, stellvertretender Direktor des Integrationsfonds.

Vorstellung des Projekts in Wiener Neustadt
Wortschatz, Hörverstehen und Erzählen
Bücher, Hörbeiträge, Sprachspiele und das Wimmelbildpaket "Deutsch lernen mit Katze Mitzi“ sind maßgeschneiderte Lehrmittel, die gemeinsam mit Sprachförder-Experten und Elementarpädagoginnen für solche Zwecke entwickelt wurden. Sie sind flexibel im Einzel- oder Gruppenunterricht einsetzbar und richten sich gezielt an Kinder mit erhöhtem Sprachförderbedarf, so Daniela Berger, die die Sprachförderung beim ÖIF über hat.
Die Unterlagen sind so gestaltet, dass sie zentrale sprachliche Entwicklungsfelder wie Wortschatz, Hörverstehen und Erzählen unterstützen – "praxisnah, niedrigschwellig und unmittelbar im pädagogischen Alltag umsetzbar“, heißt es vonseiten der Verantwortlichen.
Der Otto-Glöckel-Kindergarten ist der erste in Niederösterreich, in dem das neue Material zur Anwendung kommt. Das Projekt soll möglichst auf jeden der 1.060 Landeskindergärten in NÖ ausgerollt werden, in denen sprachliche Frühförderung notwendig ist.

Roland Goiser vom ÖIF und Christiane Teschl-Hofmeister stellten die Lernmaterialien vor.
"Sprachförderung im Kindergarten legt den Grundstein für Chancengleichheit – denn Sprache ist der Schlüssel für Integration und Bildung. Es ist viel zu spät, erst in der Schule damit zu beginnen“, sagt Bildungs- und Soziallandesrätin Christiane Teschl-Hofmeister. Wie bei dem Termin betont wurde, sei der Erwerb der deutschen Sprache Grundvoraussetzung für eine gelungene Integration. Der Integrationsfonds bietet deshalb als "zentrale Drehscheibe ein umfangreiches Unterstützungsangebot für die sprachliche Integration von Flüchtlingen und Zuwanderern an.“
Wien ist ein Hotspot
Die Basis für eine erfolgreiche Bildungslaufbahn werde schon im frühen Kindesalter und damit in den Kindergärten gelegt. Der Bedarf ist riesig, erklärt Goiser und verweist auf die jüngsten Zahlen des Bildungsministeriums.
Mehr als jedes vierte Kind in Österreich hat eine fremde Muttersprache. 27,1 Prozent haben bundesweit eine andere Erstsprache als Deutsch. Die regionalen Unterschiede sind riesig.
Spitzenwerte
55 Prozent Kinder mit fremder Muttersprache sind es in Wien, 17,6 Prozent im Niederösterreich-Schnitt und 35 Prozent in der Stadt Wiener Neustadt. "Das Problem wird dann groß, wenn es zu Hause und in der Freizeit gar kein Deutsch gesprochen wird. Besonders in der Schule wird das dann eine Herausforderung“, sagt Goiser. Das Förderprojekt des ÖIF zielt auch darauf ab, die Pädagoginnen der Landeskindergärten dahin gehend zu schulen, die Materialien zur Förderung sprachlicher Kompetenzen gezielt einzusetzen.
"Um Kinder ab dem dritten Lebensjahr spielerisch und praxisorientiert beim Erwerb der deutschen Sprache zu fördern. Ziel ist es, das Konzept nachhaltig im Alltag im Kindergarten zu verankern“, hieß es bei der Präsentation. Laut Daniela Berger zeigen Untersuchungen deutlich, dass die ersten Lebensjahre eines Kindes entscheidend für den Spracherwerb sind.
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