FPÖ-Fiasko in NÖ: Böser Brief an 1.200 Mandatare im Land regt auf

Flugblatt mit mehreren Textelementen
Anonymes Schreiben als Abrechnung mit der Landespartei. Die Freiheitlichen vermuten dahinter einen Racheakt.

Mit dem Parteiausschluss von sieben Neunkirchner FPÖ-Mandataren rund um Vizebürgermeister Marcus Berlosnig scheinen die Freiheitlichen die Büchse der Pandora geöffnet zu haben.

Seit Donnerstag kursieren im ganzen Bundesland bunte Flugblätter, die als Abrechnung mit der freiheitlichen Politik zu verstehen sind. Die Post dürfte annähernd flächendeckend an über 1.200 FPÖ-Gemeinderäte in ganz NÖ adressiert sein. Dementsprechend groß ist die interne Aufregung.

"Das ist also unsere FPÖ-Führungsspitze, die machtrauschig mit der ÖVP im Land packelt?“, heißt es unter anderem auf dem Flugblatt. "Und Udo schweigt wie immer!“, ist der niederösterreichische FPÖ-Parteichef und LH-Stellvertreter Udo Landbauer gemeint.

Das Flugblatt nimmt Bezug auf das freiheitliche Parteifiasko in Neunkirchen und den Parteiausschluss jener sieben Mandatare, die das Sparbudget in der Stadt zusammen mit der ÖVP beschlossen haben. Sie hatten die Weisung der Landes-FPÖ ignoriert, gegen den Beschluss zu stimmen. "Rollt dein Kopf als nächster, wenn du nicht blind gehorchst?“, heißt es unter anderem in dem anonymen Schreiben.

Aufgegeben in Neunkirchen

Die Kuverts tragen den Poststempel von Neunkirchen. Versendet wurden sie an FPÖ-Gemeinde- und Stadträte in allen Bezirken Niederösterreichs. So auch an den Amstettner FP-Gemeinderat Christian Schrammel: "Ja bei uns haben alle FPÖ-Gemeinderäte den Brief bekommen. Wie es dazu kommen konnte, ist nicht geklärt. Jeder Brief ist frankiert, da hat jemand auch Geld in die Hand genommen.“ Die politische Situation in Neunkirchen möchte Schrammel nicht kommentieren.

Angriffe gegen die Führungsspitze der FPÖ

Angriffe gegen die Führungsspitze der FPÖ

Schmutzkübelkampagne

Absolut denkbar ist für die Freiheitlichen, dass die "Schmutzkübelkampagne“ nicht aus den eigenen Reihen kommt. Es könnte genau so gut ein politischer Mitstreiter dahinter stecken. Mit dem Ziel, die internen Konflikte bei der FPÖ weiter anzuheizen, heißt es aus FPÖ-Kreisen.

Wie Neunkirchens Vizebürgermeister Marcus Berlosnig beteuert, habe er selbst mit dem Flugblatt nichts zu tun. "Obwohl die Frage berechtigt erscheint, ob sich in NÖ die FP-Gemeinderäte noch sicher sein können, "dass ihr Stimmverhalten in ihren Gemeinden nicht durch unqualifizierte Parteisekretäre willkürlich beeinflusst wird.“

Berlosnig greift damit FPÖ-Landesparteisekretär Alexander Murlasits an, der zusammen mit Landesgeschäftsführer Helmut Fiedler nach Neunkirchen ausgerückt war, um den Parteiausschluss der "Abtrünnigen“ zu verkünden.

FPÖ-Landesgeschäftsführer Helmut Fiedler (li.) und Landesparteisekretär Alexander Murlasits.

FPÖ-Landesgeschäftsführer Helmut Fiedler (li.) und Landesparteisekretär Alexander Murlasits.

Alexander Murlasits kommentiert die Causa so: "Das sind ganz offensichtlich anonyme Fake-Briefe, die von wem auch immer in Umlauf gebracht wurden. Wir kennen diese Methoden nur zu gut aus dem Wahlkampf. Auf so etwas fallen unsere Funktionäre und die Menschen nicht herein. Wer solche Fake Briefe – ohne Absender und Impressum – nötig hat, disqualifiziert sich von selbst. Uns lässt das absolut kalt. Für uns ist die Sache übrigens längst erledigt und ad acta gelegt.“

Wirbel um Auftritt von Coronaleugner Martin Rutter

Indes tut sich in Neunkirchen der nächste Zwist auf. Es geht um einen ursprünglich geplanten FPÖ-Stammtisch am 28. Oktober in einem bekannten Lokal. Nach dem Zerwürfnis machte das Freiheitliche Bildungsinstitut aus dem Event kurzer Hand einen Corona-Stammtisch mit dem, aus dem rechten Lager stammenden Coronaleugner Martin Rutter.

"St. Pöltner Schlägertruppe"

Mittlerweile wurde Rutters Auftritt wieder abgesagt, nach dem Widerstand des Lokalbetreibers. Berlosnig distanziert sich ebenfalls öffentlich davon. In Sozialen Medien bezeichnet er die FPÖ-Landespartei als "St. Pöltner Schlägertruppe, die den Termin übernehmen und einen vermeintlich rechtsextremen Corona-Enthusiasten mitten nach Neunkirchen bringen wollte.“

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