Forschung im Wienerwald: Auf den Spuren der Exoplaneten

Forschung im Wienerwald: Auf den Spuren der Exoplaneten
Eine Renovierung in den kommenden Wochen soll den Blick durchs größte Spiegelteleskop im Land schärfen.

Von Kristina Leitner

Beginnt Stefan Meingast vom Beobachten der Sterne, der Analyse von Daten über das Universum oder die endlosen Distanzen zwischen den Planeten zu sprechen, fällt es schwer, sich von der Begeisterung des Astrophysikers nicht anstecken zu lassen.

Der Experte hat es sich unter anderem zur Aufgabe gemacht, Geheimnisse des Weltraums zu entschlüsseln und seine Erkenntnisse mit der Welt zu teilen. Seine Leidenschaft für die unendlichen Weiten des Kosmos wurde zu einem wesentlichen Teil fernab von den Lehrsälen der Universität Wien geprägt, an einem abgelegenen Ort inmitten des Wienerwaldes.

Gehüllt ins grüne Dickicht der umliegenden Pflanzen ragt die weiße Kuppel des Leopold-Figl-Observatoriums zwischen den Baumkronen am Mitterschöpfl hervor. Das geschichtsträchtige Gebäude beherbergt seit mehreren Jahrzehnten Österreichs größtes Spiegelteleskop. Fernab von Lichtverschmutzung und Zivilisation werfen hier Studierende des Instituts für Astrophysik – zu denen auch Meingast früher zählte – regelmäßig einen Blick in die Sterne. „Solche Möglichkeiten waren für mich ausschlaggebend, um das Studium abzuschließen“, erinnert sich der Wissenschafter kürzlich bei einem Pressegespräch in der Sternwarte.

Forschung im Wienerwald: Auf den Spuren der Exoplaneten

Interesse schüren

Um Studierenden auch künftig zu ermöglichen, ihr Wissen in der Praxis auf die Probe zu stellen, um grundsätzlich neue Daten zu Forschungszwecken erheben zu können und um wissenschaftlich kompetitiv zu bleiben, wird das Observatorium nun renoviert. Das Land Niederösterreich stellt für die Revitalisierung insgesamt 225.000 Euro zur Verfügung. „Damit kann die Technik und Ausstattung des Teleskops erneuert und upgedatet werden“, so Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP).

Die Investition werde ebenfalls die optimale Vernetzung mit anderen Observatorien unterstützen, ergänzt der Wissenschaftslandesrat. Sebastian Schütze, Rektor der Universität Wien, hofft zudem, dass dank des Projekts nicht nur die Astrophysik, sondern die Wissenschaft allgemein mehr Freunde und Interessenten findet. Man wolle die gewonnenen Erkenntnisse mit der Bevölkerung – insbesondere Schülerinnen und Schülern – teilen und „Wissenschaft zugänglich machen“. Im Rahmen von Citizen Science-Projekten sollen sich interessierte Laien an den Forschungen beteiligen können.

Forschung im Wienerwald: Auf den Spuren der Exoplaneten

Schütze (li.), Meingast und Pernkopf (re.) sprechen über die Relevanz des Projekts für NÖ und die Wissenschaft.

Den Weltraum entschlüsseln

Ab September werden sowohl physische Bestandteile als auch Softwarekomponenten der Teleskopsteuerung erneuert, wie Werner Zeilinger – wissenschaftlicher Leiter des Leopold-Figl-Observatoriums – erklärt. Das verbesserte Spiegelteleskop soll anschließend insbesondere für Langzeitbeobachtungen eingesetzt werden. Denn obwohl es sich um das größte Teleskop in Österreich handelt, ist es im internationalen Vergleich doch recht klein.

Dafür sei die Nachfrage nach Beobachtungszeit geringer, was die ununterbrochene Beobachtung von Objekten ermögliche. Es brauche demnach laut Zeilinger Forschungsnischen, die sich für diesen Vorteil optimal eignen. Mit den sogenannten Exoplaneten wurde ein erstes „Steckenpferd“ der Sternwarte gefunden.

Extrasolare Planeten – kurz Exoplaneten – befinden sich außerhalb unseres Sonnensystems und damit unvorstellbar weit von der Erde entfernt, wie Stefan Meingast betont. Sie kreisen ebenfalls um eine Sonne. Ziehen die Exoplaneten an dieser vorbei, blockieren sie von unserer Perspektive aus Licht und werfen einen Schatten. Dieser Lichtabfall könne schlussendlich gemessen werden.

„Anhand dieser Daten kann man herausfinden, wie groß der Planet ist, wie er zusammengesetzt ist und welche Umlaufbahn er hat“, erklärt der Astrophysiker. Die erhobenen Daten könnten schlussendlich dazu beitragen, tiefgreifenden Fragen wie „Welche Bedingungen braucht es, damit Leben entsteht?“ und „Sind wir alleine im Universum?“ auf den Grund zu gehen. Und sie möglicherweise in ferner Zukunft sogar zu beantworten.

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