Flugpassagiere wollen sparen: "Unsere Gemeinde wird zum Parkplatz"
Die Ost Autobahn A4 und die Wiener Außenring-Schnellstraße S1 in unmittelbarer Nähe, der Flughafen Wien nur einen Steinwurf entfernt.
Für die Einwohner der Schwechater Katastralgemeinde Mannswörth im Bezirk Bruck an der Leitha ist die verkehrsgünstige Lage ihres Heimatortes Segen und Fluch zugleich.
Denn Mannswörth werde „immer mehr zum Parkplatz“, klagt eine Bewohnerin im Gespräch mit dem KURIER.
„Zwei große Privatgrundstücke gibt es schon im Ort, von wo Passagiere zum Flughafen transportiert werden und wo die Autos dann oft wochenlang stehen“, schildert sie. Neues Ärgernis sei eine Lkw-Flotte, die bis vor Kurzem noch auf öffentlichen Straßen im Ort geparkt wurde.
Im vergangenen Jahr gab es deshalb Gespräche mit der Schwechater Stadtverwaltung, die eine „Übergangslösung“ brachten, wie Verkehrsstadtrat Walter Schaffer (SPÖ) betont. Die Lkw werden seither auf einem Privatgrundstück abgestellt.
Dies solle „in den kommenden Monaten“ noch so bleiben, bis „die Firma eine bessere Lösung außerhalb von Mannswörth unter Dach und Fach hat“, kündigt Schaffer an. „Dies schafft Raum auf den Straßen und fördert auch das gemeinschaftliche Zusammenleben.“
„Problem verschoben“
Dieser Meinung schließen sich allerdings nicht alle Mannswörther an. „Das Ortsbild wird durch sukzessive Neuerrichtungen von Parkplätzen auf Privatgrundstücken nachteilig beeinflusst“, ärgert sich eine Unternehmerin. „Dies zieht eine erhebliche Verschlechterung der Lebensqualität durch Lärmbelästigung, vermehrten Verkehr und erhöhte Emissionen nach sich.“ Im konkreten Fall sei das Problem nur verschoben, nicht gelöst worden.
Verkehrsstadtrat Schaffer verspricht, dass „weiterhin Lösungsansätze erarbeitet werden, um die Parkplatzsituation dauerhaft zu optimieren und die Lebensqualität der Anwohner zu erhöhen.“
Geldbußen von 25 Euro
Diese leiden in der gesamten Umgebung des Flughafens unter Dauerparkern, die ihre Fahrzeuge lieber in umliegenden Gemeinden abstellen als in den kostspieligen Airport-Parkdecks. Während man in Schwechat deshalb eine gebührenpflichtige Kurzparkzone im Stadtgebiet eingerichtet hat, wurde in Fischamend im August 2023 eine grundsätzlich kostenlose Variante gewählt.
Wer seinen Wagen hier länger als drei Stunden abstellt, muss allerdings mit 25 Euro Geldbuße rechnen. Und das bis zu zweimal täglich – von Montag bis Samstag. „Es funktioniert hervorragend“, ist Bürgermeister Thomas Ram (Liste RAM) zufrieden. „Die Situation hat sich deutlich verbessert.“
Auch die Ortsbevölkerung, für die Ausnahmegenehmigungen um 52 Euro für zwei Jahre ausgestellt werden, habe die Kurzparkzone gut angenommen. „Nur von Auswärtigen gibt es manchmal Beschwerden, wenn jemand nicht weiß, dass er bei uns eine Parkuhr verwenden muss“, sagt der Bürgermeister.
"Mehr Taxis im Ort unterwegs"
Ein ähnlicher Schritt wie in Fischamend war auch im benachbarten Klein-Neusiedl überlegt worden. Bürgermeister Robert Szekely (SPÖ) startete im November 2023 eine Bürgerbefragung, an der jedoch nur 20 Prozent der Ortsbevölkerung teilnahmen.
Schwechat
Das Stadtzentrum ist gebührenpflichtige Kurzparkzone von Montag bis Freitag, 8 bis 18 Uhr, samstags 8 bis 12 Uhr. Die maximal erlaubte Parkdauer beträgt 2 Stunden, eine halbe Stunde kostet 80 Cent. Der Rest des Stadtgebietes ist „Grüne Zone“ mit günstigeren Tarifen und längerer Parkdauer: 6 Euro sind hier pro Tag fällig.
4,40 Euro pro Stunde
kostet der günstigste Parkplatz direkt am Flughafen Wien, 5,50 Euro der teuerste (Kurzparkplatz K3). Es gibt Pauschalpreise für mehrere Wochen
Kurzparkzone werde es deshalb vorerst keine geben, so Szekely: „Wir hatten 60 Prozent Teilnahme als Untergrenze festgelegt.“ Die Situation in Klein-Neusiedl sei „derzeit erträglich“. Es gebe nur selten Beschwerden wegen Dauerparkern.
„In einem Fall ist ein Auto vier Wochen hier gestanden, wir konnten aber nichts unternehmen, weil es öffentlicher Grund ist“, erzählt er.
- Mehrere Gemeinden im Burgenland haben mit Fluglärm zu kämpfen. Bruckneudorf und Parndorf sind darum vor wenigen Jahren gemeinsam mit Neusiedl am See dem Dialogforum Flughafen Wien beigetreten, das laut Flughafen eine „Schlüsselrolle im Dialog mit den Anrainern“ einnehme. Konkret geht es um die Auswirkungen einer 3. Piste.
- Ab sofort sollen Bürger aber auch bei den Flugrouten mitreden können. Sie haben die Möglichkeit, sich bei der Gestaltung von Flugrouten direkt einzubringen, kündigte das Verkehrs- und Klimaschutzministerium am Sonntag an. Verbesserungsvorschläge zu bestehenden An- und Abflugrouten sowie Stellungnahmen bei einer Neufestlegung oder Änderung können online an Austro Control (www.austrocontrol.at/ flugrouten ) gerichtet werden.
- So solle ein „fairer Ausgleich der Interessen“ von lärmgeplagter Bevölkerung, Luftfahrt und Passagieren gelingen, so Ministerin Leonore Gewessler (Grüne). EvaluationAustro Control werde die eingebrachten Anliegen auf ihre Umsetzbarkeit evaluieren, Prozess und Entscheidung sollen nachvollziehbar dokumentiert werden. Das Unternehmen wolle seine Arbeit zur Abwicklung des Flugverkehrs „noch transparenter machen, Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit geben, sich aktiv in diesen Prozess einzubringen“, sagten die Geschäftsführer Valerie Hackl und Philipp Piber.
Sehr wohl bemerkt werde, dass „mehr Taxis im Ort unterwegs sind“, weil Fluggäste ihre Fahrzeuge hier abstellen und sich dann zum Flughafen chauffieren lassen. Szekely schüttelt den Kopf: „Die Leute leisten sich Urlaube um mehrere Tausend Euro, aber das Geld fürs Parken will man sparen.“
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