Flughafen Wien: Harte Zeiten für Parkgebührenflüchtlinge

Flughafen Wien: Harte Zeiten für Parkgebührenflüchtlinge
Um teure Parkdecks am Airport-Gelände zu meiden, sind Fluggäste in Anrainergemeinden ausgewichen – Kurzparkzonen sollen dies nun verhindern.

Ein ganzer Stapel von Strafzetteln türmt sich hinter dem Scheibenwischer des geparkten Autos mit tschechischem Kennzeichen in der Enzersdorfer Straße in Fischamend. Was der Fahrzeugbesitzer nicht zu wissen scheint: seit 1. August gilt in der Stadt im Bezirk Bruck an der Leitha eine Kurzparkzone. Wer seinen Wagen hier länger als drei Stunden abstellt, muss mit 25 Euro Geldbuße rechnen. Und das bis zu zweimal täglich – von Montag bis Samstag.

Grund für die scharfe Maßnahme waren „Parkgebührenflüchtlinge“ vom Flughafen Wien-Schwechat. Denn während am Airport stattliche Summen für die Benützung der Parkdecks fällig werden, war das Abstellen im benachbarten Fischamend bislang gratis. Das ist es grundsätzlich auch jetzt noch – aber eben nur noch maximal drei Stunden lang.

100 Strafmandate pro Woche

Fluggäste, die Gebühren sparen wollten, haben in der Vergangenheit nicht selten ihre Autos in Fischamend geparkt und sind dann mit der Bahn oder dem Taxi zum Flughafen gefahren. „Wir mussten handeln, manche Fahrzeuge sind wochenlang hier gestanden“, sagt Bürgermeister Thomas Ram (Liste RAM). Das habe sich seit 1. August merklich verändert. „Obwohl wir immer noch bis zu 100 Strafmandate pro Woche ausstellen müssen“, so Ram.

Flughafen Wien: Harte Zeiten für Parkgebührenflüchtlinge

Wer sein Auto länger als drei Stunden in Fischamend parkt, muss mit Strafen rechnen – zweimal täglich 

Klares Ja der Bürger

Fischamender erhalten Ausnahmegenehmigungen – um 52 Euro für zwei Jahre. „Es ist eine sehr verträgliche Form der Parkraumbewirtschaftung, die auch keine Kunden vergrault, die in der Stadt einkaufen wollen“, meint der Bürgermeister. Seitens der Stadtgemeinde war zuvor eine Bürgerbefragung durchgeführt worden. Mit reger Beteiligung: mehr als 66 Prozent der hauptgemeldeten Fischamender gaben ihre Stimme ab, 82 Prozent davon votierten für die Einführung der Kurzparkzone.

Diese hat nun aber Auswirkungen auf das benachbarte Klein-Neusiedl. „Man sieht bei uns vermehrt Autos mit fremden Kennzeichen“, bestätigt Bürgermeister Robert Szekely (SPÖ). „Noch ist die Situation nicht dramatisch, aber es sind definitiv mehr als vor dem 1. August. Und wir sind eine kleine Gemeinde, da merkt man 15 oder 20 Autos mehr sofort.“

Bürgerbefragung

Deshalb habe man im Gemeinderat nun beschlossen, von 6. bis 18. November ebenfalls eine Bürgerbefragung über die Einführung einer gebührenfreien Kurzparkzone wie in Fischamend abzuhalten. Abstimmen können am Gemeindeamt alle wahlberechtigten Personen mit Hauptwohnsitz in Klein-Neusiedl. Verbindlich sei das Ergebnis aber erst ab einer Mindestbeteiligung von 60 Prozent, hat der Gemeinderat festgelegt. Liegt die Teilnahmeanzahl darunter, ist die Kurzparkzone abgelehnt wie bei einer Mehrheit von Nein-Stimmen.

Enzersdorf wartet ab

Abwarten will man derzeit hingegen noch in der Nachbargemeinde Enzersdorf an der Fischa, wie Bürgermeister Markus Plöchl (ÖVP) betont: „Man bemerkt seit Einführung der Kurzparkzone in Fischamend mehr Autos bei uns. Die Leute stellen sie an der Hauptstraße ab und rufen dann ein Taxi. Aber es ist noch nicht so schlimm, dass wir etwas unternehmen müssten.“ Man beobachte die Situation – und suche das Gespräch mit der Flughafen-Führung: „Vielleicht ist eine gemeinsame Lösung möglich“, hofft Plöchl.

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