Florians Leiche lag in Jauchebecken

florian panholzer korneuburg
Ein Verbrechen wird ausgeschlossen. Laut Obduktion ertrank er in der Grube

Im Fall des seit 9. März vermissten HTL-Schülers Florian Panholzer gibt es eine tragische Wende. Ein Student, der an seiner Dissertation über Biogasanlagen arbeitete, entdeckte am Freitag in einem Jauchebecken einer solchen Anlage in Ziersdorf, Bezirk Hollabrunn, eine männliche Leiche. Es handelt sich dabei um den vermissten 17-Jährigen. In seiner Kleidung steckten seine Ausweispapiere. Er wurde nicht Opfer eines Verbrechens, sondern dürfte versehentlich ins Becken gerutscht und ertrunken sein.

Florian war am 9. März nach zwei nächtlichen Festen, bei denen er reichlich Bacardi Cola getrunken hatte, spurlos verschwunden. Es gab kein letztes Lebenszeichen. Nichts. Acht Wochen lang wurde nichts unversucht gelassen, den jungen Mann zu finden (siehe Zusatzbericht). Die Fahnder gingen sogar vom möglichen Szenario aus, dass Florian von einem Auto angefahren wurde, und der Täter in der Folge das Opfer verschwinden ließ. Deshalb klopften die Kriminalisten auch bei Kfz-Werkstätten im Weinviertel an – ohne Erfolg.

Ins Blickfeld der Suche geriet auch die Biogasanlage zwischen Ziersdorf und Großmeiseldorf – genauer gesagt die beiden, sechs Meter tiefen Jauchebecken, die im Fachjargon auch Lagunen genannt werden. Bereits am 25. April wurde auf der Suche nach Florian eines der beiden Becken fast bis auf den Grund abgelassen. Und das, obwohl sich die Betreiber nicht vorstellen konnten, dass jemand in das Becken gefallen sein könnte. „Wir haben das am Tag nach dem Verschwinden von Florian kontrolliert. Es gab keine Anzeichen dafür“, sagte Martin Uibel, einer der Anlagenwarte, vergangene Woche. „Beim zweiten Becken musste man warten, bis diese Unmenge an Jauche auf den Feldern aufgebracht wird“, erklärt Alfred Schüller vom nö. Landeskriminalamt (LKA).

Spurensicherung

Florians Leiche lag in Jauchebecken
Vermisster Florian Panholzer in Güllebecken von Biogasanlage entdeckt
Soweit kam es nicht mehr. Ein Student war Freitagvormittag für seine Dissertation mit Fotoaufnahmen in der Biogasanlage beschäftigt. Dabei kletterte er auch auf den Erdwall des Güllebeckens und machte eine grauenvolle Entdeckung. An der Oberfläche konnte er den Umriss eines Körpers erkennen. Der junge Mann schlug Alarm und die Betreiber der Anlagen riefen gegen 11 Uhr die Polizei.

Die Tatort-Spezialisten des LKA rückten an und sicherten akribisch die Spuren. Augenscheinlich konnten Ermittler keine Anzeichen für äußere Verletzungen feststellen. Die Leiche wurde von Feuerwehr-Tauchern geborgen und Freitagnachmittag zur Obduktion nach Wien gebracht. Hinweise auf eine Gewalttat konnte der Gerichtsmediziner nicht finden. Ein Verbrechen schließen die Ermittler damit aus. Die Todesursache lautet „Ertrinken.“

Unfalltod

Es gilt als wahrscheinlich, dass Florian ins Becken gerutscht ist und dabei in eine tödliche Falle geriet. Am Rand der Jauchegrube sind ringsum glatte Folien ausgelegt, Es ist nur schwer möglich, herauszuklettern.

Einige Fragen sind aber noch offen: Wie kam der Jugendliche über den Zaun? Und kann wirklich ausgeschlossen werden, dass ihn jemand ins Becken warf?

9. März: Samstagabend. Florian besucht mit Freunden eine Party in Großmeiseldorf. Später werden sie von der Mutter eines Bekannten zum Ziersdorfer Jugendheim gebracht, wo sie den restlichen Abend verbringen wollen.

10. März: Kurz nach 1 Uhr verlässt Florian den Jugendtreff plötzlich. Offenbar hat er sich im Nebel erneut auf den Weg zur Party nach Großmeiseldorf gemacht. Freunde bemerken sein Verschwinden wenig später. Nachdem sie ihn auch zuhause nicht antreffen, beginnen sie mit der Suche. Um 3.15 Uhr setzt sich die Mutter von Florian selbst ins Auto, um den 17-Jährigen zu suchen. Sie erstattet kurze Zeit später Anzeige. Feuerwehrtrupps, Polizei-Hubschrauber mit Wärmebildkameras und Rettungshunde-Staffeln starten in der Früh mit der Suche.

12. März: Die Fahndungsgruppe des LKA übernimmt nach zwei Tagen erfolgloser Suche den Fall.

30. März: Feuerwehrtaucher durchkämmen erneut elf Teiche zwischen Ziersdorf und Großmeiseldorf. Die Beamten ermitteln nun in Richtung Kidnapping oder Freiheitsberaubung.

14. April:Die Polizei setzt eine Belohnung von 2000 Euro für Hinweise, die zu Florians Auffinden führen, aus.

25. April: Ermittler des Landeskriminalamts NÖ rücken aus, um nach Florian in den Güllebecken einer Biogasanlage in Großmeiseldorf zu suchen. Mittlerweile wurde 7000 Stunden gesucht, rund 170 Personen wurden von den Ermittlern befragt.

3. Mai: Florian wird tot in einem Güllebecken gefunden.

Kommentare