Feuerwerksbranche in NÖ: Kein Grund zum Feiern
Sie arbeiten, um anderen eine spektakuläre Feier zu ermöglichen. Fünf Betriebe gibt es noch in Niederösterreich, die Pyrotechnik erzeugen. Von Partystimmung kann in den Firmen aber längst keine Rede mehr sein. Die Branche steht bereits seit einigen Jahren unter Beschuss.
Laut, gefährlich und umweltschädlich seien Feuerwerke, sagen Kritiker. Immer mehr Städte und Gemeinden schließen sich dieser Meinung an. In der Landeshauptstadt St. Pölten wurde der Himmel zu Silvester per Laser zum Leuchten gebracht, in Mödling gibt es ebenfalls keine offizielle Veranstaltung mit Feuerwerk mehr, im Ortsgebiet wurde gar ein Knall- und Schießverbot erlassen.
„Die Lage ist schwierig für uns, sehr schwierig“, sagt Rudolf Jost, Sprecher des Pyrotechnikhandels in der Wirtschaftskammer. Er hat sich viele Unterlagen vorbereitet, um gegen – wie er meint – Vorurteile argumentieren zu können.
„Eine Studie zeigt, dass die Emissionen der jährlich in Österreich abgebrannten Feuerwerkskörper im Vergleich zu Haushalt, Verkehr, Landwirtschaft und Industrie nur 0,28 Prozent der insgesamt freigesetzten Feinstaubmenge ausmacht“, zitiert Jost aus Untersuchungen durch die TMC (Technische Consulting GmbH). Zudem würde diese Belastung zu 85 Prozent nur einmal im Jahr stattfinden: zu Silvester.
Plastikreste
Es ist dennoch nicht so, dass Jost und seine Kollegen die Kritik nicht ernstnehmen würden. So verfügen die meisten Feuerwerksraketen über Spitzen aus Plastik. Nach der Explosion fallen diese zu Boden und bleiben dort auch liegen, wenn sie nicht weggeräumt werden.
„Dieses Problem ist uns bewusst, deshalb wird an Lösungen gearbeitet“, berichtet der Branchensprecher. In ein paar Jahren werde das Plastik ganz von den Raketen verschwinden, ist er sich sicher.
Illegale Böller
Dass die Zeiten schwierig geworden sind, spürt auch Feuerwerksproduzent Thomas Köchl, der die Firma Pinto in Aggsbach Markt im Bezirk Krems in vierter Generation leitet.
Die großen Handelsketten verzichten mittlerweile auf den Verkauf von Feuerwerkskörpern, die Großevents seien ebenfalls weniger geworden. Was Köchl aber besonders ärgert, ist der Umstand, dass die heimische Branche unter den illegalen Böllern leidet, die ins Land gebracht werden.
„Wir setzen auf Qualität, unterliegen strengen Prüfungen“, erzählt Köchl. Deshalb sei es unfair, wenn Todesfälle bei Böllerexplosionen in Zusammenhang mit seriösen Unternehmen gebracht würden, sagt der Unternehmer.
Ruf nach strengeren Kontrollen
„Wir haben in Österreich ein sehr gutes und auch sehr strenges Pyrotechnikgesetz“, bestätigt auch Helmut Szagmeister, der nicht nur Sprecher des nö. Handels, sondern auch Bombenentschärfer ist. „Wenn Menschen zu Schaden kommen, dann fast immer durch illegale Ware“, berichtet er.
Alle drei Experten fordern strengere Kontrollen durch die Exekutive, auch in den Sommermonaten. „Viele wissen, dass die Exekutive oft erst in den Wochen vor Silvester aktiv wird und decken sich bereits im Sommer mit Böllern ein.“
Allerdings hat die Polizei in dieser Hinsicht kein leichtes Spiel. Denn mittlerweile kann man sich die explosive Ware auch über das Internet bestellen. Zudem wird immer häufiger versucht, mit gefälschten Etiketten die Behörden zu täuschen.
Lärm
Ein anderes unliebsames Thema ist der Lärm. Vor allem Tierbesitzer laufen Sturm gegen die Knallerei zum Jahreswechsel. „Wir sind keine Tierfeinde“, sagt Jost. Zertifizierte Ware dürfe maximal eine Lautstärke von 120 Dezibel erreichen. Illegale Produkte, die mit einem Blitzknallsatz ausgestattet sind, bringen es hingegen auf 150 Dezibel.
„Darunter leiden die Tiere. Wir haben dafür das Problem, das Kunden uns die Ware zurückbringen, weil sie ihnen zu leise ist.“
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