Ein Jahr noch, dann wäre die Straftat verjährt gewesen. Es war eine DNA-Spur am Schraubverschluss eines Benzinkanisters, die dem mutmaßlichen Zündler neun Jahre nach dem Millionenbrand im „Nova“ zum Verhängnis geworden ist. Manfred B. (59) hatte im alkoholisierten Zustand einen Verkehrsunfall in Tschechien verursacht.
Nach der erkennungsdienstlichen Behandlung gab es einen bemerkenswerten Treffer in der europaweiten Polizei-Datenbank. Die DNA des Unfalllenkers stimmte mit jener auf einem einst sichergestellten Benzinkanister überein.
Millionen-Schaden
Denn der Tathergang war bereits damals rasch klar: An insgesamt sechs Stellen im Erd- und Obergeschoß waren Treibstoffkanister und Toilettenpapier entzündet worden. Dass die Disco nicht komplett ausgebrannt ist, lag an der guten Schallisolierung. Es gab kaum eine Sauerstoffzufuhr, das Feuer ging aus. Dennoch war der Schaden mit 1,4 Millionen Euro enorm.
Nunmehr konnten die Brandermittler neben dem mutmaßlichen Brandstifter auch die mutmaßlichen Auftraggeber dingfest machen: Der damalige Betreiber (47) sowie sein 50-jähriger Geschäftspartner sollen wegen hoher Schulden den Beschluss gefasst haben, die Disco niederzubrennen, um die Versicherungssumme zu kassieren. Der damalige Eigentümer Michael Legel hatte da bereits eine Räumungsklage gegen den Betreiber angestrebt.
Der für die Tat notwendige Brandstifter war rasch gefunden. B. arbeitete damals auch als DJ im „Nova“. Er soll laut Ermittlern 5.000 Euro erhalten haben. Am 28. Mai 2012 betrat er also laut Polizei mit fünf Kanistern gefüllt mit jeweils 55 Litern Diesel über eine Notausgangstür das Lokal, die einer der Betreiber zuvor manipuliert haben soll.
Bei der Einvernahme gaben die drei Verdächtigen alles zu. Für den damaligen Eigentümer Michael Legel eine Erleichterung. „Ich bin froh, dass sich das endlich aufgeklärt hat“, sagt er. Schließlich hätte selbst eine Belohnung von rund 10.000 Euro für sachdienliche Hinweise jahrelang keine Ergebnisse gebracht.
"Dachte an Racheakt"
Legel hatte das „Nova“ 2007 gekauft und auch lange selbst betrieben. 2011 gab er die Disco aus den Händen. Legel blieb trotz Versicherungszahlungen auf einer Ruine sitzen, die er erst Jahre später verkaufen konnte. Heute stehen da wo einst das „Nova“ war Wohnungen. Dass sein Betreiber hinter der Tat stecken könnte, habe er nicht gedacht, sagt er dem KURIER. „Ich habe eher an einen Racheakt gedacht, weil der Betreiber Schulden hatte.“ Er betont erneut – entgegen verwirrender Medienberichte – mit der Tat nichts zu tun zu haben.
Legel übernahm nach dem Brand der Brucker Kult-Disco noch die Disco „White Star“ in Margarethen/Moos, doch auch die ist mittlerweile verkauft. Seit 2018 ist der ehemalige Disco-König in Pension. In Bruck/Leitha sorgte das gelöste Kriminalrätsel jedenfalls für Gesprächsstoff.
„Ich freue mich über die Klärung dieser länger zurückliegenden Brandstiftung und gratuliere dem Team des Ermittlungsbereiches Branddelikte zum Erfolg. Der Fall bestätigt die Wichtigkeit internationaler Zusammenarbeit in der Kriminalitätsbekämpfung und zeigt, dass akribische Beharrlichkeit auch nach Jahren zur Aufklärung einer Tat führen kann“, sagt auch der Chef des nö. Landeskriminalamtes, Omar Haijawi-Pirchner.
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