Festnahme im Fall Julia Kührer
Ermittler sprechen von einem entscheidenden Durchbruch. Im Fall der fünf Jahre lang vermissten und im Vorjahr tot aufgefundenen Julia Kührer aus Pulkau (NÖ) ist Mittwochabend der seit 2011 tatverdächtige Michael K. erneut festgenommen worden.
Gerichtsgutachterin Christa Nussbaumer hat auf der Stoffdecke, in die die Leiche des Mädchens eingewickelt worden war, DNA-Spuren des 51-Jährigen sichergestellt. Der Hauptverdächtige wurde am Mittwoch um 18 Uhr an seiner Wohnadresse in Wien festgenommen und sofort von den Ermittlern des Bundeskriminalamtes (BK) einvernommen.
Update: Bei einer Pressekonferenz am Donnerstag gaben die Ermittler des BK bekannt, dass der "dringende Tatverdacht als erhärtet angesehen werden kann". Laut Ermittlungsleiter Ernst Geiger habe Michael K. kein Alibi für die Tatzeit vorweisen können, seine Angaben seien widerlegt worden. Der Verdächtige leugne die Tat aber weiterhin und habe noch kein Geständnis abgelegt. Mehr dazu hier.
Unlösbar
Durch einen Zufall fanden Nachbarn die teilweise verbrannte Leiche des Mädchens in Juni 2011 im Erdkeller von Michael K. in Dietmannsdorf im Bezirk Hollabrunn. Der 51-Jährige wurde damals festgenommen und 48 Stunden später vom Haftrichter aus Mangel an Beweisen wieder freigelassen. Bis zuletzt konnte die Polizei nicht nachweisen, dass der Hausbesitzer mit dem Tod des Mädchens etwas zu tun hat.
Als letzter Hoffnungsschimmer galt jene blaue Stoffdecke, in die Julia eingewickelt war. Vor einem Monat wurde beschlossen, die Stoffteile auf DNA-Spuren hin zu untersuchen.
Verbrannt
Warum erst jetzt? „Die Decke war in Benzin getränkt, teilweise verbrannt und ist fünf Jahre lang in einem feuchten Erdkeller gelegen. Kein Gutachter hat es für möglich gehalten, noch verwertbare Spuren darauf zu finden“, sagt ein Ermittler. Deshalb wurde die späte Analyse quasi als letzter Akt in Auftrag gegeben. Umso größer war die Überraschung, als die Meldung diese Woche aus Nussbaumers DNA-Labor kam: Der Spezialistin und ihrem Team war es tatsächlich gelungen, noch brauchbare Hautschuppen auf dem Stofffetzen sicherzustellen. Der DNA-Abgleich brachte prompt einen Treffer. Es handelt sich um K.s Spuren.
Die Beweislage gegen den 51-Jährigen hat sich damit drastisch geändert: Denn der Tatverdächtige hatte immer bestritten, mit der Tat etwas zu tun zu haben. Auch zur Decke gab er sich stets ahnungslos. „Er verantwortete sich damit, dass die Leiche von jemand anderem auf seinem Grundstück abgelegt wurde“, erklärt der Sprecher der Staatsanwaltschaft Korneuburg, Friedrich Köhl.
Dabei blieb K. auch beim gestrigen zweistündigen Verhör. Sein Verteidiger Farid Rifaat, der dabei war, sagte danach zum KURIER: „Es gibt viele Möglichkeiten, wie die DNA-Spur eines Menschen irgendwo hingelangen kann. So eine Spur kann auch wandern, oder etwa von einem Hund übertragen werden.“
„Endlich gibt es einen Sachbeweis“, sagt hingegen Gerald Ganzger, der Anwalt von Julias Eltern. Anton und Brigitte Kührer wollen sich derzeit nicht äußern. „ Sie beobachten, wie es sich entwickelt und warten ab. Sie wollen nicht zu viel Hoffnung hineinstecken.“ Doch erst vor Kurzem sprachen sie mit dem Pulkauer Pfarrer Jerome Ciceu. „Sie wussten, dass die Ermittler auf der richtigen Spur sind. Sie meinten: ,Wir brauchen nur Geduld’“, erzählt der Geistliche.
In Pulkau setzt man viel auf die neuen Erkenntnisse. „Wir hoffen alle, dass diese Spur endlich zum Erfolg führt“, meint Bürgermeister Manfred Marihart.
Denn obwohl Julias sterbliche Überreste im Februar begraben werden konnten, bleibt die Ungewissheit. Trotz aller Bemühungen der Forensiker konnte bisher nicht geklärt werden, wie das Mädchen zu Tode gekommen ist.
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