Fahrtüchtigkeitstests ab 70 sorgen für Proteststurm der Senioren in NÖ

Fahrtüchtigkeitstests ab 70 sorgen für Proteststurm der Senioren in NÖ
EU will Führerscheinreform beschließen, bei Pensionistenvertretern regt sich aber großer Widerstand

Wenn sich am Donnerstag EU-Politiker beim Verkehrsministerrat treffen, geht es vor allem um ein großes Thema: die Führerscheinreform.

Einerseits soll dabei die digitale Lenkerberechtigung geregelt werden, andererseits stehen auch die Pensionisten im Fokus. Geplant sind unter anderem regelmäßige Fahrtauglichkeitstests für Personen ab 70 Jahren. Zudem soll der Schein nur mehr fünf Jahre gültig sein. Die Ausgestaltung der Reform soll in weitere Folge bei den Ländern liegen.

Eigenverantwortung

In Niederösterreich regt sich bei denen, die es betrifft, bereits Widerstand. „Die Idee für verpflichtende Fahrtüchtigkeitstests ab 70 Jahren, die von der EU-Kommission in Brüssel geprüft wird, lehnen wir in Niederösterreich auf das Schärfste ab. Es ist eine klare Diskriminierung der älteren Generation und spricht den Menschen jegliche Eigenverantwortung ab“, sagt Herbert Nowohradsky, Landesobmann der „NÖ Senioren“.

Seine Meinung will Nowohradsky mit Zahlen untermauern. Denn geht es nach der Statistik, werden nur 13,3 Prozent aller Unfälle im größten Bundesland von den über 70-Jährigen verursacht.

"Defensiver Fahrstil"

„Sie sind damit deutlich sicherer unterwegs als etwa die 30-Jährigen, die für 34,6 Prozent aller Verkehrsunfälle verantwortlich sind. Erfahrung und ein defensiver Fahrstil, den viele ältere Verkehrsteilnehmer pflegen, sind Hauptgründe für die vergleichsweise wenigen Unfälle“, meint der Senioren-Obmann.

Schuldfrage

Freilich gibt es auch Argumente für eine Reform. Zahlen aus Deutschland belegen folgendes: Sind ältere Menschen in einen Unfall verwickelt, tragen sie in den meisten Fällen auch die Hauptschuld. Zudem gilt, dass Pensionisten im Durchschnitt schwerere Unfallfolgen erleiden als jüngere.

Den „NÖ Senioren“ geht es aber um mehr. Sie sprechen nicht nur von einer Altersdiskriminierung, sondern fragen sich auch, wie eine regelmäßige ärztliche Überprüfung überhaupt logistisch funktionieren könnte.

„Wir leiden schon jetzt europaweit unter einem Ärztemangel und würden damit auch die Kapazitäten unseres Gesundheitssystems mit noch mehr Bürokratie belasten. Das würden auch alle anderen Generationen zu spüren bekommen“, betont „NÖ Senioren“-Landesgeschäftsführer Walter Hansy.

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