Wobei Rossmann zunächst eigentlich ein weiteres Sachbuch schreiben wollte. „Ich habe damals den Bundespräsidentschaftswahlkampf von Gertraud Knoll koordiniert“, erzählt die Autorin. Der Wahlkampf war für die Beteiligten hochemotional, hinter den Kulissen wurde es auch persönlich. Der perfekte Stoff also für ein Buch über die Politik von innen – bis Rossmann klar wurde, dass sich ihre Erlebnisse und Recherchen noch besser in einem Krimi erzählen ließen.
Parallelen zwischen der Autorin und ihrer Ermittlerin Mira lassen sich kaum leugnen; beide sind gleich alt, haben einst Jus studiert und haben einen journalistischen Hintergrund. Eine Polizistin sollte Rossmanns Protagonistin niemals werden. „Auch Fiktion schreibt sich besser, wenn man weiß, worüber man schreibt“, machte sie ihre Heldin daher zur Journalistin. Und auch die Liebe zur guten Küche eint die beiden, weshalb Rossmann – selbst leidenschaftliche und gelernte Köchin – ihre Krimifigur in zwei Kochbüchern mitmischen ließ.
Keine Heldin
„Man muss gut mit der eigenen Figur leben können“, ist Rossmann überzeugt. Was nicht heißt, dass die beiden charakterlich viel gemeinsam haben; Rossmann ist ein politischer Mensch, Mira eigentlich nicht. Und auch Feministin ist die Romanfigur wahrlich keine, während ihre Erfinderin einst das Frauenvolksbegehren mitinitiiert hat. Stattdessen ist Mira eine Figur mit Ecken und Kanten geworden, weit entfernt von einer klassischen Romanheldin – und genau das macht sie auch aus. „Wir sind eben alle nicht ohne Fehler, und darüber schreibe ich auch“, schildert Rossmann.
Trotz der fiktionalen Handlung der Valensky-Krimis steckt in jedem Buch auch viel Wahres; in Rossmanns Romanen geht es um große gesellschaftliche Themen, die sie selbst interessieren, der Mord ist dabei eigentlich Nebensache. Oder kommt, wie in einem Band, gar nicht erst vor. „In einem Krimi muss es nicht immer einen Mord geben“, sagt Rossmann. Aber die Fiktion helfe ihr dabei, Themen mit einer spannenden Story aufs Äußerste zuzuspitzen – sie werden damit eine Frage von Leben und Tod.
So auch bei „Tod einer Hundertjährigen“: Ein langes Leben ist für viele ein großer Wunsch, mit dem sich auch leicht das große Geld machen lässt. Der Markt ist überschwemmt von Nahrungsergänzungsmitteln, die viel kosten, aber wenig bringen. Dass in der Ogliastra die Menschen überdurchschnittlich alt werden, hat Rossmann bei einem ihrer Aufenthalte auf Sardinien erfahren, das ihr zur zweiten Heimat geworden ist.
Themen wie diese verlangen eine intensive Recherche. Eigentlich also journalistisches Handwerk vom Feinsten, auch wenn sie sich nach mehr als 30 Büchern in erster Linie als Autorin versteht. „Aber je länger ich Romane schreibe, desto klarer wird mir, dass der Unterschied zum Journalismus eigentlich gar nicht so groß ist.“ Im Buch findet sich nach einer strengen Selektion nur das, was der Handlung dient. Von „verkappten Sachbüchern“ hält die Autorin wenig, ihre Bücher sollen schließlich unterhalten.
Und das tun ihre Krimis. Beinahe jedes Jahr bringt die Vielschreiberin Rossmann einen neuen Valensky-Roman heraus, der von ihren vielen Fans mit Spannung erwartet wird. Welche Abenteuer Mira noch bevorstehen könnten? „Schaun wir mal, dann sehn ma schon“, antwortet Rossmann mit Weinviertler Nonchalance.
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