Entführer: Verfahren gegen Top-Ermittler eingestellt

Der Angeklagte beim Prozess
Die Justiz machte sechs Kriminalabeamten das Leben schwer. Gefunden wurde kein Hinweis auf Amtsmissbrauch.

In dem Kriminalfall hat sich die Justiz gleich mehrmals nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Vielleicht war die Staatsanwaltschaft gerade deshalb so erbost, als der KURIER aufgedeckt hat, dass ein Entführer und Vergewaltiger trotz 30 polizeilicher Vormerkungen und 13 Vorstrafen (davon elf wegen Sexualdelikten) immer noch ohne Therapie oder anderer Maßnahmen auf freiem Fuß war.

Weil dieses Detail an die Öffentlichkeit gelangt war, hat die Staatsanwaltschaft Krems ein Ermittlungsverfahren gegen teils leitende Beamte des nö. Landeskriminalamts initiiert. Gegen sechs Top-Ermittler wurde monatelang wegen des Verdachts des Amtsmissbrauchs ermittelt. Beamte des Bundesamts zur Korruptionsprävention und Korruptionsbekämpfung beschlagnahmten wochenlang die Handys der Kriminalisten und werteten die Daten aus.

Um eine Befangenheit auszuschließen, übernahm die Staatsanwaltschaft Eisenstadt die Erhebungen. Wie deren Leiter, Roland Koch, auf Anfrage des KURIER bestätigt, wurden die Ermittlungen gegen alle sechs LKA-Beamte mittlerweile eingestellt. Es gab keinen einzigen Hinweis darauf, dass die Kriminalisten Amtsmissbrauch begangen haben. „Es hat eine Reihe von Indizien gegeben, die dagegen sprechen“, erklärt Koch. Die Abfragen im Polizeicomputer zu dem 46-jährigen Sexualstraftäter Erich L. waren alle dienstlicher Natur. Die Beamten waren mit dem Akt beruflich befasst.

Der Rest der dramatischen Geschichte ist hinlänglich bekannt. Der Schlosser entführte im August des Vorjahrs an einem See im Waldviertel eine 25-jährige Krankenschwester in einer Holzkiste und missbrauchte sie stundenlang. Er wurde zu 15 Jahren Haft verurteilt. Erich L. erhängte sich vor wenigen Tagen in der Justizanstalt in Krems.

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