Einsatz am Traktor statt am Panzer: Die Zivildienst-Alternative

Einsatz am Traktor statt am Panzer: Die Zivildienst-Alternative
Landwirtschaftliche Betriebe können aufgrund einer akuten Notlage Zivildiener zur Unterstützung anfordern.

Einsatz beim Roten Kreuz, beim Samariterbund oder in Pflegeeinrichtungen – so verbringt ein Großteil der österreichischen Zivildiener jene neun Monate, die den Grundwehrdienst beim Bundesheer ersetzen. Doch es geht auch anders. Jedenfalls in Niederösterreich, wo Zivildiener auch in landwirtschaftlichen Betrieben tätig sind.

Nach Schicksalsschlägen

Voraussetzung dafür sind allerdings fachliche Vorkenntnisse – und ein Traktorführerschein, wie Paul Kammerhofer, zuständiger Referent des Bauernbundes NÖ, betont. Gemeinsam mit der Abteilung Landwirtschaftsförderung des Landes nimmt er die Zuteilung der Zivildiener vor. Diese kommen in der Regel selbst von einem Bauernhof oder müssen eine landwirtschaftliche Fachschule absolviert haben. Eingesetzt werden sie ausschließlich in Betrieben, die aufgrund eines Schicksalsschlages akut Hilfe benötigen.

„Das kann eine schwere Erkrankung oder gar der Tod des Betriebsführers sein. Die Voraussetzungen werden auf jeden Fall sehr genau überprüft“, erklärt Kammerhofer. Familien in solchen Notlagen können beim Land Niederösterreich Zivildiener zur Unterstützung anfordern.

Theorie und Praxis

Vorbereitet auf ihre vielfältigen Aufgaben werden die jungen Männer zusätzlich in einem einwöchigen Kurs an der Landwirtschaftlichen Fachschule Gießhübl. „Notsituationen und schwere Schicksalsschläge können landwirtschaftliche Betriebe von einem Tag auf den anderen vor große Herausforderungen stellen“, so Landesrätin Christiane Teschl-Hofmeister (ÖVP), die Ausbildungsleiterin Maria Resch und den Lehrkräften für ihr Engagement dankt. „Im Kurs stehen rechtliche und organisatorische Aspekte im Vordergrund“, berichtet Resch. Fachlich sei man bemüht, alle Aspekte eines Betriebes aufzufrischen – auch in der Praxis, betont sie. „Denn am eigenen Hof ist man oft auf bestimmte Bereiche spezialisiert, die sich nicht mit den Aufgaben in dem Betrieb decken müssen, in dem man dann zum Einsatz kommt.“ So werden die Grundlagen von Landtechnik, Tierhaltung, Pflanzenbau und Waldwirtschaft wiederholt.

Nachfrage ist groß

Derzeit sind in Niederösterreich 20 Zivildiener in der Landwirtschaft im Einsatz. 12 werden von Bauernbund zugeteilt, acht vom Land NÖ. Die Nachfrage wäre durchaus höher, wie Resch weiß. Auch das Angebot: auf einen freien Platz warten Anwärter sechs bis zwölf Monate.

Einsatz am Traktor statt am Panzer: Die Zivildienst-Alternative

Zivildiener-Ausbildung in der Fachschule Gießhübl. Von links: Direktor Johannes Reiterlehner, Ausbildungsleiterin Maria Resch, Zivildiener Matthias Hinterhofer, Bildungs-Landesrätin Christiane Teschl-Hofmeister, Zivildiener Simon Laschtowiczka, Zivildiener Marian Lagger und Koordinatorin Manuela Bartunek (Land NÖ)

Wie lang ein Zivildiener in einem Betrieb bleibt, wird je nach Notlage entschieden. In gravierenden Fällen werden die vollen neun Monate am selben Standort geleistet, oft sei ein Zivildiener aber auch wöchentlich wechselnd zwei Bauernhöfen zugeteilt.

Das Angebot besteht nicht in allen Bundesländern, so etwa nicht in Wien und im Burgenland. „Einmal hatten wir aber einen burgenländischen Zivildiener in Niederösterreich im Einsatz, weil er sich bei uns beworben hat und gerade ein Betrieb an der Landesgrenze zu besetzen war“, erzählt Kammerhofer.

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