Eine Burg für das 21. Jahrhundert

Eine Burg für das 21. Jahrhundert
Burg Perchtoldsdorf - Ruine aus dem 11. Jahrhundert wurde zu modernem Veranstaltungszentrum

von Sabrina Luger

Die Burg Perchtoldsdorf (Bezirk Mödling) ist ein Beispiel dafür, wie eine Ruine aus dem Mittelalter eine neue, moderne Nutzung erfahren kann. Im Jahr 2010 wurde die Burg nach Umbauarbeiten als Veranstaltungszentrum wiedereröffnet, nächstes Jahr wird ihr „zehnjähriges“ Jubiläum – in ihrer neuen Form – gefeiert.

Bei der Burg Perchtoldsdorf gehen die Urgesteine aus dem Mittelalter eine Symbiose mit moderner Architektur aus dem 21. Jahrhundert ein. Der Neubau grenzt sich dabei bewusst von den historischen Gemäuern ab. „Die alte Burg ist im modernen Zubau ganz klar zu spüren, sie wirkt quasi in den modernen Bau hinein“, sagt Martin Schuster, Bürgermeister von Perchtoldsdorf. Er war damals ein starker Befürworter und Initiator des Umbaus. Dieser wurde 2007 im Gemeinderat beschlossen, 2010 war die neue Burg fertig. Damals waren nicht alle Bürger für die Veränderung der historischen Stätte. Sie ist nicht nur ein Denkmal, sondern für viele Perchtoldsdorfer ein wichtiges Bauwerk, zu dem sie eine persönliche und emotionale Nähe haben.

„Die kritischen Stimmen von damals sind verstummt. Heute gibt es ein äußerst positives Echo, wenn es um die Burg geht. Die Akzeptanz, würde ich sagen, geht an die 100 Prozent“, erzählt Christine Mitterwenger. Sie ist Leiterin der Kulturabteilung Perchtoldsdorf und Mitglied der „Burgrunde“, die den Umbau der Ruine organisierte.

Eine Burg für das 21. Jahrhundert

Der Veranstaltungssaal unter dem Burghof

Historische Eckdaten

Die Ursprünge der Burg liegen im 11. Jahrhundert – somit ist sie schon knapp 1.000 Jahre alt. „Heinricus de Pertoldesdorf“ wird um 1138 als erster Perchtoldsdorfer Burgherr genannt. Seine Familie hat sich unter den Babenbergern zu einem der bedeutendsten Adelsgeschlechtern entwickelt. Danach war die Burg Perchtoldsdorf ein Witwensitz für Habsburger Herzoginnen. Darunter fanden sich unter anderem Elisabeth von Görz und Tirol, Katharina von Luxemburg und Beatrix von Zollern. Sie waren zwar im Besitz der Burg, residierten aber nicht ständig in Perchtoldsdorf. Durch die Herzoginnen hatte der Weinbau und Weinhandel in der Region einen erheblichen Aufschwung. Während der zweiten Türkenbelagerung im Jahr 1683 wurde die Burg zerstört – auf einen Wiederaufbau hat man damals verzichtet. Jahrhundertelang wurde die Ruine als Lagerfläche für Baumaterialien, Feuerwehrrequisiten und Ähnliches verwendet.

Erst Mitte des 20. Jahrhunderts setzte man dem ein Ende. Dem mittelalterlichen Palasttrakt wurde ein Notdach aufgesetzt, wodurch ein zirka 250 großer Raum entstand. Mit dem Beginn der Perchtoldsdorfer Sommerspiele im Jahr 1976 legte man die Grundlage für eine dauerhafte Kultureinrichtung. Der Kulturbereich in Perchtoldsdorf hat sich in den letzten zehn Jahren erheblich gesteigert – wegen dem Ausbau der Burg und der dadurch entstandenen Infrastruktur.

Eine neue Ära

Aus der einstigen Burgruine wurde ein moderner Veranstaltungsort, der allseits beliebt und gut gebucht ist. Die Burg verzeichnet jährlich rund 45.000 Besucher und ist somit nicht nur ein architektonisches Ausnahmewerk, sondern auch ein Hotspot der Kultur im Großraum Wien und dem Süden Niederösterreichs.

Jeden Monat gehen zirka 15 Aufführungen über die Bühne. Mitterwenger betont: „Die Burg ist das Herz von Perchtoldsdorf. Sie ist Trademark und Hotspot des hiesigen, sehr lebendigen Kulturgeschehens.“ Alleine nächste Woche finden vier Veranstaltungen auf der Burg statt, wovon zwei Benefizveranstaltungen sind.

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