Frauenmord: Polizisten jagen einen Polizisten

Frauenmord: Polizisten jagen einen Polizisten
43-Jährige im Bezirk Baden getötet. Die Beziehung zu ihrem Verlobten wirkte harmonisch. Der Polizist soll die Tat gestanden haben und ist auf der Flucht.

„Die letzten Sonnenstrahlen genießen“. Es war nicht etwa eine böse Vorahnung, sondern der Genuss des warmen Herbstwetters. Claudia S. teilte den Glücksmoment mit einem Selfie am Dienstagnachmittag noch mit all ihren Facebook-Freunden. Nur 24 Stunden später war die Mitarbeiterin des Landesklinikum Wiener Neustadt tot. Erwürgt in ihrem Traumhaus in Deutsch-Brodersdorf (Bezirk Baden). Wie die Obduktion am Donnerstag ergab, erlitt das Opfer einen massiven Angriff gegen den Brustkorb und den Hals in Form von stumpfer Gewalt. "Der Tod ist durch Ersticken eingetreten", sagt Polizeisprecher Raimund Schwaigerlehner.

Die lebensfrohe 43-jährige frühere OP-Assistentin soll von ihrem Lebensgefährten und Verlobten im Zuge eines Streits erdrosselt worden sein, so die Vermutung der Mordermittler. Markus J., ein 44-jähriger Drogenfahnder des Wiener Landeskriminalamtes, ist seit Mittwochnachmittag auf der Flucht. Noch am Abend lief eine groß angelegte Suchaktion nach ihm im Umkreis des Tatortes. Cobra-Beamte und die Crew des Polizeihubschraubers fanden den herrenlosen Wagen des Polizisten in einem Windschutzgürtel bei Moosbrunn (Bezirk Bruck an der Leitha).

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Einbruchsalarm um 4 Uhr Früh

Nachdem die Suche nach dem Verdächtigen in der Nacht zunächst ergebnislos unterbrochen wurde, gab es gegen 4 Uhr Früh eine Schrecksekunde. Obwohl die Spurensicherung längst beendet war, hatte plötzlich die Alarmanlage im Haus des Mordopfers angeschlagen. Die Polizei vermutete, dass der verdächtige Freund an den Ort des Geschehens zurückgekehrt sein könnte. Doch es handelte sich um einen Fehlalarm.

Daher wurde die Suche nach dem 44-Jährigen am Donnerstag fortgesetzt und intensiviert. Laut Polizeisprecher Johann Baumschlager waren 75 Beamte örtlicher Dienststellen, der Einsatzeinheit sowie der schnellen Interventionsgruppe (SIG) an der Suchaktion in dem Waldstück beteiligt. Außerdem wurden drei Diensthunde und zwei Drohnen zur Unterstützung der Kräfte eingesetzt. Es wird vermutet, dass der gesuchte Polizist seine Dienstwaffe bei sich hatte. Womöglich hat er sich damit im Wald selbst gerichtet. Eine Handyortung von Markus J. war jedenfalls nicht möglich. Das Telefon ist seit Mittwoch deaktiviert. Sollte der Mann noch am Leben sein, geht Baumschlager davon aus, dass von ihm keine Gefahr für die Bevölkerung ausgehe.

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Suche nach dem Motiv

Claudia S. wurde Mittwochabend leblos von den Eltern des Tatverdächtigen im Haus gefunden, nachdem der Polizist sie angerufen und ihnen den Mord an seiner Verlobten gebeichtet hatte. Sie fuhren darauf hin schnurstracks zu der Adresse und fanden die Tote.

Der zu Hilfe gerufene Notarzt konnte die 43-jährige Frau nicht mehr retten. Noch gibt das mögliche Motiv für das Verbrechen den Ermittlern Rätsel auf. Eifersucht, eine bevorstehende Trennung, oder etwas ganz anderes? In den sozialen Medien ließ Claudia S. jedenfalls keine Zweifel an einer intakten Beziehung mit Markus J. aufkommen.

Am 30. August postete das Paar noch Fotos: eng umschlungen und freudestrahlend bei einem gemeinsamen Jogging-Ausflug. Danach war Claudia S. gesundheitsbedingt ab September mehrere Wochen ohne Partner auf einem Kuraufenthalt in Bad Gastein. Aber auch nach ihrer Rückkehr gab es noch gemeinsame Fotos von einer Wanderung auf der Hohen Wand.

Die Kriminalisten gehen der Frage nach, ob es in dieser Zeit eventuell zu einem Knick in der Beziehung kam. Befragungen im Umfeld der Ermordeten sollen weitere Aufschlüsse bringen.

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