Ein "FBI-Agent" an der Spitze der Eliteeinheit

Bernhard Treibenreif lebt im Bezirk Wiener Neustadt
Bernhard Treibenreif ist seit 15 Jahren Chef der Cobra. Diese Woche feierte die Truppe ihr 40-jähriges Bestehen.
Ein "FBI-Agent" an der Spitze der Eliteeinheit

Cobra-Chef Bernhard Treibenreif

KURIER: Am Donnerstag wurde das 40-jährige Jubiläum der Cobra mit einem Festakt in der Einsatzzentrale in Wiener Neustadt gefeiert. Warum wurde die Spezialeinheit eigentlich gegründet?

Bernhard Treibenreif:Es gab in den 1970er-Jahren einige elementare Ereignisse in Europa. Das Münchner Olympia-Attentat 1972 der palästinensischen Terrororganisation auf die israelische Mannschaft zum Beispiel. Kurz darauf gab es bei uns in einem Zug mit jüdischen Migranten eine Geiselnahme in Hohenau an der March. In weiterer Folge wurde der damalige Gendarmerie-Major Johannes Pechter damit beauftragt, eine Sondereinheit zu organisieren. Der 1. April 1978 war dann die Geburtsstunde der Cobra. Der Fokus lag zu Beginn auf Anti-Terror-Maßnahmen.

Zu dem Zeitpunkt waren Sie erst 13 Jahre alt. Wann gab es die ersten Berührungspunkte mit der Polizei?

Ich hab mich nach der Schule dazu entschieden, Polizist zu werden und bin zunächst den klassischen Weg gegangen. 1986 ging ich in meiner Heimat in Oberösterreich zur Gendarmerie. Nach einiger Zeit im Kriminaldienst bin ich zum Landeskriminalamt gewechselt und habe später die Offiziersausbildung begonnen.

Der nächste Schritt war die Cobra?

Ja genau. 1995 habe ich, so wie es alle anderen auch müssen, die Grundausbildung begonnen. Da war ich ein wenig sportlicher als heute und hatte ein paar Kilo weniger. Ich war auch Gendarm mit Alpinausbildung und stand ganz gut auf den Skiern.

Angeblich hat das auch der russische Präsident Wladimir Putin neidlos anerkennen müssen?

Naja. Wir waren für den Personenschutz von Putin beim Skifahren am Arlberg zuständig. Seine eigenen Personenschützer sind im Tiefschnee die steilen Hänge hinuntergekugelt. Also hat er ihnen freigegeben und hat auf das Know-how der Cobra vertraut. Karl Schranz war unser Skilehrer.

Anscheinend konnten sie nicht nur gut Skifahren. Sie wurden 2003 zum Chef der Spezialeinheit ernannt.

Ja. Ich war zuvor für das Air-Marshall-Wesen, das Schießreferat und andere Bereiche bei der Cobra zuständig. 2003 wurde ich Leiter und zwei Jahre später holte mich die damalige Innenministerin Liese Prokop ins Kabinett, um an der Polizeireform mitzuarbeiten.

Klingt nach einer spannenden Aufgabe.

War es auch, aber auch sehr zeitintensiv weil alles parallel lief. In der Zeit ist meine erste Frau gestorben. Außerdem war ich noch dazu in den USA und habe dort die FBI-Akademie absolvieren können.

Was, sie sind also ein echter FBI-Agent?

Sozusagen. Ich habe dort sehr viel gelernt, allerdings kocht das FBI auch nur mit Wasser. Wir brauchen uns mit unserer Polizeiarbeit in Österreich nicht zu verstecken. Im Gegenteil, wir arbeiten auf einem sehr hohen Niveau.

Es gibt im Einsatz sicher Erlebnisse die man so schnell nicht vergisst. Woran denken sie da zurück?

Leider brennen sich die negativen Erlebnisse tiefer ein als die schönen. Vor vielen Jahren im Kleinwalsertal hat ein Türke seine Familie als Geisel genommen und auf alles geschossen, was sich bewegt hat. Wir wurden hingeflogen, um die Sache unblutig zu beenden. Beim Zugriff habe ich eine Tür eingetreten und genau in den Lauf seiner geladenen Doppelflinte geschaut. Er hätte auf mich geschossen, wenn nicht genau in dem Augenblick ein Kollege beim Fenster herein wäre und ihn umgerissen hätte.

2013 gab es in Annaberg eines der schwärzesten Kapitel in der Geschichte der Polizei. Sie waren bei dem Einsatz im Führungsstab, als der Wilderer einen Cobra-Beamten, zwei Kollegen und einen Sanitäter erschoss ...

Diese Sache merkt man sich ewig. Es war fürchterlich. Alles war schon abgeriegelt und die Fahndung lief, als es plötzlich hieß, dass ein Sanitäter erschossen wurde. Man denkt sich, was kann jetzt noch kommen? Wo ist dieser Irre?

Wirken sich solche Erfahrungen auf das Privatleben aus?

Meine Frau sagt, ich bin übervorsichtig, was unsere Kinder betrifft. Aber ich habe sehr viel gesehen, und das prägt.

Was macht Bernhard Treibenreif, wenn er keine Uniform trägt?

Ich betreibe ein wenig Weinbau. Außerdem reite ich gern und gehe mit meinen Dackeln auch auf die Jagd.

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