Er leidet an Diabetes, hat schon schwere Erkrankungen hinter sich gebracht. Angst vor dem
Virus hatte er trotzdem keine: „Die Gewissheit, dass ich in der Vergangenheit schon schlimme Krankheiten überstanden habe, hat mich stark gemacht. Denn ich habe aus meinen Krankenhausaufhalten gelernt, dass es wichtig ist, positiv zu denken“, sagt Kohl im Gespräch mit dem KURIER.
Starke Schmerzen
Auch seine Ehefrau Margareta, 64, bleibt von Covid-19 nicht verschont. Sie hat aber mehr Glück als ihr Mann, bei ihr ist der Verlauf der Erkrankung sehr mild.
Ins Spital muss Stefan Kohl nicht, aber wochenlang dürfen die beiden ihr Haus in
Atzenbrugg nicht verlassen – eine besonders schwere Prüfung für Stefan Kohl. „Ich bin einer, der gerne unterwegs und unter Menschen ist. Deshalb war die Zeit in der Quarantäne schon recht hart für mich.“
Auch seinem Hobby, dem Lesen, kann der Pensionist lange nicht nachgehen. „Ich hatte zum Teil so starke Schmerzen, dass ich nicht einmal ein Buch aufschlagen konnte. Den Fernseher habe ich auch nicht mehr eingeschaltet. Ich war insgesamt einfach total k. o.“
Glaube
Kraft fanden Kohl und seine Frau während ihrer Viruserkrankung im Glauben, wenngleich der 71-Jährige in den vergangenen Wochen auch zu ungewöhnlichen Mitteln gegriffen hat, wie er mit einem Schmunzeln erzählt. „Ich habe eine ganze Flasche Lourdes-Wasser ausgetrunken. Ich habe mir gedacht, hilft’s nicht, so schadet es mir aber auch nicht.“
Am Tag 19 nach seiner Corona-Infektion ist Kohl wieder ganz der Alte, wie er am Telefon erzählt. „Ich fühle mich fit, kann sogar wieder für meinen Sohn die Buchhaltung machen, so wie früher auch.“
Das Leid in Italien
Er sei froh, dass er Covid-19 so gut überstanden habe, sagt er. „Wenn man die Bilder aus Italien sieht, wie die Menschen in den Krankenhäusern um ihr Leben kämpfen, das macht einen sehr betroffen. Deshalb finde ich es auch richtig und wichtig, dass in Österreich diese harten Maßnahmen ergriffen worden sind. Da muss man jetzt einfach durch.“
Keine validen Daten
Wie viele Menschen sich wie das Ehepaar Kohl von Covid-19 wieder erholt haben, lässt sich nicht so einfach sagen. Weltweit sollen es rund 115.000 Personen sein, in Österreich vermutlich mehr als 100.
Ob man den Daten derzeit schon trauen kann, ist allerdings fraglich. Zuletzt erst sorgte der Umstieg auf eine neue Zählweise für einen sprunghaften Anstieg bei den Corona-Intensivpatienten.
"Ungewissheit"
Dass das Ehepaar Kohl zu den ersten Corona-Fällen in
Niederösterreich gehört hat, hatte, wenn man so will, für sie auch Vorteile: „Dass ich das Testergebnis innerhalb nur eines Tages bekam, war gut, weil man dann nicht so lange die Ungewissheit mit sich herumtragen muss“, sagt der 71-Jährige.
Trotzdem halte sich die Erleichterung darüber, dass er nun keine Angst vor einer Ansteckung mehr haben müsse, in Grenzen, wie Kohl betont. „Ich wünsche allen, dass sie rasch wieder gesund werden und dass wir alle bald wieder ein normales Leben führen können.“
Es sei keine einfache Zeit. Für niemanden.
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