Dorf pfeift auf schnelles Internet
"Was soll ich mit Internet? Ich bin 62 und habe ja gar keinen Computer", sagt Anna Bock. Sie ist nur eine von vielen Bewohnerinnen des 1100-Seelen-Dorfes Dietmanns im niederösterreichischen Waldviertel, die mit einem geplanten Ausbau eines Glasfaserkabelnetzes nichts anfangen können. Das sollte die Gemeinden des Bezirkes Waidhofen an der Thaya leitungstechnisch ins 21. Jahrhundert führen. Doch die Gemeindeführung blitzt mit ihren fast flehentlich wirkenden Appellen bisher ab.
Bürgermeister Harald Hofbauer und sein Vize Walter Greulberger hatten gehofft, wie alle anderen Gemeinde des politischen Bezirks die Mindestteilnahme von 40 Prozent aller Haushalte zu schaffen. Weil sich von 240 Haushalten lediglich 95 interessierten, gibt es nun einen Plan B: Wenigstens entlang der Hauptstraße will man diese Beteiligung erreichen, damit man eine Hauptleitung legen und später von dort aus Siedlungen versorgen kann. 600 Euro kostet das Mitmachen. Viel Geld für Mindestpensionisten, selbst wenn man den Betrag über die Gebühr zurückbekommt.
Chance
"Das Modellprojekt ist eine einmalige Chance. Aber wenn die Leute nicht wollen, bleiben wir ein weißer Fleck auf der Internet-Landkarte", seufzt Vize Greulberger. Der aber betont, den Willen der Bürger zu respektieren.
Der KURIER hat sich vor Ort umgehört. Automechaniker Jürgen Strondl wirkt etwas enttäuscht: "Ich habe schon 1000 Euro für eine Zuleitung auf dem Grundstück ausgegeben. Wenn es nichts wird, war das umsonst." Das sei zwar nicht schlimm, denn das derzeitige Internet reicht ihm eigentlich. Aber die Bilder würden halt mit Highspeed schneller aufgehen, wenn man Autos sucht. "Mir ist nur aufgefallen, dass das Funkinternet extrem langsam war, während man das Glasfaserkabel beworben hat. Jetzt, wo das nachlässt, ist die Verbindung wieder schneller", ergänzt er.
"Das ist mir auch aufgefallen", sagt eine Dame, die durch das Fenster Fragen beantwortet. "Zu den regelmäßigen Kosten kommt ja noch der Hausanschluss, den man selber graben muss. Das ist mir zu viel", meint sie. "Ich bin 81, brauch es nicht, das muss meine Tochter entscheiden", sagt Friedrich Mayer einige Häuser weiter.
"Ich komme mit Funk-Internet ganz gut zurecht", meint Pensionist Reginald Gismann: "Mehr kostet zu viel. Meine Frau bekommt nach 32 Jahren in der Textilindustrie nur eine Mindestpension."
"Ich bin aufgeschlossen, aber ich würde es nicht mehr nutzen. Die meisten Leute hier haben ganz andere Sorgen", meint ein 80-jähriger Ex-Beamter. Aber auch ein junger Mann sagt: "Wir haben Nachwuchs bekommen, renovieren gerade unser Haus. Das Internet ist wirklich nicht meine Hauptsorge, weil wir es beruflich nicht brauchen. Besser wäre, sie würden dafür sorgen, dass wir einen ordentlichen Handyempfang ohne viele Funklöcher kriegen."
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