Direktorkandidat mit gefälschtem Klassenbuch vernadert

Gericht, Gerichtsakten, Akten, Prozess, Anklage
Wiener Neustadt: Die jahrelange Farce um die Bestellung eines Direktorenpostens gipfelt nun in einem Prozess.

Eine jahrelange Farce um die Besetzung des Direktorenpostens an der HTL Wiener Neustadt gipfelt fünf Jahre später in einem Strafprozess. Auf der Anklagebank: Der wegen fehlender Qualifikation nach einem Jahr abberufene Ex-Direktor Wolfgang V. (59), ein Ex-Lehrerkollege, sowie zwei Schulangestellte der HTL. Das Quartett soll auf Drängen von Wolfgang V. dessen Widersacher im Rennen um den Chefsessel, Erich G., beim Landesschulrat und der Polizei angeschwärzt haben. Die Anklagepunkte lauten auf Verleumdung und falscher Beweisaussage.

Das „Corpus Delicti“ in der Affäre ist ein Klassenbuch. Dieses sollte laut Anklage dazu dienen, in der aufgeheizten Stimmung des Bestellungsverfahrens im Jahr 2007 Erich G. zu „vernadern“. Laut Staatsanwalt haben die Angeklagten einen Brief an den nö. Landesschulrat verfasst, dass G. im Schuljahr 2001 seinen Pflichten nicht nachgekommen ist und 26 Unterrichtsstunden nicht gehalten hätte. Die Angeklagten behaupteten, Erich G. hätte die Klassenbucheinträge erst 2007 nachgeholt und somit betrogen. Diese Vorwürfe werden jedoch von den Gutachten des Bundeskriminalamtes sowie eines Sachverständigen widerlegt. Laut den Grafologen erfolgten die Klassenbucheinträge lange vor 2007.

Nicht denken

Der ehemalige Schulwart der HTL, Gerhard L., sagte beim Prozessauftakt am Donnerstag aus, dass der belastende Brief an den Landesschulrat von Kurzzeit-Direktor Wolfgang V. beinahe wörtlich diktiert wurde. Gedacht habe er sich dabei nichts: „Ich war nicht zum Denken da!“. Wolfgang V., der gesundheitsbedingt in Frühpension ist, blieb wegen psychischer Probleme dem Prozess fern. Die Richterin lässt ihn nun von einem Gutachter untersuchen, das Verfahren ist vertagt.

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