Die Jagd auf das Bankomat-Phantom

Symbolbild
Ermittler sind osteuropäischer Bande nach neuntem Vorfall bereits auf den Fersen.

Es war heuer bereits der neunte Coup der Bande und insgesamt der zehnte in Niederösterreich. Es scheint, als ob eine höchst professionelle und mit allen Wassern gewaschene Verbrecherbande den Fahndern immer wieder um eine Nasenspitze voraus ist. In der Nacht auf Donnerstag haben die unbekannten Täter erneut zugeschlagen, und zwar wieder im Foyer eines Spar-Supermarktes, diesmal in Oberwaltersdorf im Bezirk Baden.

Beim jüngsten Coup wurde der Bankomat weder mit Sprengstoff noch mit einem Gasgemisch in die Luft gejagt. Die Gangster brachen den Stahlschrank mit Trennscheiben auf. Um anschließend ihre Spuren zu verwischen, legten sie am Tatort Feuer. Aber wer ist die Truppe, die mit enorm hoher krimineller Energie bereits einen Millionenschaden angerichtet hat?

Die Jagd auf das Bankomat-Phantom

Die Feuerwehr musste das gelegte Feuer löschen

Die Spur führt zu einer Gruppe „höchst professioneller Verbrecher“ in den Osten Europas. Wie die Ermittler des nö. Landeskriminalamtes wissen, reisen die Täter immer wieder für ihre Coups nach Österreich an. „Es handelt sich um Vollprofis, die mit enormer Brutalität ans Werk gehen und sicher vor nichts zurückschrecken“, sagt Landespolizeidirektor-Stellvertreter Franz Popp.

Reifen aufgestochen

Nicht nur, dass sie vor den Coups für ihre Raubzüge meistens PS-starke Audi Q7 stehlen und diese auf der Flucht wieder abfackeln, scheuen sie auch bei der Vorbereitung kein Risiko. In den meisten Fällen schlichen sich die Kriminellen vor den Taten auf das Gelände der umliegenden Polizeiinspektionen und stachen an den Streifenwagen die Reifen auf. „Auch eine Aktion, die mit sehr hohem Risiko verbunden ist. Das macht ihnen nichts aus“, so ein Ermittler.

Auch was ihre Flucht anbelangt, sind die Verbrecher auf alles vorbereitet. Verfolgenden Polizeifahrzeugen haben sie bereits eiserne Krähenfüße vor die Autos geschmissen. Deshalb spricht die Polizei in dem Fall auch von der „Operation Krähe“.

Bei einem Zusammentreffen mit den Gangstern sei höchste Vorsicht geboten. „Sie schrecken auch sicher vor Waffengewalt nicht zurück“, so die Polizei.

„Wir stecken derzeit sehr viel Energie hinein, um die Täter zu fassen und sind bei den Erhebungen schon ein gutes Stück weitergekommen“, so Popp. Wie sehr die Angelegenheit den Fahndern unter den Fingernägeln brennt, zeigt der Coup von Donnerstag früh. Der Chef des Landeskriminalamtes Niederösterreich, Omar Haijawi-Pirchner, war höchstpersönlich am Tatort, um die Ermittlungen mit seinen Kriminalisten abzustimmen. „Dieser Fall hat für das Landeskriminalamt derzeit höchste Priorität“, betont Haijawi-Pirchner.

Kritik

Unter den Ermittlern ist die Stimmung allerdings angespannt. Manche Fahnder sind der Meinung, dass sie der Bande schon längst das Handwerk hätten legen können. „Uns sind aber die Hände gebunden. Wir bekommen einfach die Telefonauswertungen nicht, die wir dringend benötigen würden. Einerseits, weil es die gesetzliche Lage nicht zulässt, andererseits ist die Zusammenarbeit mit den Netzbetreibern leider sehr schwierig. Andere Länder sind in diesem Bereich schon viel weiter“, sagt ein Beamter im KURIER-Gespräch.

Die Jagd auf die Bankomat-Gangster geht weiter. Derzeit haben die Kriminellen noch die Oberhand.

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