Rund 2.000 Kadaver landen auf den Seziertischen der Pathologen, die im Bedarfsfall schon nach zwei Stunden ein Ergebnis liefern können – etwa, ob eine Tollwuterkrankung vorliegt. Eine solche hat es freilich in Österreich seit 2008 nicht mehr gegeben. Trotzdem untersucht man in Mödling rund 500 Verdachtsfälle jährlich.
Übertragung auf Mensch verhindern
Als vor 20 Jahren der „Rinderwahnsinn“ (BSE) Europa beunruhigte, wurden durch die AGES rund 2,6 Millionen Tiere untersucht. Seit 2012 ist Österreich von der Internationalen Tiergesundheitsorganisation (WOAH) als Land mit „vernachlässigbarem BSE-Risiko“ eingestuft.
„Mit modernster Analytik und Risikoüberwachung können Tierseuchen rasch eingedämmt werden“, sagt AGES-Geschäftsführer Anton Reinl. Man betrachte Risiken für die Gesundheit von Mensch, Tier, Pflanze und Umwelt immer gesamtheitlich. Denn Schwerpunkt der Bemühungen ist natürlich stets auch, eine Übertragung der Krankheiten von Tieren auf Menschen zu verhindern.
Und Reinl betont nicht ohne Stolz: „In der Corona-Pandemie zeigte sich der Nutzen der AGES für die Bewältigung von Krisen. Labor-Spezialisten aus der Veterinär- und Humanmedizin arbeiteten Hand in Hand, um die Gesundheitsbehörden mit Ergebnissen zu unterstützen.“
Vorsicht steht dabei an oberster Stelle. Im Hochsicherheitslabor arbeiten die Forscher in Ganzkörper-Schutzanzügen, die Luft wird gefiltert, das Abwasser abgekocht, wie Hermann Schildorfer berichtet, nachdem er seine einem Raumanzug ähnliche Dienstkleidung abgelegt hat. Für Institutsleiter Friedrich Schmoll ist die Veterinärmedizin in Mödling „eine international anerkannte Ansprechpartnerin für Fragen der Tiergesundheit und Tierseuchendiagnostik auf modernstem Wissenstand“. Er erinnert an die Vogelgrippe im Jahr 2006. „Das führte zu großer Verunsicherung.“ Man habe jedoch Gewissheit geschaffen, dass die Viren zwar bei Wasservögeln, aber bei keinem Menschen nachgewiesen wurden.“
Nach Ausbruch der Blauzungenkrankheit (BTV) bei Rindern startete die AGES im Jahr 2007 die Überwachung. 2011 konnte nach über 200.000 Tests in den Labors der Status „frei von BTV“ erreicht werden. Doch man ist auch um Vorbeugung bemüht: Selbst entwickelte Impfstoffe geben Tierärzten rechtzeitig Waffen im Kampf gegen aufkommende Seuchen in die Hand.
Österreichs Ausnahmestellung in Europa bringt wirtschaftliche Vorteile. Denn der ausgezeichnete Gesundheitsstatus der Tiere sorge für amtlich anerkannte Freiheiten, wie AGES-Geschäftsführer Thomas Kickinger betont. „Der Status als ,frei von‘ ist wichtig für ein Exportland.“
Dabei stellt der Klimawandel auch die Forscher in Mödling vor neue Herausforderungen. Mücken- und Zeckenarten, die bisher nur in südlicheren Gefilden übertragbare Krankheiten verbreiteten, sind aufgrund milderer Winter mittlerweile hierzulande heimisch geworden. Doch die Experten beobachten sie bereits mit wachsamem Blick.
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