Den Bauern gehen die Mitarbeiter aus

Asylberechtigte sollen auf Höfen mithelfen (Symbolbild)
Asylberechtigte und Arbeitslose sollen zu Spezialisten für die Land- und Forstwirtschaft gemacht werden.

Traktoren fahren durch die vom Regen aufgeweichte Schotterstraße, Schüler schleppen Motorsägen über den Hof, Kälber muhen: Es ist ein ganz normaler Unterrichtstag in der Fachschule Pyhra (LFS) im Bezirk St. Pölten. In der landwirtschaftlichen Lernschmiede, wo derzeit mehr als 200 junge Männer und Frauen ausgebildet werden, wird viel Wert auf Praxis gelegt. Den Bauern und Forsttechnikern von morgen stehen unter anderem 40 Hektar Ackerflächen und große Wälder für Schulungszwecke zur Verfügung.

Im kommenden Jahr könnte die Schule unweit der Landeshauptstadt Zuwachs bekommen. Geht es nach der Landarbeiterkammer (LAK) und der ÖVP Niederösterreich würde sich der Standort dafür eignen, Arbeitslose und Asylberechtigte in eigenen Kursen fit für die Landwirtschaft zu machen. Der Hintergrund ist besorgniserregend, denn der in vielen Sparten grassierende Fachkräftemangel hat längst auch die Land- und Forstwirtschaft erreicht.

„Immer mehr Betriebe suchen qualifizierte Arbeitskräfte“, berichtet LAK-Präsident Andreas Freistetter. Dies liege vor allem daran, so Freistetter, dass sich viele Bauern mittlerweile auf ganz bestimmte Produktionsbereiche spezialisiert haben, betrieblich wachsen, gleichzeitig aber mit enormen Herausforderungen wie dem Klimawandel zu kämpfen haben.

„Und irgendwann ist es dann nicht mehr möglich, den neu aufgestellten Betrieb ausschließlich mit familieneigenen Arbeitskräften weiterzuführen“, betont Freistetter.

Das beinahe Groteske an der Situation ist, dass in Niederösterreich derzeit rund 1300 Menschen eine Lehrstelle suchen. „Wir wollen nun die Angebote an Jobs und Lehrstellen mit den Arbeits- und Lehrstellensuchenden zusammenführen“, sagt ÖVP-Landesgeschäftsführer Bernhard Ebner.

Initiativen

Den Bauern gehen die Mitarbeiter aus

Freistetter (3.v.li.) und Ebner starten Aktion

Insgesamt nimmt das Land 46 Millionen Euro in die Hand, um gemeinsam mit der Wirtschaftskammer und dem Arbeitsmarktservice Initiativen in Sachen Lehrlingsoffensive zu starten und damit den Fachkräftemangel zu bekämpfen (siehe Zusatzbericht).

Ein Vorschlag ist, dass die Landwirte künftig nicht mehr nur Dienstgeber, sondern auch Ausbildner sind. Dass hier noch gewaltig Luft nach oben ist, beweisen die Zahlen. Derzeit gibt es Niederösterreich über 1000 anerkannte land- und forstwirtschaftliche Lehrbetriebe, aber nur 180 Lehrlinge, die Hälfte davon im Gartenbau.

Hier wünscht sich die Landarbeiterkammer auch noch mehr finanzielle Anreize. Ein Gartenbau-Lehrling verdient derzeit im ersten Lehrjahr 510 Euro, in anderen Sparten wird deutlich mehr gezahlt.

Größeres Angebot

Am Angebot soll es jedenfalls nicht scheitern: Derzeit führen die Landarbeiterkammern Gespräche über eine bundesweit einheitliche Lehrausbildung zum Berufsjäger.

Vorstellbar wären laut Freistetter darüber hinaus auch neue Lehrberufe, wie etwa im Bereich der natur- und Landschaftspflege, im Umweltschutz oder bei der Erzeugung erneuerbarer Energien.

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