Gemeinde ließ lästigen Kritiker bespitzeln

Franz Stieger Krems kandidiert bei Gemeinderatswahl
Durchschnittliche Staatsbürger bemühen sich, der Justiz keinen Anlass für Interesse zu geben.

Ganz anders agiert Franz Stieger aus Krems in Niederösterreich: Er versucht seit Jahren, Strafverfolgung auf sich zu lenken.

Stieger provoziert Politiker und Beamte mit Plakataktionen, mit denen er ihnen schlimmste Verfehlungen vorwirft. Weitgehend erfolglos. Dabei wäre ein Verfahren genau das, was er anstrebt. „Damit hätte ich endlich die Chance, zu beweisen, wie übel mir Verwaltung und Justiz mitgespielt haben“, sagt Stieger.

Jetzt hat sein Endloskonflikt mit dem ehemaligen Bürgermeister von Rohrendorf, Bezirk Krems, sogar zu einer geplatzten Gemeinderatssitzung geführt: Bei der Budgetprüfung stellte sich heraus, dass ein Detektiv Stieger auf Gemeindekosten bespitzelte. Mit rund 5000 Euro schlägt sich die Aktion zu Buche.

SPÖ und Grüne verließen entrüstet den Saal. „Unglaublich, die Gemeinde zahlte für einen Privatkonflikt“, kritisiert Grün-Mandatarin Ingrid Aigner. „Das wurde im Gemeindevorstand beschlossen, die SPÖ hat mit gestimmt“, entgegnet ÖVP-Bürgermeister Herbert Tastl.

Vorgeschichte

Stieger kaufte vor mittlerweile mehr als zehn Jahren privat ein Grundstück, zu dem laut Grundbuch eine Busbucht gehörte. Der damalige Bürgermeister konnte allerdings vor Gericht belegen, dass die Bucht der Gemeinde abgetreten worden war. Als Stieger die Busbucht aus Protest Dutzende Male sperrte, bekam er eben so viele Verwaltungsstrafen. Mit der Folge, dass er sogar einige Monate ins Gefängnis kam.

„Ich habe neue Beweise, dass der Ex-Bürgermeister und die Justiz mich um ein Grundstück gebracht haben“, behauptet Stieger nun, obwohl seine Niederlage bis zum Höchstgericht ausjudiziert ist. Der frühere Gemeindechef weist wie bisher jede Schuld von sich.

Plakatständer

Seine Vorwürfe verbreitet Stieger weiter. Etwa mit einem Plakatständer, den er – montiert auf einen Fahrradanhänger – in der Kremser Fußgängerzone abstellt. Daneben versucht er, Kontrahenten mit plakatierten Schnappschüssen lächerlich zu machen.

Inzwischen erklärte der damalige Vizebürgermeister öffentlich, dass er vom Gemeindechef in der Angelegenheit unter Druck gesetzt worden sei und dass Akten verschwunden seien.

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