Das wird ein (Stadt-)Theater: Letzter Schliff für das Kultur-Comeback
Je nach Lichteinfall schimmert der Samt der 560 Theaterstühle in allen erdenklichen Schattierungen von Bernstein. Das alte Rot der vergangenen Jahrzehnte hat ausgedient.
Vom Kloster zum Theatertempel
Bevor am 8. November nach zweijähriger Umbauphase und Generalsanierung der Vorhang im Wiener Neustädter Stadttheater aufgeht, herrscht noch hektisches Treiben im ehemaligen Kloster der Karmelitinnen. Josef II. ließ das Haus entweihen, weshalb im Jahr 1793 aus dem Mittelschiff das heutige Theater wurde.
Als vor wenigen Tagen pünktlich in den Räumen des ehemaligen Theatercafés das neue Kartenbüro in edlem Design erstmals seine Türen öffnete, standen schon die ersten interessierten Besucher parat. Sie wollten nicht nur einen Blick auf das mondäne Ticketcenter erhaschen, sondern nach der langen schöpferischen Pause endlich persönlich wieder Karten für unterhaltsame Kulturabende kaufen.
Andrang überraschte
Geschäftsführerin Maria Großbauer war ob des Andrangs positiv überrascht. Mit einem derartigen Interesse in der ersten Woche hatte die ehemalige Opernball-Chefin nicht gerechnet. „Trotz der finalen Arbeiten bei uns im Haus kann man online oder bei uns im neuen Kartenbüro bereits für sämtliche Veranstaltungen der Saison 2024/2025 Tickets kaufen“, sagt Großbauer.
Auch Bürgermeister Klaus Schneeberger und Kulturstadtrat Franz Piribauer (beide ÖVP) statteten dem Team im Kartenbüro zur Eröffnung einen Besuch ab. Ein Blick in den druckfrischen Programmfolder brachte auch für sie die ein oder andere Überraschung.
Keine Kosten gescheut
Nicht weniger als 100 Events stehen in der ersten Theatersaison von 8. November bis 17. Juni bereits im Programmheft. Das Portfolio reicht vom klassischen Theater, über Kabarett-Zyklen, Kammermusik, Tonkünstler-Konzerte, Klavierabende bis hin zu Kinofilmen. Geht es nach Großbauer, soll das neue Stadttheater, in das immerhin 14,5 Millionen Euro (exkl. Steuer) investiert wurden, Brücken schlagen und für jeden Geschmack und Alter etwas passendes bieten.
Deutlich wird dies bereits bei dem bunt gemischten Genre-Mix am Eröffnungswochenende. Nach der Eröffnungsgala durch das Tonkünstler-Orchester NÖ wird Lidia Baich auf Mozarts originaler Costa-Violine musizieren, Ina Regen wird gewohnt stimmgewaltig dazu singen.
Eher für das Publikum unter 30 ist am 10. November der Auftritt von Zelda Weber & The Rosettes mit dem Konzert „Crude“.
Zuvor herrscht auf der Theaterbaustelle aktuell aber noch ein Kommen und Gehen der Fliesenleger, Maler, Elektriker, Monteure und Techniker. Bei einem Rundgang durch das Haus zeigt Großbauer die architektonischen Gustostückerl, die sich die Wiener Neustädter "Koup Architekten“ unter der Leitung von Peter Übersberger einfallen haben lassen.
60 Plätze weniger
Besonders das neue Foyer samt Galerie soll die Besucher schon beim Betreten des Hauses ins Staunen versetzen. Was die Bestuhlung anbelangt, musste man auf Kosten des üppigen Foyers etwas Haare lassen. Knapp 60 Plätze sind es im Vergleich zum alten Theater weniger, 560 Stühle aber immer noch ein "sehr üppiges Platzangebot", heißt es dazu im Stadttheater.
Markant ist die neue Farbgestaltung im großen Theatersaal. Dabei orientierte man sich an den bernsteinfarbenen Tönen der korallenähnlichen Motive des "Eisernen Vorhangs" auf der Bühne. Als das Theater im Jahr 1978 generalsaniert wurde, erhielt der Maler und Künster Wolfgang Hutter damals den Auftrag zur Neugestaltung des Vorhanges.
Mehr Infos: www.stadttheater-wn.at
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