Die Renovierung der Spielstätte war damals, eben im Oktober 2023, bereits im Gang. Großbauer musste daher von heute auf morgen Änderungswünsche einbringen. Und erst mit der Zeit dämmerte ihr, sich für ein Himmelfahrtskommando gemeldet zu haben. Denn die Wiedereröffnung war mit 8. November 2024 bereits fixiert. Und es gab nichts: weder Marketing und Ticketing, noch einen Spielplan, nur die Übereinkunft, dass sich die Tonkünstler NÖ, das Landestheater in St. Pölten und das Kino im Kesselhaus Krems einbringen werden.
Auf Konfrontation
Großbauer, die viele Jahre in einer Werbeagentur gearbeitet und danach den Opernball organisiert hatte, ging gleich einmal auf Konfrontationskurs: Sie wehrte sich gegen die Umbenennung. Das Stadttheater bleibt das Stadttheater, auch wenn das Land zwei Drittel des Umbaus (um 14,5 Millionen Euro exkl. Steuer) und die Hälfte der Betriebskosten (2,8 Millionen Euro jährlich) übernimmt. Schließlich steht nach wie vor in großen Lettern „Stadt-Theater“ auf der (noch eingerüsteten) Fassade in der Fußgängerzone.
Wiewohl das Gebäude erst später zu einem wurde: Ursprünglich, 1668 errichtet, war es ein Kloster der Karmelitinnen. Josef II. ließ es profanieren – und so wurde 1793 aus dem Mittelschiff das Theater. Ein Musentempel hat es in Wiener Neustadt aber nicht leicht: 1834 beim Stadtbrand zerstört, Ende der 1920-er Jahre geschlossen – und im Zweiten Weltkrieg ausgebombt. Notdürftig instand gesetzt, nahm das Theater bereits 1948 wieder den Spielbetrieb auf. In den späten 70ern (unter einem SPÖ-Bürgermeister) kam es zur Modernisierung: Wolfgang Hutter, Mitbegründer der von den Sozialdemokraten äußerst geschätzten Wiener Schule des Phantastischen Realismus, bemalte den Eisernen Vorhang. Es sollte sein größtes Werk werden. Von der Fläche her.
An diesem, unter Denkmalschutz stehend, ist nicht zu rütteln. Aber vieles wird neu und chic. Man verzichtet auf rund 60 Sitzplätze im Parterre hinten (das Theater ist mit 560 Plätzen für Neustädter Verhältnisse noch immer absurd groß), und gewann daher Raum für ein zweigeschoßiges, von einer ARGE rund um Peter Übersberger geplantes Foyer, das den Namen auch verdient.
Der „Regenbogen“ in Rosa bis Lila rund um den Hutter wird in dezenteren Farben übermalt, die Wände im Saal erhalten eine wie Bernstein schimmernde Tapete. Mit Übereifer führt Maria Großbauer durch die Baustelle, zu den Toiletten (genügend!) und den Künstlergarderoben, ins künftige Theater Café – und in die zweite Spielstätte, den ehemaligen Rauchsalon, in dem nur mehr Köpfe rauchen dürfen (bei Diskussionen).
Ob sich das alles ausgeht bis zum 8. November? Maria Großbauer lässt keinen Zweifel zu. Am Dienstagnachmittag gab sie mit Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner und Bürgermeister Klaus Schneeberger (beide ÖVP) Einblicke in das Programm.
Weil sie ja „nur“ die operative Geschäftsführerin ist, holte sie sich zwei Kuratoren (Katharina Schick und Norbert Ernst), aber die Konzeption trägt ihre Handschrift. Bei der Eröffnungsgala wird Lidia Baich auf Mozarts Costa-Violine musizieren, alljährlich soll an Mozarts Todestag (5. Dezember) dessen Requiem gespielt werden (die „Uraufführung“ fand schließlich 1793 in Neustadt statt). Und es wird Konzerte in Kooperation mit Bösendorfer geben. Denn, welch Glück: Die Klaviere werden hier gefertigt. Das Programm (mit Philippe Jordan, Josef Hader, Nikolaus Habjan, Erika Pluhar etc.) steht bereits online. Achtung, neue Website: stadttheater-wn.at
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