KURIER: Was ist der Unterschied?
Clara Luzia: Was ich am Theater sehr mag, ist, dass etwas anderes im Vordergrund steht und ich da nur Dienerin des Stücks bin. Es ist schon auch angenehm, einmal nur im Hintergrund zu sein. Aber es hat auch etwas, vorne zu stehen und das zu machen, was nur ich mir vorstelle und niemandem dienen zu müssen, außer meinen Liedern.
KURIER: Und damit waren Sie sehr schnell erfolgreich. Ihr zweites Album „The Long Memory“ wurde 2008 mit dem Amadeus Award ausgezeichnet. Da waren Sie noch nicht Vollzeitkünstlerin.
Clara Luzia: Ich habe bis 2013 geringfügig bei der APA gearbeitet und Nachrichten transkribiert. Das habe ich 10 Jahre gemacht, es hat Spaß gemacht und es war auch ein Job, wo ich nicht mit anderen reden musste. Das war super, ich bin nicht so kontaktfreudig. Außerdem waren damit meine Fixkosten gedeckt. Wenn man komplett selbstständig ist, kommt manchmal alles auf einmal, manchmal gar nichts, mit dem Job konnte ich das abfangen.
KURIER: In Irland sollen nun 2.000 Kunstschaffende ein bedingungsloses Grundeinkommen bekommen. Was halten Sie davon?
Clara Luzia: Ich würde das grundsätzlich für alle sinnvoll halten. Es gibt Modellregionen, wo das gemacht wurde, da haben die Evaluationen gezeigt, dass es nicht dazu führt, dass die Leute „verfaulen“, sondern das Gegenteil ist der Fall. Es wäre ein Schritt Richtung gutes Leben für alle, aber ich glaube Österreich braucht da wieder einmal länger.
KURIER: Würde die Kreativität profitieren?
Clara Luzia: Das ist individuell wahrscheinlich unterschiedlich, aber in der Masse betrachtet, hilft es auf jeden Fall, wenn nicht das finanzielle Damoklesschwert über dir hängt. Ich denke, es würde schon zu mehr kreativem Output führen und zu mehr Zufriedenheit. Es wird unterschätzt, was Druck und Anspannung mit einer Gesellschaft machen, auch was die Gesundheit betrifft. Dass wir uns das als Gesellschaft und Volkswirtschaft leisten, ist verrückt. Dass sich viele zu Tode schuften und noch immer nicht gut leben können, das ist absurd.
KURIER: Sind Sie kreativer, wenn sie zufrieden sind, oder sind Sie es in ihren Krisen?
Clara Luzia: Krisen hab ich immer. Ich mag das Klischee nicht füttern, dass es einem schlecht gehen muss, damit man schreibt, aber bei mir ist es halt leider schon so. Ich will aber nicht behaupten, dass man immer schwer angeschlagen sein muss, um künstlerisch tätig zu sein. Als ich bei der APA aufgehört habe, war ich schon schwer angespannt, weil ich kein geregeltes Einkommen mehr hatte. In manchen Monaten war es nicht so lustig und das hat mich extrem gestresst. Ich hatte das Gefühl, dass ich alle Konzertanfragen spielen muss, auch dort, wo ich eigentlich nicht spielen wollte. Das hat mir ein bissi die Freude an der Musik genommen, auf einmal ist es ein Job geworden und das war nicht schön. Aber es hat sich dann glücklicherweise eingespielt, mittlerweile habe ich das gar nicht mehr. Aber ich habe den Eindruck, dass das für viele, die es nur mit der Kunst probieren, ein Problem ist, wenn deine Leidenschaft zu so einer Pflicht wird, das kann dir schon die Kreativität nehmen.
KURIER: Sie sind und möchten Musikerin bleiben, da gibt es keinen anderen Traum, der verwirklicht werden möchte?
Clara Luzia: Nein, aber ich bin keine, die Pläne macht. Es kann schon sein, dass ich einmal etwas anderes mache oder machen muss – das ist ein bisschen meine Befürchtung. Bis jetzt habe ich immer so Glück gehabt. Mir ist auch klar, was das für ein Privileg und Segen ist, dass ich das machen kann und davon leben kann. Musik ist schon super. So wie es jetzt ist, dass ich sie in so vielen verschiedenen Ausprägungen machen kann, ist eigentlich perfekt, das kann gerne noch eine Weile so weitergehen.
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