Burgenreich: Volle Töne im Babenbergersitz

Ein Torbogen führt zu einer Brücke, umgeben von üppigem Grün.
Babenbergerburg im Waldviertel: Wo die Ruine eine Burg, der Vogt ein Geschäftsführer und der Opernintendant auch Historiker ist.

Wuchtig überragen die Mauern der einzigen frei stehenden Babenbergerburg Österreichs die Gemeinde Gars am Kamp im Waldviertel. Obwohl die im Kern aus dem neunten Jahrhundert stammende Anlage „Burg“ genannt wird, handelt es sich eigentlich um eine Ruine. Die ist allerdings zumindest während der Sommersaison belebter als manche bewohnbare Burg.

„Die Anlage ist beinahe einen Hektar groß“, beschreibt „Burgvogt“ (also Verwalter, Anm.) Peter Schneyder, dessen Aufgabe als Geschäftsführer der Burg-Gmbh die Erhaltung und Verbesserung der Festung ist. Sein „Lehensherr“ ist die Marktgemeinde Gars im Bezirk Horn. Die war zwar im Mittelalter unter den Babenbergern für kurze Zeit Hauptstadt Österreichs.

Eine Karte von Niederösterreich mit den Städten Horn, Krems, Melk, St. Pölten, Stockerau und Wien.

Die Burg liegt in der Gemeinde Gars am Kamp

Heute allerdings hat sie als Besitzerin mit dem Aufwand für die Erhaltung des imposanten Gemäuers zu kämpfen. Seit man in den 1970ern begann, die Anlage für Veranstaltungen zu nutzen, ist deren Abwicklung immer professioneller geworden.

Eigene Firma

Inzwischen ist eine Burg-GmbH mit Schneyder als Geschäftsführer für den laufenden Betrieb zuständig. „Unser Ziel ist es, mit den regelmäßigen Einnahmen die Erhaltung zu bewerkstelligen“, sagt Schneyder. Den wichtigsten Beitrag dazu leistet die Tochtergesellschaft „Oper Gars“, die die Durchführung der vor 30 Jahren gegründeten Opernfestspiele garantieren soll und die Anlage dafür anmietet.

„Diese klaren Strukturen, die die Garser Politik dankenswerterweise einstimmig beschlossen hat, sind wichtig“, sagt Schneyder. Er muss den Spagat bewältigen, die Anlage für risikolose Besuche von bis zu 18.000 Menschen das ganze Jahr über offen zu halten und gleichzeitig das naturgemäß bröckelnde Gemäuer im Auge zu behalten.

„Vom Denkmalamt geschulte Gemeindemitarbeiter führen regelmäßig Inspektionen bis auf die Mauerkronen durch“, erzählt er. Ein Teil muss aber aus Sicherheitsgründen gesperrt bleiben.

Eine Open-Air-Theateraufführung vor einer alten Burgruine mit großem Publikum.

Besucher schwärmen regelmäßig von der einzigartigen Atmosphäre der Opernaufführungen im Hof der Burgruine.

Immerhin gelingt es, mit den Einnahmen aus der Oper und anderen Aktivitäten den laufenden Betrieb zu finanzieren. „Für größere Sanierungsaufgaben sind wir auf zusätzliche Beiträge angewiesen“, sagt Schneyder.

Der hat zwar als Wirtschaftsmann ständig die Zahlen im Blick, ist aber von der Anlage genau so begeistert, wie Opernintendant Johannes Wildner, der die Geschichte von Bauwerk und Region liebt.

Ohrenschmaus

„Die Akustik erlaubt uns, als einzige Open-Air-Oper unverstärkt zu spielen. Das verlangt zwar stimmstarke Künstler und ist manchmal etwas heikel, denn die Tribüne fasst 1200 Menschen, ist aber etwas ganz Besonderes“, sagt Wildner.

Drei Männer posieren vor einer alten Steinmauer für ein Foto.

Schneyder mit Besucher Sepp Forcher und Bürgermeister Martin Falk

Deshalb zeigt man die Mauern bei den Aufführungen auch praktisch unverhüllt her. „Charme und Atmosphäre des Platzes sind unvergleichlich, das ergibt ein Gesamtkunstwerk aus Natur, Architektur, Mensch und Theater.“ Dafür nimmt Wildner auch Wetterkapriolen in Kauf.

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