Bürgermeister ging mit Polizei gegen Bauern vor

Bauern und Freiwillige starteten Samstagvormittag Sanierungsaktion.
Landwirte wollen marode Güterwege auf eigene Kosten sanieren, was dem Ortschef missfällt.

Dicke Freunde werden sie wohl nicht mehr, die Bauern und Lichtenwörths SPÖ-Bürgermeister Harald Richter. Weil der Ortschef die 20.000 Ferkel und Mastschweine in der Landwirtschaftsgemeinde bei Wiener Neustadt deutlich reduzieren will, hat er 2015 für das gesamte Gemeindegebiet – rund 1800 Hektar – einen Baustopp für landwirtschaftliche Betriebe verhängt.

Am Samstag ist es nun zum nächsten Showdown zwischen der Bauernschaft und dem Ortschef gekommen. Dieses Mal sogar mit polizeilicher Beteiligung. Weil die Landwirte angekündigt hatten, die maroden Güterwege zu ihren Feldern selbst und auf eigene Kosten zu sanieren, rief der Bürgermeister Samstagvormittag die Polizei zu Hilfe. Zu einer Anzeige wegen Besitzstörung, wie er sie angekündigt hatte, kam es allerdings nicht.

Dem bisherigen Höhepunkt des Konflikts geht ein erbitterter Streit um die Wegesanierung voraus. Die Schilderungen können nicht unterschiedlicher sein. Laut Richter wurde im Wegeausschuss des Gemeinderates seit 2015 darüber diskutiert, welche Güterwege von der Gemeinde saniert werden müssten. "Die Landwirte hat das nicht interessiert. Ich habe nie eine Rückmeldung bekommen", sagt der Ortschef.

"Glatte Lüge"

Laut ÖVP-Gemeinderat und Landwirt Robert Brandl sei dies eine "glatte Lüge". "Ich habe im Wegeausschuss sogar Anträge für die Sanierung gestellt. Es wurde sogar vom Bürgermeister aus dem Förderantrag heraus gestrichen". Die Bauern selbst hätten von 2005 bis 2015 etwa 100.000 Euro in die Instandhaltung der Feldwege investiert. "Einige Bereiche, besonders der Weg zur Biogasanlage, sind jetzt nicht mehr mit den Traktoren und Maschinen befahrbar. Daher müssen wir was machen, wenn die Gemeinde nichts tut", sagt Brandl. Die Bauern bestellten 250 Tonnen Recyclingmaterial und Maschinen und trafen sich Samstagfrüh zur Sanierungsaktion. Richter rief die Polizei. Die Beamten konnten den Streit soweit schlichten, dass der Bürgermeister von einer Anzeige Abstand nahm. "Es wird endlich Zeit, dass die Bauern nicht machen, was sie wollen", betont Richter.

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