Bezirkshauptmann: "Verlegungen aus St. Gabriel möglich"
"Es spricht nichts gegen eine Verlegung, wenn sie unbedingt sein muss und sofern sie vorher kommuniziert wird und planvoll und organisiert stattfindet und individuell nach den Bedürfnissen der Jugendlichen erfolgt", sagt der Bezirkshauptmann von Mödling, Philipp Enzinger, zur geplanten Verlegung der Drasenhofen-Burschen aus der Caritas-Einrichtung St. Gabriel in Maria Enzersdorf (Bezirk Mödling). Er fügt hinzu: "Und es muss in Abstimmung mit der Kinder- und Jugendhilfe geschehen."
Am Vormittag seien Gespräche mit sieben der zehn Minderjährigen geführt worden. Weitere drei Jugendliche, die in Kursen beziehungsweise nicht in der Unterkunft waren, sollten am Nachmittag erreicht werden. „Derzeit liegt aber keine Gefährdung vor“, sagte der Bezirkshauptmann.
„Zum Thema Verlegung ist eine differenzierte Betrachtungsweise notwendig“, betonte er. Zwei der Jugendlichen haben demnach etwa medizinischen Bedarf, einer gehe nahe St. Gabriel einer Arbeit nach. Wichtig sei, dass auch bei einer etwaigen Übersiedlung eine „gute Unterbringung sichergestellt wird“. Denn: In St. Gabriel seien sie gut aufgehoben.
Um Abklärung ersucht
FP-Landesrat Gottfried Waldhäusl hatte in der Vorwoche angekündigt, dass die von Drasenhofen nach St. Gabriel übersiedelten unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge in andere Quartiere verlegt werden. Ein Vertrag mit der Caritas über eine weitere Betreuung der Jugendlichen werde nicht zustande kommen. Daraufhin gingen vier entsprechende Meldungen im Büro der für Kinder- und Jugendhilfe zuständigen Landesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ) ein, die die Bezirksverwaltungsbehörde am Montag um Abklärung ersuchte.
Sie hatte am Montag gesagt: "Gemäß meinem rechtlichen Auftrag habe ich heute die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Abteilung für Kinder- und Jugendhilfe beauftragt, dem Verdacht der Kinderwohlgefährdung nachzugehen." Diese hatten daraufhin die zuständige Bezirksverwaltungsbehörde in Mödling in Kenntnis gesetzt und um "unverzügliche Abklärung ersucht". Bereits am Freitag hätten sich besorgte Unterstützer an die Kinder- und Jugendhilfe gewandt und beklagt, dass die angekündigte Verlegung psychischen Druck auf die jungen Asylwerber ausübe, heißt es aus ihrem Büro.
Zusammenbrüche
Tatsächlich hatte die Ankündigung der Verlegung die zehn betroffenen Jugendlichen laut ihren Unterstützern und Freunden aus der Bahn geworfen. Zwei erlitten einen Zusammenbruch. Ein junger Asylwerber musste sogar im Spital behandelt werden. Anfang der Woche gingen vier sogenannte Gefährdungsmeldungen bei der zuständigen Behörde ein. Auch der behandelnde Primar Rainer Fliedl, Leiter der Kinder- und Jugendpsychiatrie Hinterbrühl erklärte im KURIER-Gespräch, dass er eine erhebliche psychische Belastung und Retraumatisierung der Jugendlichen orte.
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