Auf Öko-Mission im Land der Kohle

Pernkopf (li.) mit Umweltministerin Köstinger.
Niederösterreich wirbt in Polen für die Energiewende – inmitten der vielen Interessen keine leichte Aufgabe.

Wer Elektroauto-Kolonnen erwartet hat, wird bei der Weltklimakonferenz im polnischen Katowice enttäuscht. Rund um den Spodek, die UFO-förmige Arena im Stadtzentrum, nageln die Dieselmotoren der zahlreichen Busse und Taxis. Über das Veranstaltungsgelände schieben sich dieser Tage 30.000 Menschen, um über das Klimaschicksal des Planeten zu beraten. Die dünnen Zeltbahnen, die die Verbindungsgänge zwischen den Hallen bedecken, passen nicht in den kalten polnischen Winter. Und nicht zum Klimaschutz. Die Zeltgänge werden mit mächtigen Elektro-Heizlüftern gewärmt. In einem Land, das mehr als 80 Prozent seines Stroms in Kohlekraftwerken produziert.

Trotzdem hat sich die UNO für Katowice als Tagungsort entschieden. Auch um Polens Bemühen zu würdigen, Kohleminen und Schwerindustrie sukzessive gegen Innovation und neue Technologien zu tauschen.

Ziel des Gipfels ist ein konkreter Fahrplan, wie die Klimaziele von Paris umzusetzen sind. 2015 wurde von den fast 200 Vertragsstaaten beschlossen, die globale Erwärmung auf deutlich weniger als zwei Grad Celsius gegenüber der vorindustriellen Zeit zu beschränken. Diese Grenze ist in Niederösterreich bereits überschritten. Die durchschnittliche Temperatur zwischen 1990 und heute ist um ungefähr zwei Grad angestiegen. Auch deshalb ist LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf nach Polen gereist, um die Werbetrommel für Niederösterreichs Energiestrategie zu rühren.

Auf Öko-Mission im Land der Kohle

Die Wege zur Weltrettung sind vielfältig: Proteste vor den Hallen der Klimakonferenz.

Das Land deckt seit 2015 seinen gesamten Strombedarf aus erneuerbaren Energien. „Wir zeigen als Region vor, dass es geht“, sagt Pernkopf. Österreich habe dieses Ziel mit 2030 definiert. „Wir haben also 15 Jahre Vorsprung. Den müssen wir aber auch halten“, sagt Pernkopf, der auch mit dem 2017 erlassenen Verbot von Ölkesseln in Neubauten Vorreiter in Österreich war. Mit Jahresbeginn will er einen neuen, überarbeiteten Energiefahrplan präsentieren. „Die Öko-Technologie bleibt nicht stehen, wir haben mehr Möglichkeiten, die müssen wir einarbeiten“, erklärt Herbert Greisberger, Geschäftsführer der nö. Energie- und Umweltagentur.

Pernkopf hat in Katowice auch Umweltministerin Elisabeth Köstinger den Rücken gestärkt, die als Ratsvorsitzende die EU-Staaten beim Klimagipfel vertrat. Als Argument für die Energiewende mit im Gepäck: 40.000 Green Jobs, also Arbeitsplätze im Umweltsektor, die in NÖ entstanden sind.

Sauberes Wasser

Grünes Know-how, das Niederösterreich auch exportiert. Etwa die EVN, die mit ihrer Tochterfirma WTE auch in Polen für sauberes Wasser sorgt. Die WTE plant, baut, finanziert und betreibt Anlagen zur Abwasserent- und Trinkwasserversorgung.

„Unsere mehr als 100 Anlagen reinigen in 18 Ländern das Wasser von fast 17 Millionen Menschen“, sagt EVN-Vorstand Franz Mittermayer, der auch auf Innovationen verweist. So wird etwa das aus Kläranlagen gewonnene Biomethan dem Erdgas beigemischt und ins Netz eingespeist.

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