"Wir müssen vom Reden zum Tun kommen"

"Wir müssen vom Reden zum Tun kommen"
Niederösterreich soll am Weltklimagipfel in Polen fast 200 Staaten zeigen, wie die Energiewende gelingen kann.

Es ist keine leichte Rolle, die Niederösterreich auf der Weltbühne des UN-Klimagipfels zugedacht wurde. Als Vertreter einer Region, die 100 Prozent ihres Strombedarfs aus erneuerbarer Energie deckt, ist die blau-gelbe Delegation mit einer klaren Mission nach Polen gereist: Den anderen zeigen, dass es geht.

Mit Montag hat beim Weltklimagipfel im polnischen Katowice die heiße Phase begonnen. In der zweiten Woche des internationalen Treffens sind nun, nachdem auf Expertenebene beraten wurde, die Minister und politischen Entscheidungsträger der Staatengemeinschaft am Wort. Sie ringen um eine Einigung, wie das Pariser Klimaabkommen möglichst flächendeckend umgesetzt werden kann.

Unter österreichischem Ratsvorsitz vertreten dabei Nachhaltigkeitsministerin Elisabeth Köstinger und EU-Kommissar Miguel Canete die EU-Staaten. "Wir sind hier, um für die Umsetzung des Abkommens von Paris konkrete Regeln zu erarbeiten", umreißt Köstinger die Marschroute. "Wir brauchen ein Arbeitsprogramm und ein Regelbuch für das Pariser Abkommen, auf das sich am Ende alle Staaten einigen müssen." Keine leichte Aufgabe: Durch das Konsensprinzip darf es unter den 196 Vertragsparteien keine Gegenstimme geben.

Neben den "konkreten Regeln" geht es auch darum, eine Finanzierungsstrategie für die Entwicklungsländer zu entwerfen. In Paris wurde 2015 nicht nur vereinbart, dass die globale Erwärmung auf deutlich weniger als zwei Grad Celsius, möglichst sogar 1,5 Grad, gegenüber der vorindustriellen Zeit begrenzt werden soll. Die Industrieländer sollen auch deutlich mehr Geld für die Klimaschutzmaßnahmen zur Verfügung stellen. Gerade bei diesem Punkt spießt es sich aktuell gewaltig. Köstinger appellierte an alle 196 teilnehmenden Staaten. "Wir werden von allen Seiten ein erhebliches Maß an Bewegung in den Positionen brauchen, um zu einem gemeinsamen Ergebnis kommen zu können."

Rückendeckung

Um ihrem bemühen Nachdruck zu verleihen, hat sich die Ministerin Rückendeckung aus Niederösterreich eingeladen. Der für Umweltfragen zuständige Landesvize Stephan Pernkopf soll die Werbetrommel für Klimaschutz rühren. Im Gepäck sein wichtigstes Argument: Niederösterreich deckt seit 2015 seinen gesamten Strombedarf mit Hilfe erneuerbarer Energien. "Wir zeigen als Region vor, dass es geht", wird Pernkopf in Polen nicht müde zu betonen.

Niederösterreichs Energiefahrplan stammt aus dem Jahr 2010, 2012 wurde im Bundesland das erste Energieeffizienzgesetzt Österreichs beschlossen, 2014 wurde das gesamte Land darauf getestet, wo sich Windkraftanlagen besonders effizient zum Einsatz bringen lassen - 733 Windräder drehen sich aktuell im Land zur Stromproduktion. 2017 schließlich wurde für den Wohnbau ein generelles Ölheizungsverbot beschlossen - auch ein Punkt, der in Katovice mitunter für staunende Blicke sorgt.

Bei Köstingers Auftritt am Dienstag soll auch Pernkopf an ihrer Seite sein, um über Niederösterreichs Erfahrungen Auskunft geben zu können. Mit ihm ist auch Niederösterreichs Energie- und Umweltagentur enu mit ihrem Geschäftsführer Herbert Greisberger vertreten. Pernkopf ist sich nach seinem ersten Tag in Katovice sicher: "Wir müssen vom Reden endlich zum Tun kommen."

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