Neu ist auch der Blick auf den Künstler. Denn es geht „um Facetten künstlerischen Dialogs und kollaborativer Schaffensprozesse“, erklärt Kuratorin Alexandra Schantl. Denn „ungeachtet von Arnulf Rainers Selbststilisierung als manischer Einzelgänger“ will man nun Rainers Werk in Gegenüberstellung mit einem anderen präsentieren.
Die Anfänge
Berühmt ist Rainer für seine Übermalungen. „Duette Duelle“ begibt sich an deren Anfänge. „Gerade diese Ausstellung zeigt ganz neue Facetten, wie er begonnen hat, und gibt Einblicke in die Persönlichkeit dieses spannenden, charismatischen Menschen“, sagt die kaufmännische Direktorin Gabriele Langer.
Im Zentrum der Ausstellung steht die Zeit von 1963 bis Mitte der 80er-Jahre. Seine berühmten Fotoübermalungen von Selbstporträts nahmen übrigens ihren Ursprung in einer Fotokabine am Wiener Westbahnhof, wie Schantl erklärt. Doch weil die Ergebnisse enttäuschend waren, („Rainer wusste nie genau, wann der Automat auslöst“) arbeitete er rasch mit professionellen Fotografen zusammen.
„Die dazu angehalten waren, den Höhepunkt von Rainers Gesichts- und Körperspannung zu dokumentieren“, so Schantl. Weil ihm die Ergebnisse dieser „extrovertierten Selbstkommunikation“ vor einem nicht anwesenden Publikum zu wenig ausdrucksstark erschienen, begann er mit dem Überzeichnen seiner fotografischen Selbstdarstellungen“.
Was sich bald ausweitete. Auf historische Kunstwerke, etwa Zeichnungen Egon Schieles, Selbstporträts van Goghs oder sogar mittelalterliche Christusdarstellungen. „Jedes Mittel ist dann recht, um sich von diesem Duell zu befreien, um irgendeinen Sieg durch andere Kunst- und Kampfformen zu erringen.
Schließlich ist das Ganze ja kein reines Duett, kein rituell vorbestimmtes Fairnessduell, sondern eine Art Singkampf, Ringkampf ohne Schiedsrichter. Wer oben verbleibt, hat gewonnen“, meinte Rainer.
Präsentiert werden aber auch Gemeinschaftsarbeiten Rainers mit Dieter Roth und Günter Brus oder die Dokumentation der Fotografin Karin Mack eines Konzerthappenings („Selten gehörte Musik“) in Berlin 1974. Ein weiterer Schwerpunkt ist Gemeinschaftsarbeiten von Brigitte Kowanz und Franz Graf gewidmet.
Lebendiges Museum
Das Museum besticht auch durch die Kombination des historischen Frauenbades mit den Kunstwerken, ist aber kein „Elfenbeinturm“, wie Gabriele Langer betont. Kunst „nur“ auszustellen, sei zu wenig, „die Vermittlungsformate sind ganz wichtig“. Das Rainer Museum bietet da einiges, vom Art Breakfast mit Brunch und Führung, über Mallabor und Ferienworkshops für Kinder bis zum Manga-Zeichenkurs.
Das werde auch sehr gut angenommen und von den jährlich rund 20.000 Besuchern bestehe ein Drittel aus Kindern und Jugendlichen. „Ein Museum soll ja auch Spaß machen, soll ein lebendiger Ort sein“, betont Langer. Und weiter: „Ich glaube, dass die Kunst weiterhin hat, was sie immer konnte: die Kraft, zu berühren.“
Mehr Infos: www.arnulf-rainer-museum.at
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